VW-Werke kämpfen um 20.000-Euro-Stromer
In dem internen Wettbewerb gibt es laut einem Medienbericht drei Kandidaten mit den angeblich besten Aussichten. Wie der „Spiegel“ ohne nähere Angaben von Quellen schreibt, soll es sich dabei um das VW-Werk im portugiesischen Palmela, die Fabrik im polnischen Posen sowie Skodas Stammwerk im tschechischen Mladá Boleslav handeln. Das VW-Werk in der slowakischen Hauptstadt Bratislava habe demnach nur noch Außenseiterchancen, heißt es in dem Bericht.
Die traditionelle „Planungsrunde“ im Volkswagen-Konzern entscheidet jedes Jahr über die Belegung der Werke aller Konzernmarken im Fünf-Jahres-Horizont. Da die drei Elektro-Kleinwagen in einigen Jahren auf den Markt kommen sollen – zunächst steht 2025/2026 die Premiere der in Spanien gebauten 25.000-Euro-Stromer an – ist es wahrscheinlich, dass bei der Planungsrunde in diesem Herbst bestimmt wird, wo die 20.000-Euro-Elektroautos gebaut werden sollen. Die deutschen Elektroauto-Werke von VW, Zwickau und Emden, haben trotz ihrer geringen Auslastung wohl keine Chance: Sie kommen „wegen ihrer höheren Kosten von vornherein nicht infrage“, so der „Spiegel“.
Kosten-Effizienz oder Regionalproporz?
Die vier 25.000-Euro-Stromer von VW (Kleinwagen und SUV), Cupra (Kleinwagen) sowie Skoda (SUV) werden in den spanischen Werken Martorell und Pamplona gebaut. Da die VW-Batterietochter PowerCo zudem in Sagunt nahe Valencia eine Batteriezellfabrik baut, in der die Zellen für die kommenden Kleinwagen gefertigt werden sollen, würde das auch bei den 20.000-Euro-Modellen für einen Produktionsstandort auf der iberischen Halbinsel sprechen – in dieser Logik wäre das portugiesische Werk der Favorit. Dort baut VW derzeit das Kompakt-SUV T-Roc in Golf-Größe. „Palmela gilt als besonders effizientes Werk im Konzern“, beschreibt der „Spiegel“ ein weiteres Argument pro Portugal.
Doch so sehr VW in Zeiten von Sparprogrammen und Rendite-Zielen auf die Zahlen schaut, ist die Entscheidungsfindung im Konzern bekanntlich ungleich komplexer. „Der Regionalproporz allerdings spricht dagegen, ein weiteres wichtiges Projekt nach Südeuropa zu geben“, liefert der Bericht gleich ein Gegenargument mit.
Im Gegenzug spricht für das Skoda-Stammwerk in Tschechien, dass dort mit dem Enyaq und seit Kurzem mit dem Elroq bereits zwei Elektromodelle gebaut werden. Besonders der in dieser Woche präsentierte Elroq steht dabei im Fokus: Das kompakte E-SUV soll ausstattungsbereinigt gleich viel kosten wie das entsprechende Verbrenner-Modell Karoq und dabei auch noch profitabel sein. Das spricht für Skoda. Dass PowerCo die in Pilsen geplante Zellfabrik vorerst doch nicht umsetzt und die tschechischen VW-Werke somit weiter von externen Lieferanten abhängig sind, könnte wiederum gegen Mladá Boleslav sprechen. Wobei der Batterie-Einkauf bei reinen Zellherstellern auch seine Vorteile haben kann: Wie schnell und zu welchen Kosten die Produktion in einer neuen Fabrik ans Laufen gebracht werden kann, ist eine große Variable – siehe Northvolt in Schweden.
Der dritte Kandidat ist laut dem Bericht das Werk von VW Nutzfahrzeuge in Posen, wo aktuell der VW Caddy und der größere Crafter gebaut werden. Bei den leichten Nutzfahrzeugen wird seit jeher auf eine effiziente Produktion geachtet. Zudem hat VWN bereits in der Vergangenheit bereits Karosserien für andere Konzernmarken gefertigt, sogar für Porsche – etwa beim Panamera, dessen Karosserien bei der ersten Generation zunächst aus Hannover kamen. Die Batterie-Frage wäre bei Posen wohl ähnlich wie beim Skoda-Werk – man wäre auf externe Lieferanten angewiesen, in Polen und Ungarn gibt es aber zahlreiche Zellfabriken asiatischer Hersteller.
Zudem will der „Spiegel“ noch ein Detail über die kommenden 20.000-Euro-Elektroautos an sich erfahren haben. Es werde im Konzern darüber nachgedacht, „den in modernen Autos obligatorischen Infotainment-Bildschirm einzusparen, ähnlich wie im inzwischen eingestellten e-Up, dem informellen Vorgänger des 20.000-Euro-Autos“. Gleich den kompletten Bildschirm einzusparen (während die Konkurrenz ein solches Feature wohl noch bietet), wäre ein großer Schritt. In einigen preiswerten Modellen ist es bereits heute Standard, dass das eigene Smartphone die zentralen Aufgaben übernimmt, etwa das Musik-Streaming oder die Navigation – allerdings ist in der Regel noch ein Display im Fahrzeug gebaut, das als Anzeige/Touchscreen für Apple CarPlay oder Android Auto fungiert.
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