Zoll-Verhandlungen zwischen EU und China dauern an

Noch gibt es offenbar eine Chance, dass die EU-Sonderzölle auf Elektroauto-Importe aus China abgewendet werden können. Laut einem Medienbericht gehen die Verhandlungen in die Verlängerung.

byd dolphin 2024 02 min
Bild: BYD

Die angeblich für den 25. September geplante Abstimmung der EU-Staaten zur Erhöhung der Zölle auf Elektroautos aus China hat offenbar nicht stattgefunden. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Verhandlungen zwischen der EU und China zu dem Thema andauern. Das berichtet zumindest das Portal „Politico“. Demnach seien chinesische Vertreter in Brüssel geblieben, um die Verhandlungen über ein Abkommen fortzusetzen, mit dem EU-Zölle auf Elektroautos vermieden würden.

Eine Einigung gab es aber auch nach den langen Gesprächen in der vergangenen Woche noch nicht, so die mit den Gesprächen vertrauten Personen. Ob die Verlängerung als Zeichen für eine mögliche Annäherung gesehen werden kann, wird aber offen gelassen. Die EU-Kommission wollte die Informationen zu der angeblichen Verlängerung nicht kommentieren.

Ein Punkt, der derzeit angeblich diskutiert wird, sind laut „Politico“ freiwillige Mindestpreise, die die „marktverzerrenden chinesischen Subventionen ausgleichen und damit die geplanten EU-Zölle gegenstandslos machen würden“. Denn genau darum dreht sich der ganze Zoll-Streit: Die EU-Kommission will in ihrer monatelangen Untersuchung wettbewerbsverzerrende Subventionen in China festgestellt haben, dank derer die chinesischen Hersteller ihre Elektroautos günstiger verkaufen können als jene Hersteller, die nicht von Peking gefördert wurden. Daher sollen sich die geplanten EU-Sonderzölle auch herstellerspezifisch nach der Höhe der festgestellten Subvention richten.

In der vergangenen Woche hatten EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und der chinesische Handelsminister Wang Wentao persönlich an den Gesprächen teilgenommen. Eine Einigung hat das offenkundig nicht gebracht. Nun werden die Gespräche wohl auf anderer Ebene fortgesetzt: Gegenüber „Politico“ gab ein chinesischer Industrievertreter an, dass nur die Unterhändler in Brüssel geblieben seien. Er konnte aber laut dem Bericht keine Angaben dazu machen, wie aufgeschlossen die EU gegenüber den Ideen Pekings gewesen sei.

Die diskutierten Mindestpreise sind offenbar so ein chinesischer Vorschlag. Noch vor Wangs Besuch in Europa hatte die Kommission ein erstes Angebot zu Mindestpreise abgelehnt, da dieses „die chinesischen Subventionen nicht ausreichend aufgehoben“ habe und es auch Probleme bei der Durchsetzung der Preise gebe. Wie ein nachgebesserter und auch in der Praxis anwendbarer Vorschlag aussehen könnte, wird nicht erwähnt.

Die andauernden Verhandlungen sollen seitens der EU vor allem auf Betreiben Deutschlands zurückzuführen sein. Die Bundesregierung hatte sich – teils mit eigenen Vorschlägen – früh gegen die EU-Sonderzölle auf chinesische Elektroautos positioniert, da ein Handelskrieg mit China befürchtet wird, der die deutsche Autoindustrie schwächen könnte. Bisher konnte Berlin aber nicht genügend Verbündete finden, um die EU-Kommission von ihrem Vorhaben abzubringen. Laut „Politico“ „wäre eine Verhandlungslösung für Berlin der letzte Ausweg“. Führen die verlängerten Gespräche zu keinem Erfolg, könnte innerhalb weniger Tage die bereits für Mittwoch kolportierte Abstimmung im EU-Rat nachgeholt werden. Nach bisherigem Stand würde die Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten die von der EU vorgeschlagenen Sonderzölle annehmen.

politico.eu

6 Kommentare

zu „Zoll-Verhandlungen zwischen EU und China dauern an“
MEroller
26.09.2024 um 09:40
All das bedeutet doch immer nur: teurere E-Fahrzeuge für die Autokäufer in der EU, und die Chinesen verdienen sich ein goldene Nase, wenn sie mit den Mindestpreisen durchkommen :-(
erFahrer
27.09.2024 um 08:36
Alle verdienen sich eine goldene Nase, besonders die EU-Fa. weil deren Absatzmenge dadurch gesichert wird.
gerd
27.09.2024 um 07:58
Vorsprung durch Technik sollte doch im freien Welthandel nicht durch sowas blockiert werden.
Michael
27.09.2024 um 08:30
Bei zöllen bekommt das Geld die EU. Bei Mindestpreisen bekommt es der Hersteller selbst. Wenn die EU damit zufrieden ist nun die eAutos für die Verbraucher teurer gemacht zu haben, passt es so oder so. Man hätte die Einnahmen verwenden können um die Infrastruktur zu Sponsoren..
erFahrer
27.09.2024 um 08:47
Ja, für Journalisten müssten diese Hinterzimmer-Gespräche ein Himmel auf Erden sein. Wie umgeht man die rechtlichen Grundlagen da Preisabsprachen strengstens verboten sind? Hängt diese ganze Sache auch mit dem verhalten von Northvolt zusammen? Wer konnte der EU versichern, dass es längere Zeit nicht zu einem drastischen Anstieg des Ölpreises kommt und damit der ganze EU-Wirtschaft den gar aus macht? Und noch viele weitere Punkte geopolitischer Wirtschaftsmacht? Gut das man heute als Bürger den direkten Zugriff auf Erneuerbare hat und es auch für Wärme und Mobilität nutzen kann.
Phil_e-ID-R5
27.09.2024 um 15:23
Das ihr alle so zufrieden seid, alles aus China, eine volle Demokratie zu kaufen, und den reicher zu machen, finde ich voll traurig. Selbst die Demokraten in USA haben Zölle entschieden. Ja ein bisschen Schutz wäre richtig, endlich könnte die EU seine Batterie Programm finanzieren... die Automobilhersteller haben nicht alles verschlafen, es gibt aber kein Gründen die einzigen Idioten zu sein, die alles frei kaufen. Ihr weißt ganz genau, dass China die Hersteller gezwungen haben in China zu produzieren, weil ansonsten Steuer anfallen... und das seit jahr... Wollen Sie hier verkaufen, dann auch in Europa bauen, und ihr werdet auch ein bisschen warten müssen. Billig ist nicht nur geil es geht auch um Strategie...

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