Spanien pumpt Fördergelder in Batterieprojekte von Stellantis und PowerCo
Autobauer Stellantis ist noch in der Entscheidungsphase, ob er neben seinem Autowerk im spanischen Figuerelas bei Saragossa einen Batteriekomplex in Schulterschluss mit dem chinesischen Zellhersteller CATL bauen will. Laut Reuters hat Stellantis inzwischen bestätigt, dass das Projekt rund 3.000 Arbeitsplätze schaffen und eine Investition von fast 2,5 Milliarden Euro erfordern würde. Zur angestrebten Produktionskapazität gibt es noch keine Informationen.
Das spanische Industrieministerium ist von dem Projekt offenbar überzeugt, jedenfalls stellt es einen Zuschuss in Höhe von 133 Millionen Euro aus der dritten Runde des PERTE-Förderprogramms in Aussicht. Mit dieser neuen Summe würden sich die jüngsten Beihilfen der spanischen Regierung an Stellantis auf fast 300 Millionen Euro erhöhen, darunter 272 Millionen Euro in Form von Zuschüssen und 26 Millionen Euro als Darlehen.
In spanischen Medien wird schon seit Monaten über die Ansiedlung des Zellenwerks geschrieben. Demnach sucht Stellantis schon länger nach einem Standort für seine vierte europäische Batterie-Gigafabrik – neben den von dem Joint Venture Automotive Cells Company (ACC) geplanten drei Fabriken in Frankreich, Deutschland und Italien. Spanien hat – wie sich nun bestätigt – die größten Chancen auf dieses Werk, auch weil Stellantis im Land drei Fahrzeugwerke (Madrid, Vigo und Saragossa) betreibt. Ende November 2023 hatte es schon erste Gerüchte zu Saragossa als bevorzugten Standort gegeben.
Neu ist, dass diese Batteriefabrik von Stellantis zusammen mit CATL betrieben werden und LFP-Zellen produzieren könnte. Das passt zu der Ende November 2023 von Stellantis offiziell angekündigten Partnerschaft mit CATL für LFP-Akkus in Europa passen. Während bei ACC zwei weitere Partner an Bord sind, soll es sich bei dieser vierten Batteriefabrik um ein 50:50-Joint-Venture handeln. Gänzlich bestätigt ist das aber noch nicht.
Schon in der Bauphase ist dagegen das zweite Batterieprojekt, das das spanische Industrieministerium mit Extramitteln ausstattet. Die staatlichen Zuschüsse aus dem PERTE-Programm für die PowerCo-Batteriefabrik in Sagunt werden konkret von 98 Millionen auf 152 Millionen Euro aufgestockt.
Volkswagen hatte im Frühjahr 2023 offiziell den Startschuss für den Bau der Batteriezellenfabrik nahe Valencia gegeben. Deren Errichtung erfolgt in Regie von Volkswagens Batterie-Tochter PowerCo. Die jährliche Produktionskapazität zur Herstellung der „Einheitszelle“ soll sich vor Ort künftig auf 40 Gigawattstunden belaufen, der Standort mehr als 3.000 direkte Arbeitsplätze schaffen und die Produktion 2026 anlaufen. Erstmals erwähnt Volkswagen anlässlich des Baubeginns zudem, dass die Fertigungsstätte „perspektivisch“ auf 60 GWh ausgebaut werden könne und bis zu 30.000 indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern in Spanien initiiert würden. Es ist aber fraglich, ob dieser Ausbau aktuell noch verfolgt wird.
Die Zellfabrik selbst wird in Sagunt ansässig – in unmittelbarer Nähe von Valencia auf einer Fläche von rund 130 Hektar. Zusammen mit dem geplanten Zulieferpark, der parallel zur PowerCo-Fabrik errichtet wird, beläuft sich die Fläche nach Angaben Volkswagens auf 200 Hektar. Die Energieversorgung der Zellfabrik will die Volkswagen-Tochter vollständig mit Grünstrom aus Sonne und Wind bewerkstelligen. Dazu entsteht in der Nähe des Werks unter anderem ein 250 Hektar großer Solarpark. Außerdem gab Volkswagen vergangenes Jahr an, dass wiederum „perspektivisch“ der Rohstoffkreislauf direkt auf dem Gelände der Zellfabrik geschlossen werde. Heißt: Es sollen vor Ort auch Kapazitäten zum Recycling und Wiederaufbereiten geschaffen werden.
Seit ihrer Gründung im Juli 2022 hat PowerCo mit Salzgitter, Valencia und St. Thomas in Ontario/Kanada drei Standorte für Zellfabriken festgelegt. In der Lieferkette für die E-Auto-Produktion soll das Valencia-Werk eine wichtige Lücke schließen. Es wird künftig unter anderem die Fahrzeugwerke in Martorell und Pamplona mit Einheitszellen beliefern.
Aus Sicht von Spaniens Industrieminister Jordi Hereu sind sich die gesamte Branche und die Öffentlichkeit einig, dass es bei der Elektrifizierung der Automobilindustrie kein Zurück mehr gibt: „Deshalb widmen wir einen großen Teil der Mittel dem Automobilsektor, mit dem größten Industrieprogramm in unserer Geschichte zur Unterstützung der Automobilindustrie.“ Vor diesem Hintergrund kündigt der Minister bereits den vierten Förderaufruf des PERTE-Programms an. Dieser soll noch vor Ende des Jahres veröffentlicht werden. Das Budget der neuen Runde wird sich laut Hereu auf 1,25 Millionen Euro belaufen.
Aktuell läuft die dritte PERTE-Förderrunde, die die Regierung mit gut 1,2 Milliarden Euro ausgestattet hat und aus der nun auch die Mittel für die zwei oben skizzierten Projekte stammen. Die spanische Abkürzung PERTE steht dabei für „Strategic Project for Economic Recovery and Transformation“.
reuters.com, mintur.gob.es (auf Spanisch)
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