Erste Ausfahrt im VW ID.7 GTX Tourer: Braucht es einen elektrischen GTI?
Volkswagen hat das I im GTI-Label, das für „Gran Turismo Injection“ steht, durch ein X ersetzt, um die sportlichen Elektro-Versionen zu kennzeichnen. Folglich sind die sportlichen Ableger der ID.-Familie nun am GTX-Label erkennbar. Zuerst brachte VW Performance-Varianten des ID. 4 und ID. 5 auf den Markt. Darauf folgte der ID.3 GTX. Teil der jüngsten GTX-Offensive sind neben dem Kompakt-Modell auch sportliche Versionen des ID.7 und ID.7 Tourer. Bei einer Ausfahrt in Schweden haben wir den stärksten VW-Kombi genauer unter die Lupe genommen: den rein elektrischen ID. 7 GTX Tourer.
Inspiration von GTI-Verbrennern
Für die optische Differenzierung innen und außen haben sich die VW-Designer bei den GTI-Verbrennern inspirieren lassen. So erhielt der ID. 7 GTX eine neu gestaltete Front- und Heckschürze. Die Frontpartie ziert ein glänzend schwarzes Lüftungsgitter in Waben-Optik, die Scheinwerfer erhielten eine GTX-typische Lichtgrafik. Am Heck erkennt man die sportlichen Versionen an einem Wabengitter, das fast die gesamte Breite des Stoßfängers einnimmt.
Die Wolfsburger bezeichnen das neue „Kings Red Metallic“ als typische GTX-Farbe, in der auch unser Testfahrzeug bereitstand. Zusammen mit den neuen 21-Zoll-Leichtmetallrädern „Mataró“ sieht der E-Kombi denn auch deutlich sportlicher aus als seine leistungsschwächeren Ableger. Im Innenraum finden sich typische GTX-Features wie beheizbare Sitze mit roten Kontrastnähten und einem perforierten GTX-Schriftzug in den Lehnen. Ebenfalls GTX-spezifisch: das Multifunktionslenkrad mit roter Mittelspange und roten Ziernähten.
Ein überschaubares Mehr an Leistung
Der ID. 7 GTX soll nicht nur optisch Sportlichkeit vermitteln, sondern auch bei den Leistungsdaten. Er ist als Allrad konzipiert und setzt hinten auf den effizienteren E-Antrieb namens APP550 mit 210 kW Leistung, während an der Vorderachse eine zusätzliche 80 kW starke E-Maschine arbeitet. Die Systemleistung beträgt 250 kW, was den ID. 7 Tourer GTX zum derzeit stärksten VW-Kombi macht.
Allerdings beträgt der Leistungszuwachs zum Pro S, der ebenfalls mit dem E-Motor mit 210 kW an der Hinterachse ausgestattet ist, nur überschaubare 40 kW. Beim Sprint von null auf 100 km/h ist der GTX mit 5,5 Sekunden auch nur 1,2 Sekunden schneller als der Pro S (6,7 Sekunden). Im Alltag dürfte dies kaum spürbar sein, wie wir bei der Probefahrt in Schweden feststellen konnten. Beide Varianten erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Eine Differenzierung zum Pro S wäre wünschenswert gewesen, besonders in Deutschland, wo höhere Geschwindigkeiten durchaus möglich sind.
Die Unterschiede liegen im Detail
Gleichwohl konnte der ID. 7 GTX bei unserer ersten Ausfahrt ordentlich Fahrspaß vermitteln. Je nach Leistungsanforderung und Fahrsituation wird die vordere E-Maschine in Sekundenbruchteilen zugeschaltet. Die Kraftverteilung steuert ein modifizierter Allradregler, hinzu kommen Eingriffe der elektronischen Differenzialsperren (XDS+). Dies soll für eine erhöhte Fahrzeugstabilität und verbesserte Lastwechselreaktionen sorgen. Zudem hat Volkswagen im GTX steifere Buchsen, dickere Stabilisatoren und Dämpfer mit einer anderen Kennlinie verbaut. Ergänzt wird das Fahrsystem durch eine adaptive Fahrwerksregelung DCC – alles in allem überzeugendes Gesamtpaket.
Auf den kurvenreichen Strecken in Schweden hatten wir stets die Kontrolle über das Fahrzeug. Unebenheiten wurden gekonnt abgefangen. Die serienmäßige Progressivlenkung trug dazu bei, dass der ID. 7 GTX zum Kurvenräuber mutierte. Doch auch der Reisekomfort muss hervorgehoben werden: Der ID. 7 GTX Tourer entpuppte sich trotz seiner sportlichen Auslegung als ruhiger Reisebegleiter.
Mehr Reichweite im Pro S
Wer mit dem GTX-Modell möglichst viel Strecke mit einer Akkuladung zurücklegen will, sollte auf die sportlichen Vorzüge aber verzichten. Volkswagen gibt eine Reichweite von bis zu 584 Kilometern nach WLTP an, in der Praxis wird dieser Wert jedoch deutlich darunter liegen. Auf den Strecken in Schweden konnten wir keine praxisnahen Werte messen. Dies holen wir nach, sobald wir das Modell einem längeren Test unterziehen können. Eines ist allerdings klar: Der ID. 7 GTX kann mit seiner Energie haushalten, wenn man es möchte. Mehr Reichweite bietet nur der Pro S, der bis zu 690 Kilometer nach WLTP erreichen soll.
Beide Varianten nutzen übrigens den gleichen Akku. Während VW beim ID.7 Pro auf einen 77-kWh-Akku setzt, liegt der Energieinhalt bei Pro S und GTX bei nutzbaren 86 Kilowattstunden. Brutto sind es gar 91 kWh. Das Plus ist schnell erklärt: Statt zwölf sind 13 Zellmodule verbaut. Trotz des höheren Energieinhalts lässt sich der größere Akku schneller laden. VW gibt eine maximale Ladeleistung von 200 kW an, womit der Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent in 26 Minuten abgeschlossen sein soll. Bislang betrug die höchste Ladeleistung maximal 175 kW. Wie lang die 200 kW gehalten werden können und wie die Ladekurve aussieht, zeigen wir nach einem ausführlichen Test. Zur Vervollständigung sei noch erwähnt, dass an einer AC-Lademöglichkeit mit elf kW der Ladevorgang von null auf 100 Prozent mit neun Stunden angegeben wird.
Damit der Akku beim nächsten DC-Ladestopp optimale Bedingungen hat, kann er vortemperiert werden. Bei aktiver Zielführung startet die Vorkonditionierung automatisch auf dem Weg zur nächsten Schnellladesäule. Die Funktion kann aber auch manuell gestartet werden. Das Infotainment informiert den Fahrer darüber, ob die maximale Ladeleistung erreicht wurde und bei wie viel Kilowatt diese liegt. Nützlich! In der Praxis dürfte die Variante mit aktiver Routenplanung über die vom System geplanten Ladestopps regelmäßiger zum Einsatz kommen.
Ohnehin spielen Software und andere Spielereien eine wichtigere Rolle bei VW: Gegen die Ladeweile, die sich bei rund 26 Minuten für einen Ladevorgang am Schnelllader sicherlich in Grenzen halten dürfte, haben die Wolfsburger die Gaming-Plattform AirConsole integriert. Zudem gibt es die Wellness-In-Car-App, die für Entspannung während der Pause sorgen soll. All dies wird durch die Software-Version 5.0 ermöglicht, mit welcher der ID. 7 vom Band rollt. Relevanter im Alltag ist: Bei Nutzung von Android Auto oder Apple CarPlay für die Navigation werden die Richtungsangaben im Head-up-Display angezeigt.
Der Fahrer erhält zudem Unterstützung von zahlreichen weiteren Assistenzsystemen. Serienmäßig sind Spurhalte- und Spurwechselassistent, Ausstiegswarner, automatische Distanzregelung, Verkehrszeichenerkennung, Rückfahrkamera und Einparkhilfe verbaut. Optional bietet VW den „Connected Travel Assist“ an, der vorausschauend die Geschwindigkeit anpasst – auch vor Kurven und Kreisverkehren. Das optionale Paket IQ. Drive umfasst Fahr- und Parkassistenten. Bei der kurzen Ausfahrt konnten wir zwar etliche der Assistenten nicht ausgiebig testen. Gesagt werden kann jedoch, dass der Travel Assist sehr gute Dienste leistete und zum Reisekomfort beitrug. Dies gilt gleichermaßen auch für den ID. 7 Pro S.
Platz ohne Ende
Egal, ob Pro S oder GTX – der ID. 7 Tourer bietet enorm viel Platz und Stauraum. Vorne wie hinten lässt es sich gewohnt bequem sitzen. Bein- und Kopffreiheit gehören zu den Tugenden eines Kombis. Auch der rein elektrische Ableger des Passats – wenn man den ID. 7 denn so nennen mag – wird dem gerecht.
Im Vergleich zu anderen elektrischen Kombis bietet der ID. 7 GTX Tourer reichlich Stauraum im Kofferraum. Hier ein paar Beispiele: Während das ID.-Modell auf 605 Liter kommt, sind es beim BMW i5 Touring 570 Liter, beim Opel Astra Electric Sports Tourer 516 Liter und beim Nio ET5 Touring sogar nur 450 Liter. Zum VW Passat reicht es dennoch nicht ganz, der kommt auf 690 Liter. Wem die 605 Liter des ID. 7 Tourer nicht reichen, kann bei der Allrad-Variante GTX bis zu 1.200 Kilo an den Haken nehmen (gebremst, bei zwölf Prozent Steigung). Beim Pro S sind es nur 1.000 Kilo. Bis zur Anhängelast des Passat fehlt dem Stromer dennoch einiges, denn der kommt je nach Motorisierung auf bis zu 2.000 Kilo.
Fazit
Der ID. 7 GTX Tourer bietet reichlich Komfort. Das hat aber auch seinen Preis: Der Basispreis liegt bei 63.955 Euro, der Pro S beginnt bei 59.785 Euro. Dafür kommt die GTX-Variante serienmäßig mit LED-Matrix-Scheinwerfern, Progressivlenkung und dynamischem Fernlichtassistenten. Deutschland ist Kombi-Land und der Passat gehört zu den beliebtesten Modellen in den Flotten. Den ID.7 Tourer sollten sich Fuhrparkmanager, die elektrifizieren wollen, also in Erwägung ziehen . Die günstigen Basispreise des Verbrenner-Passat mögen zwar verlockend aussehen, doch wer eine vergleichbare Motorisierung und Ausstattung wählt, wird feststellen, dass der Unterschied zum elektrischen Pendant deutlich geringer ausfällt. Zudem bietet VW derzeit eine Kaufprämie für elektrische Varianten von 3.570 Euro, die vom Kaufpreis noch abgezogen werden kann. Ob es allerdings ein GTX sein muss? Das muss jeder für sich entscheiden.
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