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Anja van Niersen (Milence) über den schwierigen Aufbau eines Lkw-Ladenetzes in Europa

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Anja van Niersen – so unsere These – hat den derzeit anspruchsvollsten Job der Elektromobilität: Die Chefin von Milence muss ein europaweites Ladenetz für Elektro-Trucks aus dem Boden stampfen. Wie weit sie dabei ist und auf welche Hürden sie dabei trifft, erklärt Anja van Niersen im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz.

Milence ist auf einer anspruchsvollen Mission: Bis 2027 will das Unternehmen in Europa 1.700 Ladepunkte für Nutzfahrzeuge errichten – doch Stand heute gibt es gerade einmal vier Ladeparks von Milence. Doch wie auf der IAA Transportation in Hannover von CEO Anja van Niersen verkündet, drückt Milence jetzt auf die Tube und plant, dass bis Ende 2025 stolze 70 Lkw-Ladeparks in Europa am Netz hängen sollen. Heißt: Milence muss im Schnitt ab sofort jede Woche (!) einen neuen Ladepark eröffnen.

Kein Wunder also, dass unser Chefredakteur Peter Schwierz der Milence-Chefin Anja van Niersen den derzeit anspruchsvollsten Job der Elektromobilität attestiert. Schließlich lässt sich solch ein Lkw-Ladepark nicht so einfach errichten wie ein Ikea-Möbelstück, sondern es müssen Standorte gefunden werden, Genehmigungen eingeholt werden, Handwerker für die Installation beauftragt werden etc.

Im Interview mit electrive spricht Anja van Niersen denn auch davon, dass „wir kein Ein-Europa sind. Wir arbeiten jetzt in 17 Ländern gleichzeitig. Da sieht man, dass jedes Land seine eigene Regulierung hat“. Entsprechend wünscht sich die Milence-Chefin, dass es in Europa einheitliche Verfahren für Netzanschlüsse & Co geben sollte – dann wäre der Rollout von Milence viel einfacher.

Erste MCS-Installationen beginnen diesen Monat

Doch abgesehen von komplexen Genehmigungsverfahren geht Milence äußerst agil vor. Das zeigt sich beim Innovationsthema Megawattladen (MCS). Das hat Milence bereits erfolgreich getestet und will nun nicht länger warten, bis es einen finalen MCS-Standard gibt. „Gemeinsam mit unserem Partner Power Electronics werden wir bereits im Oktober damit beginnen, die ersten MCS-Lader an unseren Standorten zu installieren. Es ist wahr, da ist noch nicht alles standardisiert worden. Aber wir werden mit unserem eigenen Standard kommen. Wir werden das mal anfangen. Und wenn wir später was ändern müssen, dann ändern wir das wieder“, sagt Anja van Niersen forsch. Und betont, dass MCS – anders als das bekannte CCS-Laden – für „schwere Jungs“ entwickelt wurde, sprich Lkw.

Sie ist sich sicher, dass MCS ein enorm wichtiger Faktor für die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugbereichs ist: „Wenn man auf der Langstrecke mit einem Truck fahren möchte und man möchte auch die beste TCO haben, also besser als jetzt bei Diesel, dann brauchen wir MCS. Mit MCS können wir einen viel niedrigeren Preis pro Kilometer liefern als was wir jetzt bei Diesel haben. MCS wird der Standard für die Langstreckenfahrt mit dem Truck.“

Reservierungssystem für Ladepunkte kommt bald

Und um Langstreckenfahrten mit Elektro-Lkw so optimal wie möglich zu gestalten, plant Milence auch ein Reservierungssystem für seine Ladepunkte: „Wir hoffen, dass es Ende dieses Jahres soweit ist, dass wir dann mit unserem Partner ein Reservierungssystem auf den Markt bringen können“, sagt van Niersen. Das System wird es den Fahrern ermöglichen, Ladeplätze im Voraus zu reservieren und ungefähre Ankunftszeiten anzugeben. Dies hilft nicht nur den Fahrern, sondern auch Milence, den Bedarf an einem Standort besser zu planen und rechtzeitig auszubauen.

Weitere Details dazu, wie Milence den Ausbau seines Lkw-Ladenetzes plant, erfahren Sie im Video-Interview mit Anja van Niersen oben in unserem Videoplayer. Darin äußert Sie außerdem drei Wünsche, die helfen würden, den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.

Sie wollen noch mehr Interviews rund um Trucks sehen? Kein Problem, dann schauen Sie sich gern auch unsere IAA-Interviews mit  Dr. Andreas Gorbach, CTO der Daimler Truck AG, sowie mit MAN-Entwicklungsvorstand Dr. Frederik Zohm an.

3 Kommentare

zu „Anja van Niersen (Milence) über den schwierigen Aufbau eines Lkw-Ladenetzes in Europa“
Jensen
18.10.2024 um 10:31
„Wenn man auf der Langstrecke mit einem Truck fahren möchte und man möchte auch die beste TCO haben, also besser als jetzt bei Diesel, dann brauchen wir MCS. Mit MCS können wir einen viel niedrigeren Preis pro Kilometer liefern als was wir jetzt bei Diesel haben. MCS wird der Standard für die Langstreckenfahrt mit dem Truck.“ Nun, der Betrieb eines elektrischen LKW ist im Vergleich zum Diesel beim TCO günstiger. Eine unmittelbare Verbindung zur Ladeleistung herzustellen erschließt sich für mich nicht. Der LKW-Betreiber hat Interesse an einem funktionierenden System, so dass sein LKW und der Fahrer den Alltag bestreiten können. Das Fahrzeug benötigt für die "lange Pause" eine auskömmliche Lademöglichkeit (Depot, Laderampe, Ladepark, Parkplatz) um dann die erste Etappe der Schicht vollgeladen beginnen zu können und nach 4,5 h Lenkzeit benötigt es eine verlässliche Lademöglichkeit um die in der Regel 45 min. Pause zu nutzen, um Energie nachzuladen und den zweiten Teil der Schicht bestreiten zu können. Mit der noch im Akku befindlichen Energie und der nachgeladenen Energie in 45 min. Pause bei bspw. gleichmäßigen 350 kW-Ladeleistung ist die zweite Schicht problemlos zu bestreiten. Ob man nun 350, 400 oder vielleicht noch etwas mehr Ladeleistung bei der "kurzen Pause" benötigt ist sicher zu diskutieren. Für einen reibungslosen Betrieb im Fernverkehr benötigt m.M.n. mit einem batterieelektrischen LKW jedoch nicht zwingend Megawattlader, sondern eben eine verläßliche Anzahl Standorte mit gut erreichbaren LKW-Ladeplätzen, die praxistaugliche Ladeleistungen bereitstellen.
Peter Kass
19.10.2024 um 00:25
Ganz genau!. Der Elektrotrucker zeigt ja, dass es mit CCS genauso geht. Wenn MCS ausgerollt wird, dann ist ja zu befürchten, dass während des Ausrollens viel weniger Ladestellen zur Verfügung stehen als jetzt, wo es schon relativ viele CCS - Schnellader gibt. Oder die e-LKW-Hersteller statten ihre Fahrzeuge sowohl mit CCS als auch MCS aus. Darauf wirds dann wohl hinauslaufen. Denn die andere Alternative, nämlich die MCS-Ladesäulen auch mit CCS-Stecker (dann aber mit begrenzter Leistung) auszurüsten, kann wohl aus Kostengründen nicht erwartet werden. MCS macht IMHO erst Sinn, wenn die Akkus halb so teuer und halb so schwer sind, sodass man mit einer MCS-Ladung die ganze Tour machen kann und in den Ruhepausen nicht gezwungen ist, nachzuladen. Dann käme man auch mit einem nicht ganz so dichten Netz an MCS-Ladestationen aus. Also ich bin gespannt, wie es da weitergeht ...
Andreas V.
07.11.2024 um 02:12
Immer dieses Gejammer ... !

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