Verkehrsministerium prüft drei Bescheide bei H2-Förderung

Das Bundesverkehrsministerium hat im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei der Wasserstoffförderung Disziplinarverfahren gegen zwei Mitarbeiter eingeleitet. Außerdem werden insgesamt drei Förderfälle danach überprüft, ob die Bescheide aufgehoben und das Geld zurückgezahlt werden muss.

Bild: BMDV

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BDMV) hat seinen Abschlussbericht zu den Compliance-Vorwürfen „gegen den ehemaligen Abteilungsleiter Grundsatz und die Förderpraxis im Bereich Wasserstoff“ vorgelegt – also die „Wasserstoff-Affäre“ um den 2024 entlassenen Abteilungsleiter Klaus Bonhoff. Konkret gehe es um Förderungen des BMDV „im Zusammenhang mit Wasserstoffprojekten, die in der letzten Legislaturperiode, im Jahr 2021, durch das damalige BMVI auf den Weg gebracht wurden“, wie das Ministerium mitteilt.

Bei den internen Untersuchungen hat das BMDV „tatsächliche Anhalthaltpunkte für die Verletzung von Dienstpflichten“ festgestellt. Das betreffe zwei Mitarbeiter des Ministeriums, die aber namentlich nicht genannt werden. „Es besteht aufgrund der Feststellungen der Innenrevision der Verdacht, dass die zwei Mitarbeiter u.a. gegen die unparteiische Amtsführung, gegen die Treuepflicht sowie gegen die Auskunfts- und Wahrheitspflicht verstoßen haben.
Die Personalabteilung des BMDV hat ausgehend von diesen Feststellungen ein disziplinarrechtliches Verfahren eingeleitet“, so das Ministerium. Das entsprechende Eröffnungsschreiben sei beiden Mitarbeitern übermittelt worden, damit läuft das Verfahren nach den Vorgaben des Bundesdisziplinargesetzes. In diesem Zuge haben die Betroffenen dann auch die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Drei Förderbescheide im Fokus

In der Mitteilung macht das BMDV aber keinerlei Angaben zu den genauen Vorwürfen oder auch der Position bzw. Zuständigkeit der Betroffenen. Im Zuge der politischen Aufarbeitung der Wasserstoff-Affäre hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) im Februar 2024 Klaus Bonhoff entlassen und Adam Mutwil, Leiter des Referats G 25 (Wasserstoff und Brennstoffzellen in der Mobilität) in das Referat Eisenbahn versetzt. Im Mai 2024 wurde das Wasserstoff-Referat dann de facto aufgelöst.

Hintergrund ist eine Vergabe von Fördermitteln in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro für das Innovationscluster HyMobility an den Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV). Mit dem Geld sollte eine Kommunikationsplattform für Wasserstoff-Mobilität unterstützt werden. Klaus Bonhoff, der lange Jahre die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) geleitet hat und noch unter dem Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ins BMDV berufen wurde, gilt in der Branche als Verfechter eben jener Technologie.

Der Vorwurf: Als Abteilungsleiter soll sich Klaus Bonhoff Ende 2021 für die Förderung und den möglichst kurzfristigen Förderbescheid starkgemacht haben. Pikant: Den Antrag eingereicht hat DWV-Chef Werner Diwald – ein persönlicher Freund von Klaus Bonhoff. Man kennt sich seit Jahren, beruflich wie privat. Mails zwischen den beiden, die im „Spiegel“ öffentlich wurden, belegen, wie sich der zur Neutralität verpflichtete Abteilungsleiter auf Referatsebene (also beim damaligen Referatsleiter Adam Mutwil) für die Bewilligung eingesetzt hat.

Diese vermutete Einflussnahme hat Zweifel an der Vergabe weiterer Wasserstoff-Fördergelder aufkommen lassen. Genau das hat das BMDV daher ebenfalls untersuchen lassen. In einem Fall hatte sich „aufgrund der Feststellungen der Innenrevision der Verdacht erhärtet, dass in unzulässiger Weise Einfluss auf die Bewilligung genommen wurde“. Daher hatte das BMDV im Mai eine externe rechtliche Überprüfung dieser Förderentscheidung veranlasst und den Projektträger zeitgleich aufgefordert, keine weiteren Auszahlungen anzuweisen.

Das Rechtsgutachten liegt seit Mitte August vor: „Nach dem Ergebnis des anwaltlichen Gutachtens ist der Förderbescheid formell und materiell rechtswidrig.“ Daher hat das BMDV das Gutachten auch dem zuständigen Projektträger übermittelt. „Dieser wird kurzfristig das für eine Aufhebung eines Bewilligungsbescheides gesetzlich vorgeschriebene Anhörungsverfahren einleiten“, teilt das Ministerium mit. „An dessen Abschluss kann die vollständige Rückforderung der bislang ausgezahlten Fördermittel stehen.“

Und: In zwei weiteren Fällen hätten sich „erst im Verlauf der weiteren Prüfungen durch die Innenrevision“ neue Erkenntnisse ergeben, die zu Zweifeln an der Rechtsmäßigkeit von dieser beiden Förderbescheide geführt haben. Daher hat das BMDV auch hier Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, diese liegen aber noch nicht vor. In beiden Fällen werden bis zum Abschluss der Prüfung keine weiteren Gelder ausgezahlt. Mit dem Verweis auf die laufenden Verfahren wird das BMDV keine näheren Angaben zu den Projekten machen.

faz.net, bmdv.bund.de

7 Kommentare

zu „Verkehrsministerium prüft drei Bescheide bei H2-Förderung“
Dixi K
27.09.2024 um 16:38
H2 Unsinn endlich stoppen und nicht weiter Millionen vergraben
Heinz
28.09.2024 um 08:17
Da wird mal wieder nichts passieren. Korruption, Postengeschacher und Vetternwirtschaft sind unter den reichen Deutschen doch mittlerweile an der Tagesordnung, Cum-Ex und die Maskenaffäre lassen grüßen. Das Volk kann solche Sperenzchen ja bezahlen.
erFahrer
30.09.2024 um 08:21
Bleibt zu hoffen, dass dies nicht auf die pauschale Ablehnung der Bevölkerung hinausläuft und fossiler Wirtschaft einen provozierten, zweiten Frühling beschert, den sich diese „Klima“ nicht leisten kann. Grüner Wasserstoff hat zügig voran zu kommen für die chemischen Anwendungen der Industrie, um hier das Gewinnen aus klimaüberhitzendem Erdgas endlich zu beenden
Gerd
30.09.2024 um 10:23
das Firmen-Gestrüpp in Grasbrunn?
E. Wolf
30.09.2024 um 11:01
So viel zum "equal playing field".Es wird getrickst und getäuscht. Am Ende soll der Kunde / Steuerzahler für die Versäumnisse einer Personengruppe zahlen, die auf ihre Pfründe nicht verzichten möchte.Die Wasserstoffwirtschaft kommt in 5 Jahren - heißt es seit 30 Jahren !! In engem Schulterschluß mit der fossil/atomaren Lobby, die eh nichts ändern möchte.Und gleichzeitig wird PV (Solar), Wind und state-of-the art Batterietechnik hintertrieben wo es nur geht: Offen in der Presse oder in den u.a. VDE / FNN/BDEW/... Gremien.Zunächst müssen noch 10 GW sog. H2 ready und Gaskraftwerke durchgesetzt werden. Dann natürlich sog. dyn/flex Tarife zur Gebrauchsverlängerung der bestehenden Kohle/Gas-Kraftwerke.Es könnte viel einfacher sein: PV und V2H im privaten E/2FH Umfeld, im industriellen/gewerblichen PV auf Hallendächern und Parkflächen, dann noch Wind und MW Batteriespeicher, u.a. als Quartiersspeicher.Und was dann noch fehlt, dann gerne Wasserstoff ! Als Champagner, nicht als Selter !!!
Hydrogenius
30.09.2024 um 16:42
Wann tritt der DMV Vorstand endlich zurück; das wäre doch jetzt die Gelegenheit schlechthin. Offensichtlicher kann die Verfilzung gegenüber der H2-Antagonisten sich nicht offenbaren. Der H2-Hochlauf in der BRD erfordert ein transformatives Setting.
John
01.10.2024 um 08:35
Man muss die Menschen vom Problem trennen. Nur weil man hier eine Amigo Affäre aufgedeckt hat, die es im Batterieumfeld natürlich genauso gibt, müssen H2 Anwendungen nicht unnütze sein. H2 benötigen wir um grüne Energie zu speichern und andere Industriesektoren zu dekarbonisieren. Zu den Kosten sei gesagt, dass wir zu keiner Zeit den Energiinhalt, aus den fossielen Brennstoffen bezahlt haben. Wir haben nur die Förderung, Veredelung und Steuern bezahlt. Wenn wir zukünftig auch noch den Energieinhalt unserer Energieträger, weil erneuerbar hergestellt, bezahlen müssen, wird das unweigerlich dazu führen dass Energie teurer wird. Letztendlich wird das auch dazu führen dass man einige Gewohnheiten in Frage stellen muss. Z.B. wieso man mit einem 2,5 Tonnen Auto fahren muss. Klimaschutz bedeutet auch energetisch sinnvolles Verhalten einzuführen. Dazu gehört, dass Energie auch teurer wird und Anwendungen effizenter werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert