Das Beta-Auto: Alpine stellt sportliches Showcar vor

Unmittelbar vor dem Beginn des diesjährigen Pariser Autosalons hat Renaults Sportwagentochter zur Vorstellung des A390_β geladen. Die Serienvariante soll nächstes Jahr – dann ohne griechischen Buchstaben – auf den Markt kommen. Wir durften uns diese „Betaversion“ schonmal anschauen und konnten dabei auch einen Einblick in Alpines Elektrifizierungsstrategie gewinnen.

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Foto: Sebastien Couy

Rein optisch möchte man den Alpine A390_β irgendwo zwischen Limousine und Coupé einsortieren. Aus der etwas erhöhten Sitzposition folgt: Der Wagen ist ein SUV-Coupé. Das sieht Alpine allerdings anders und betont bei der Vorstellung des Wagens: „Das ist in allererster Linie ein Sportwagen“. Auch einen klassischen Crossover will man hier nicht sehen, stattdessen fällt später immer wieder die Bezeichnung „sportlicher Fastback“.

Es stimmt, sportlich kommt der Wagen definitiv rüber. Bullige Front, muskulöse Linienführung und viel Aerodynamik-Spielchen stehen sinnbildlich für viel Leistung. Das Alpine-Dreieck findet sich überall als Schlüsselelement wieder und die Felgen sind im Look einer Schneeflocke gezeichnet. Von außen entspräche das Showcar zu 85 Prozent dem Serienmodell, heißt es von den Designern. Wir gehen deswegen davon aus, dass sich die Abmessungen nicht mehr groß verändern und wohl vor allem noch bei Design-Gimmicks der Rotstift angesetzt werden wird.

Interieur-Experimente

Die 85-Prozent-Serienreife gilt leider nicht für den Innenraum, der ist bewusst „experimentell“ gehalten. Ein Leitmotiv ist dabei Dualität, das Zusammenbringen gegensätzlicher Eigenschaften. Der Innenraum soll Komfort und Formel 1-artige Performance vereinen, deswegen sind vorne harte Schalensitze und hinten weiche Memoryschaum-Sessel verbaut. Passend zum Formel-1-Motto gibt es ein rechteckiges Lenkrad mit großen Knöpfen und fesselnde 5-Punkt-Gurte. Damit der Blick auf der Straße bleiben kann, erzeugt ein dreidimensionales Headup-Display Bilder mit Tiefeneffekt.

Diese beiden Welten (Formel 1 vorne und komfortables Reisen hinten) hat Alpine auch farblich abgetrennt: Die vordere Sitzreihe ist teilweise in asphaltgrau gehalten, während die Rückbank schneeweiß erstrahlt. Schnee ist nicht nur innen wie außen Leitmotiv, sondern schlägt auch die Brücke zu den für Alpine namensgebenden französischen Alpen, von denen man sich bei der Gestaltung der Rücksitze hat inspirieren lassen. Über diese sausen kleine Skifahrer und nach oben hin wechselt die Farbe in rötliche Töne – eine Hommage an das Alpenglühen der Berggipfel bei Sonnenuntergang.

Bislang kaum technische Daten bekannt

Doch was kann der A390_β eigentlich auf der Straße, abseits der hübschen Spielereien? Dazu hält man sich bei Alpine aktuell noch bedeckt, an harten Fakten sickert wenig heraus. Neben den zu 85 Prozent finalen Proportionen und Abmessungen konnten wir bislang nur erfahren, dass der Wagen auf der AmpR Medium Plattform stehen soll. Diese ist im Wesentlichen die umbenannte CMF-EV (Common Modular Family) Architektur, die auch beim Renault-Partner Nissan verwendet wird.

Daraus ergeben sich einige wenige Eckdaten, beispielsweise die 400 Volt-Spannungsebene des Hochvoltsystems. Bliebe die Ladeleistung gleich wie beim Renault Scenic, müsste der Alpine A390_β mit mageren 150 kW Ladeleistung auskommen. Batterieoptionen wird es nur eine geben (wir taxieren sie ganz grob in der Region von 90 kWh ein), die stets mit drei Motoren zusammenarbeitet: Einer für die Vorderachse und zwei an der Hinterachse. Damit wird dank Torque Vectoring ein besonders dynamisches Kurvenfahren möglich und es ist von einer entsprechend hohen Gesamtsystemleistung auszugehen. Um zu demonstrieren, wie sportlich der A390 werden wird, zeigen uns die Alpine-Entwickler ein Video von einem Rennen zwischen einem Alpine A110 und einem A390-Prototypen. Trotz des deutlich höheren Gewichts kann der SUV (pardon, der „sportliche Fastback“) problemlos mit dem kleinen und leichten Sportwagen mithalten.

Tesla als Hauptkonkurrent

Alpine-CEO Philippe Krief nutzte nach der Premiere die Gelegenheit, über die Elektrifizierungsstrategie seines Unternehmens zu sprechen. Wie ein roter Faden zieht sich das Schlagwort „Dualität“ weiter durch, denn obwohl Alpine in der Formel 1 dem klassischen Verbrenner huldigt, will man für Endkunden zur reinen Elektromarke werden.

Dafür will Alpine insgesamt sieben BEVs auf den Markt bringen und so seine Modellpalette im Vergleich zu früheren Zeiten deutlich ausbauen.

Auf die Frage, wer denn der Hauptkonkurrent für die Serienversion des A390_β sein würde, erwiderte der Alpine-CEO wie aus der Pistole geschossen: „Tesla!“ Kleine Brötchen backen will man also nicht, sondern sich gleich an den Branchenprimus heranwagen.

Damit das gelingen kann, ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis Pflicht, denn das ist aktuell wohl eine von Teslas größten Stärken.

Die Preise für den A390 werden wir leider erst nächstes Jahr bei der Vorstellung der Serienversion erfahren – einen Anhaltspunkt gibt es aber: Der etwas kleinere Renault Scenic kostet mit großem Akku und viel Ausstattung mehr als 56.000 €. Den A390 wird Alpine vermutlich mit großzügigem Abstand dazu einpreisen.

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