LG Energy Solution will unabhängiger von der Autoindustrie werden
LG Energy Solution kombiniert in der nun präsentierten Roadmap monetäre und strategische Ziele. So geben die Südkoreaner an, ihren Umsatz im Jahr 2028 im Vergleich zu 2023 verdoppeln zu wollen. Das entspräche 67,4 Billionen Won bzw. 45,7 Milliarden Euro. Dazu beitragen sollen vier mittel- bis langfristige Substrategien: der Aufbau eines ausgewogenen Geschäftsportfolios durch den Ausbau von Nicht-Elektrofahrzeug-Geschäften, die Diversifizierung des Produkt- und Kundenportfolios im E-Auto-Markt, die Sicherung einer Geschäftsgrundlage im Bereich Software und Dienstleistungen sowie die Stärkung der Führungsposition bei der Batterietechnologie der nächsten Generation.
„Wir haben mit unserer langjährigen Erfahrung in der Batterieindustrie globale Standards gesetzt und werden unseren Status als Branchenführer beibehalten“, kommentiert David Kim, CEO von LG Energy Solution. „Ich bin zuversichtlich, dass, wenn wir uns gegenseitig als Schrittmacher unterstützen und uns die Hände reichen, unsere lange Reise uns zu noch schöneren Landschaften und Zukünften führen wird.“ Letzteren Teil des Zitats bezieht Kim vor allem auf die rund 35.000 Beschäftigten des Unternehmens.
LG Energy Solution hat seinen Hauptsitz in Seoul und konkurriert im Batteriemarkt unter anderem mit CATL, Panasonic, SK Innovation und Samsung SDI. 2020 wurde das Unternehmen aus der LG Chem ausgegliedert, in der das Batteriegeschäft zuvor als Sparte („LG Chem Energy Solution“) organisiert war. Bereits eigenständig debütierte LGES 2022 an der koreanischen Börse.
Die vier Substrategien führt das Unternehmen in einer begleitenden Mitteilung noch etwas detailreicher aus. Zum ersten Punkt – dem Ausbau des Nicht-Elektrofahrzeug-Geschäfts – heißt es, LGES wolle die Abhängigkeit von der Autoindustrie verringern und daher das Geschäft mit Energiespeichersystemen (ESS) auszubauen. Darüber hinaus will sich das Unternehmen verstärkt um neue Anwendungsbereiche „mit hohem Wachstumspotenzial bemühen“, etwa Urban Air Mobility, Schiffe und Robotik.
Innerhalb des weiter wichtigen Elektroautomarkts strebt LG Energy Solution zudem eine Diversifizierung seiner Produkte und Kunden an. Neben Premium-Batterien, die auf Hochnickelchemie basieren, will LGES künftig vermehrt günstigere Alternativen („LFP-, LMFP- und Hochspannungs-Mittelnickel-Produkte“) bieten und sein Portfolio an zylindrischen Batterien erweitern, um traditionelle Automobilhersteller einzubeziehen. Außerdem wolle man aktiv die Entwicklung anderer neuer Formfaktoren in Betracht ziehen, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind, heißt es weiter.
Drittens will das Unternehmen mit dem Ausbau seines Software- und Dienstleistungsgeschäfts eine weitere Umsatzquelle erschließen. Zusätzlich zu seinen bereits erhältlichen Batteriemanagementsystemen wollen die Südkoreaner „verschiedene Dienstleistungen wie Batterie-Leasing, -Verleih und -Recycling anbieten, um ein umfassendes Battery-as-a-Service -Ökosystem aufzubauen“. Darüber hinaus will sich LGES auch vermehrt Energy-as-a-Service-Geschäftsmodellen zuwenden, „um einen größeren Beitrag zur Energiestabilisierung und zur Kreislaufwirtschaft zu leisten“.
Schließlich gibt LG Energy Solution an, weiter viel in die Batterietechnologien der nächsten Generation investieren zu wollen. Im Bereich der Festkörperbatterien will das Unternehmen durch die Herstellung von sogenannten „anodenlosen Produkten“ und von Anodenprodukten auf Graphitbasis zu punkten. Parallel soll die Massenproduktion von „bipolaren“ halbfesten Batterien und kostengünstigen Batterien mit Schwefel und Natrium beschleunigt werden. Auch bei der Trockenelektroden-Beschichtung erwartet LGES baldige Durchbrüche.
Für die einzelnen Kerngeschäftsbereiche namens Advanced Automotive Battery, Mobility & IT Battery und Energy Storage Systems (ESS) Battery leitet der Hersteller aus diesen Strategien verschiedene Zielmarken ab. So soll der Geschäftsbereich Advanced Automotive Battery „die Spitzenposition in Nordamerika sichern und seine Position in Europa […] stärken“. Bis 2026 werde sich der Geschäftsbereich darauf konzentrieren, die vorübergehende Abschwächung des Marktes für Elektrofahrzeuge zu überwinden, indem er die betriebliche Effizienz seiner globalen Produktionsanlagen verbessert, heißt es. Und: „Bis 2028 soll der Wettbewerbsvorteil bei Materialien und Prozessen durch Hochspannungs-Mittelnickel-Pouchprodukte und LFP-Produkte mit Trockenelektroden gefestigt werden. Bis 2030 hat sich der Geschäftsbereich das Ziel gesetzt, eine führende Position auf dem Markt für Elektrofahrzeugbatterien einzunehmen, und zwar durch überwältigende technologische Kompetenz und auf bestimmte Regionen und Kunden zugeschnittene Strategien.“
Der Geschäftsbereich Mobilität & IT-Batterien soll sich unter anderem auf die Massenproduktion der 46er-Serie konzentrieren, die für Mobilitätsumgebungen optimiert ist und die Wettbewerbsfähigkeit bei verschiedenen Elektrofahrzeug-Modellen sicherstellen. Für das Geschäft mit stationären Speichern strebt der dritte Geschäftsbereich zudem bis 2028 eine Verfünffachung des Umsatzes an.
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