Audi führt Baureihenprinzip in der Entwicklung ein
Wie Audi ankündigt, soll mit dem Schritt die „Produktentstehung zukunftssicher ausgerichtet“ werden. Bei einer internen Präsentation haben Audi-CEO Gernot Döllner und das Projektteam das neue „Zusammenarbeitsmodell“ den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun vorgestellt.
„Das Prinzip des Baureihenmanagements ist bei Audi bereits seit vielen Jahren etabliert und in der Praxis erprobt. Klares Ziel der Projekte Matrix-Organisation und TE-Transformation war es jetzt, Entwicklungs-, Entscheidungs- und Führungsstrukturen zu fokussieren und so den gesamten Entwicklungsprozess bei Audi zu beschleunigen“, erklärt das Unternehmen in der Mitteilung. „Das Zielbild: flache Führungs- und breite Organisationsstrukturen, die Reduktion von Schnittstellen, die Verschlankung von Gremien und die dezidierte Bindung von Verantwortung und Entscheidungen an definierte Rollen.“
Wenn die neue Struktur in der Fahrzeugentwicklung wie geplant ab Anfang 2025 greift, wird es „die klare inhaltliche Trennung von Strategie, Steuerung und Umsetzung“ geben, so Audi. Konkret werden die Portfolio- und Produktstrategie in einer Organisationseinheit gebündelt, die direkt an Gernot Döllner berichtet. Geleitet wird diese Einheit von Christiane Zorn.
Porsche entwickelt seit 1999 im Baureihenprinzip
Die unternehmerische Verantwortung und Steuerung der Fahrzeugentwicklung für die jeweiligen Projekte übernimmt die operative Baureihe – die sechs Baureihenleiter erhalten also mehr Macht. Das soll in Zukunft „auch den direkten Zugriff auf alle unternehmerisch relevanten Themen und einen größeren Entscheidungsspielraum“ beinhalten. Im VW-Konzern arbeitet Porsche seit vielen Jahren nach diesem Prinzip.
Die Technische Entwicklung übernimmt die eigentliche Entwicklungsleistung und trägt die klare Verantwortung für die Eigenschaften, Systeme und Funktionen in den Fahrzeugen. „Hierfür richtet sich die TE zukünftig möglichst effizient an den jeweiligen Schnittstellen zu den Fahrzeugprojekten aus. Gleichzeitig soll die Handlungsfähigkeit bei der Spezifikation, Auslegung und Integration von Software und Elektrik/Elektronik-Plattformen erhöht werden“, so Audi.
Laut Audi sind 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt betroffen. Als die Pläne vor einigen Wochen durchgesickert sind, war noch von bis zu 8.000 Personen die Rede. Ziel des Baureihenprinzips ist es, dass die Teams der einzelnen Baureihen als „Unternehmen im Unternehmen“ agieren können – die Baureihen-Teams verantworten eine Baureihe vom Start der Entwicklung bis zum fertigen Produkt mit eigenen Budgets und Einkaufsverantwortung. Mit dieser Arbeitsweise sollen die Entwicklungsprozesse beschleunigt werden können, da ganze Hierarchieebenen wegfallen – die Rede ist von bis zu 70 Führungskräften. Bestätigt ist das von Audi aber nicht.
„Wir haben seit dem vergangenen Herbst im Rahmen der Audi Agenda bereits einiges erreicht. Jetzt beginnt mit der Implementierung der Matrix-Organisation eine entscheidende Etappe“, so Audi-Chef Döllner. „Mein Dank gilt dem gesamten Projektteam, das gemeinsam mit unseren über 200 Experten insbesondere auch die unbequemen Themen konsequent adressiert hat. Diese Offenheit und Transparenz brauchen wir auch für die Reorganisation weiterer Geschäftsbereiche. Denn die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die Automobilindustrie vor großen Herausforderungen steht. Die Fahrzeugentwicklung ist deshalb nur der erste Schritt.“
Die Technische Entwicklung ist bei Audi seit einigen Jahren eine Baustelle, zuletzt mussten mehrere Modellanläufe verschoben werden – der Q6 e-tron kam etwa zwei Jahre nach Plan auf den Markt. Es gab in den vergangenen Jahren auch unzählige Wechsel bei der Leitung der „TE“ genannten Abteilung. Erst in diesem Frühjahr musste CTO Oliver Hoffmann gehen, seitdem führt Döllner die TE als Entwicklungsvorstand in Personalunion.
5 Kommentare