Für den Fabrikausbau zuständige Northvolt-Tochter ist insolvent

Northvolt konzentriert sich auf den Hochlauf seiner Batteriezellenfabrik Northvolt Ett, frühere Ambitionen zur Erweiterung der Fabrik hegt das angeschlagene Unternehmen nicht mehr. Eine Tochtergesellschaft, die den inzwischen abgesagten Ausbau eigentlich koordinieren sollte, geht nun in die Insolvenz.

Bild: Northvolt

Wie Northvolt in einer eigenen Mitteilung darlegt, hat die Tochtergesellschaft Northvolt Ett Expansion AB beim Bezirksgericht Stockholm einen Insolvenzantrag eingereicht. Dieser bezieht sich nur auf dieses eine Unternehmen, wie Northvolt betont. Denn: Alle Arbeiten am Erweiterungsprojekt wurden eingestellt. Die Tochter hat „keine direkten Mitarbeiter“ und sei eine von mehr als 20 verschiedenen Einheiten innerhalb der Northvolt-Gruppe, wie es heißt. Und: „Alle Kontakte mit der Ett Expansion AB werden von nun an durch den Konkursverwalter verwaltet“.

Nicht klar wird aus der Mitteilung, warum Northvolt die Tochter in den Konkurs schickt und nicht auflöst. Einen Hinweis gibt nur dieser eine Satz: „Der Antrag wurde aufgrund der finanziellen Lage von Ett Expansion AB gestellt.“ Gut möglich, dass dabei Regressansprüche bereits vergebener Aufträge eine Rolle spielen.

Interessant ist, dass Northvolt die Insolvenz selbst publik macht – wahrscheinlich, um die Wertung nicht anderen zu überlassen, sondern die Einordnung zur Pleite der Tochter selbst mitzuliefern. Der Konkurs ist die Folge eines harten Sparkurses, den das Management eingeleitet hat. So wird der Batteriezellen-Hersteller allein in Schweden rund 1.600 Stellen abbauen.

Kurskorrektur im laufenden Geschäft

Hintergrund ist, dass der Handlungszwang bei Northvolt rapide zunimmt: Das Unternehmen gab zunächst Anfang September bekannt, sowohl Personal abbauen als auch Fabriken zur Herstellung von Kathodenmaterial in Schweden und zum Bau von Batteriespeichern in Polen depriorisieren zu wollen. Beides eher Nebengeschäfte. Das Kerngeschäft – also die Produktion von Batteriezellen – galt als von diesem Kurs zunächst unberührt.

Doch zwei Wochen später zeigte sich: Die „harten Entscheidungen“ des Northvolt-Managements – so der O-Ton – touchieren auch diesen Bereich. Laut einer am 23. September veröffentlichten Unternehmensmitteilung werden 1.000 Jobs in Skellefteå, 400 in Västerås und 200 in Stockholm gestrichen. In ersterer Kommune sitzt Northvolts angehende Großserienproduktion und eine gerade pausierende Kathodenmaterial-Fabrik. In Västerås bündelt das Unternehmen seine Forschung und Entwicklung. In Stockholm ist u.a. die Verwaltung ansässig. Um aus der aktuellen Krise zu kommen, müssten in Schweden 25 Prozent des Personals abgebaut werden, teilte Northvolt mit. Aktuell kommt Northvolt auf rund 7.000 Angestellte.

Auch die Ambitionen des Unternehmens wurden in diesem Zuge geschrumpft. War einst die Rede davon, in der Zellenfabrik Northvolt Ett in Skellefteå schnell zu skalieren, will sich Northvolt nun darauf beschränken, die anfänglichen 16 GWh zu realisieren, um „seinen Verpflichtungen gegenüber den derzeitigen Automobilkunden Priorität einzuräumen“. Die spätere Erweiterung um 30 GWh legte das Unternehmen auf Eis, was nun zur oben geschilderten Insolvenz führte. Der Ausbau und die Programme des F&E-Zentrums namens Northvolt Labs in Västerås werden parallel „verlangsamt“, wie es heißt. Begleitend wird auch die Verwaltung in Stockholm verkleinert.

Peter Carlsson, CEO und Mitbegründer von Northvolt, äußerte sch vor wenigen Wochen wie folgt: „Wir müssen sicherstellen, dass wir die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit ergreifen, um auf den Gegenwind auf dem Automobilmarkt und das allgemeine industrielle Klima zu reagieren. Wir müssen jetzt alle Energie und Investitionen auf unser Kerngeschäft konzentrieren.“ Den erfolgreichen Hochlauf der Produktion bei Northvolt Ett bezeichnet Carlsson als entscheidend. Durch den seit einigen Monaten anhaltenden Fokus auf diese Kernaktivität soll es bereits gelungen sein, die Zellproduktion vor Ort seit Anfang des Jahres zu verdreifachen.

Dass es bei Northvolt unrund läuft, zeichnete sich bereits im Sommer ab. Anfang Juli kündigten die Schweden erstmals eine Überprüfung ihrer Expansionspläne an. Der Grund: Northvolt fertigt zwar in Skellefteå seit Ende 2022 Batteriezellen. Aber selbst nach anderthalb Jahren war der Produktionsausschuss zuletzt zu hoch, was nicht nur enorme Kosten verursacht, sondern auch die Produktionsmenge der auslieferungsfähigen Zellen weit unter dem Plan hält. Das hatte sogar schon zur Folge, dass Northvolt-Anteilseigner BMW im Sommer einen Milliarden-Auftrag storniert hat. Und: Auch die abflauende Nachfrage nach E-Autos trifft Northvolt natürlich indirekt.

Zahlreiche Aktivitäten depriorisiert

Anfang September nahm der schwedische Batteriezellhersteller zur Konsolidierung dann erste größere Kurskorrekturen im laufenden Geschäft vor. So pausiert die Produktion in einem neuen Kathodenmaterial-Werk in Skellefteå bis auf Weiteres (was mit für den hohen Jobbau in Skellefteå beitragen dürfte) und der Bau einer zweiten Kathodenfabrik im schwedischen Borlänge wird gänzlich abgeblasen. Der Standort soll verkauft werden. Darüber hinaus sucht Northvolt auch einen Investor für seine Fabrik für Batteriespeichersysteme im polnischen Danzig.

Zu Northvolts geplanten Zellfabriken in Deutschland und Kanada gibt es weiterhin keine Aussagen. Allerdings könnte der Ausbau der Fabriken in beiden Ländern später als geplant erfolgen, hieß es jüngst im „Handelsblatt“. Bekannt ist bereits, dass sich der Bau der kanadischen Batteriezellenfabrik nach Einschätzung der Provinzregierung von Quebec bis zu 18 Monate länger hinziehen könnte.

northvolt.com

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