Stellantis verlängert Vertrag von CEO Tavares nicht

Der globale Mehr-Marken-Konzern Stellantis hat einige Änderungen in seiner Management-Struktur verkündet. Fast beiläufig wird dabei bestätigt, dass CEO Carlos Tavares Anfang 2026 in den Ruhestand gehen soll – die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits.

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Bild: Stellantis

Tavares ist bei Stellantis nicht irgendwer, sondern einer der prägenden Figuren des noch jungen Autokonzerns. Als Chef und Sanierer von PSA hatte der Portugiese die Fusion mit FiatChrysler zu Stellantis entscheidend vorangetrieben und seitdem das neue Unternehmen geführt – und das auf dem Papier recht erfolgreich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sowohl die französische PSA-Gruppe mit Peugeot, Citroen, DS und später noch Opel als auch Fiat lange Zeit unprofitabel waren. Unter Tavares Führung lief das Geschäft lange erfolgreich, auch bei den Elektroautos hat Stellantis ein großes Angebot.

Doch hinter den Kulissen gab es zunehmend Konflikte. Trotz Rekordgewinn in 2023 sahen die Zahlen im laufenden Jahr deutlich schlechter aus, die Gewinne gingen zurück – im ersten Halbjahr um 48 Prozent. Auch mit den Händlern, vor allem auf dem wichtigen Markt Nordamerika, gab es Streit. Das ging sogar so weit, dass sich die Nordamerika.Händler in einem Brief über die Strategie beschwerten, die die Konzernführung erarbeitet hat.

Klar ist nur: Aufgrund seiner Leistungen in der Vergangenheit galt Tavares intern lange als unantastbar. Ob der Verzicht auf eine Vertragsverlängerung von ihm oder vom Unternehmen ausging, wird in der Mitteilung nicht bestätigt. Dort heißt es nur, „dass der formelle Prozess zur Suche nach einem Nachfolger für Carlos Tavares bereits läuft, der nach Ablauf seiner Amtszeit als CEO Anfang 2026 in den Ruhestand gehen wird. Der Prozess wird von einem Sonderausschuss des Boards unter Vorsitz von John Elkann geleitet und soll seine Arbeit bis zum vierten Quartal 2025 abschließen“.

Europachef Uwe Hochgeschurtz geht

Der Abgang von Tavares ist dann wohl der finale Akt einer Reorganisation der Management-Struktur, die Tavares selbst jetzt noch angestoßen hat. Wie schon bei Volvo und auch Audi, die selbst in dieser Woche neue Strukturen samt Personalwechseln verkündet haben, ist es bei Stellantis das Ziel, den Fokus des Unternehmens auf seine wichtigsten geschäftlichen Prioritäten zu verstärken und die globalen Herausforderungen, vor denen die Branche steht, direkt anzugehen.

Das hat zahlreiche Wechsel im höheren Management zur Folge: Doug Ostermann wird zum Chief Financial Officer ernannt und tritt die Nachfolge von Natalie Knight an, die das Unternehmen verlassen wird. Ostermann war zuvor Chief Operating Officer von Stellantis China. Diese Funktion übernimmt Gregoire Olivier, der zugleich Chief Liaison Officer zu Leapmotor bleibt – und damit ein mächtiger Stellantis-Manager für China wird.

In Nordamerika wird Jeep-CEO Antonio Filosa zusätzlich zum Chief Operating Officer für Nordamerika ernannt und tritt damit die Nachfolge von Carlos Zarlenga an, dessen neue Position zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben wird.

Die größte Änderung in Europa: Jean-Philippe Imparato gibt die Leitung von Alfa Romeo ab, behält seine Rolle als CEO der Nutzfahrzeug-Sparte Stellantis Pro One und wird zusätzlich zum Chief Operating Officer der Region Enlarged Europe ernannt. Der bisherige Europachef Uwe Hochgeschurtz verlässt das Unternehmen – mit unbekanntem Ziel. Santo Ficili wird zum CEO von Maserati und Alfa Romeo ernannt und ist Mitglied des Top Executive Teams.

Und Maxime Picat, der den Stellantis-Einkauf leitet, muss etwas Macht abgeben: Die Supply-Chain-Organisation wird der Einkaufsabteilung entzogen und künftig dem Produktiosnressort von Arnaud Deboeuf zugeschlagen. „Maxime Picat wird sich damit noch stärker auf die Leistungsverbesserungen konzentrieren, die bei unseren Zulieferpartnern erzielt werden sollen, und sein Fachwissen in diesem Bereich einbringen“, heißt es in der Mitteilung.

„In dieser darwinistischen Zeit für die Automobilindustrie besteht unsere Pflicht und ethische Verantwortung darin, uns anzupassen und uns auf die Zukunft vorzubereiten. Und zwar besser und schneller als unsere Konkurrenten, um saubere, sichere und erschwingliche Mobilität anbieten zu können“, sagt Tavares zu der neuen Struktur. „Die neu ernannten Mitglieder des Führungsteams werden wertvolle Beiträge zur Entschlossenheit unseres gesamten Teams leisten, die bevorstehenden Herausforderungen anzugehen und unsere Transformation zum bevorzugten Mobility-Tech-Unternehmen zu stärken und zu beschleunigen.“

stellantis.com

3 Kommentare

zu „Stellantis verlängert Vertrag von CEO Tavares nicht“
Achim Jobst
12.10.2024 um 01:01
„Stellantis verlängert Vertrag von CEO Tavares nicht“ hört sich natürlich schön dramatisch an. Freilich wird der gute Mann 2026 auch 68 Jahre alt und da ist also ein Ruhestandseintritt durchaus normal, wenn nicht gar überfällig.
Albert Wolfu
14.10.2024 um 07:25
So ist es. Wobei ich nicht weiß, ob Tavares vielleicht durchaus vorhatte (oder man dieses Vorhaben vermutete), ein paar Jahre in der CEO-Rolle weiterzumachen. Die Gepflogenheiten diesbezüglich in der Branche, auch in Deutschland, sind ja unterschiedlich: Teils hören Vorstände mit 60+ bald auf (Bsp. BMW), teils ist das nicht so einheitlich der Fall (Bsp. VW).
Stefan
15.10.2024 um 13:07
Recht hat er - wenn man sieht, was ein sicherlich fleißiger Workaholic namens Marchionne seinerzeit geleistet hat und dann leider frühzeitig aus dem Leben schied, nunja - jeder sollte sich auf seine (gesunde) Rente freuen dürfen...

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