Berliner E-Cargobike-Schmiede Onomotion ist insolvent

Das Amtsgericht Charlottenburg hat ein Insolvenzverfahren gegen den Berliner E-Cargobike-Hersteller Onomotion und seine Töchter eröffnet. Grund für die finanzielle Notlage des Unternehmens soll die anhaltend schwache Nachfrage im deutschen Kerngeschäft sein. Das Geschäft geht vorerst aber weiter.

Die Insolvenz betrifft sowohl die Onomotion GmbH mit Sitz in Berlin als auch die beiden Tochtergesellschaften Onomotion eCargobike GmbH (Berlin) und Onomotion Niedersachsen GmbH (Salzgitter). Das Verfahren wurde bereits am 27. September eröffnet und Ulrike Hoge-Peters von der Kanzlei Hoge Gutsche Walter PG zur vorläufigen Insolvenzverwalterin ernannt. Ihr Statement: „Der Geschäftsbetrieb wird aktuell uneingeschränkt fortgeführt. Ich habe ein hoch motiviertes und spezialisiertes Team vorgefunden, das den begonnenen Restrukturierungsprozess unterstützt. Unser gemeinsames Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb zu sichern. Die bereits durch die Geschäftsführung aufgenommenen Gespräche mit einem strategischen Investor wurden nahtlos weitergeführt.“

Die Onomotion GmbH, seit 2020 ein Hersteller von E-Cargobikes, soll schon seit Monaten in finanzieller Schieflage sein. Laut Beres Seelbach, Geschäftsführer der Onomotion GmbH blieben die Umsätze aufgrund der schwachen Nachfrage in Deutschland hinter den Erwartungen zurück. „Gemeinsam mit strategischen Partnern arbeiten wir aktuell an der Weiterentwicklung unseres Produkts, um nach Abschluss des Restrukturierungsprozesses die Ono als feste Größe des E-Cargobike-Marktes langfristig zu etablieren.“

Mehrere Medien berichten unterdessen, dass im Zuge der Insolvenz eine Crowdinvesting-Kampagne von 2022 noch einmal Thema werden könnte. Tochter Onomotion eCargobike soll damals über die Online-Plattform GLS Crowd 3 Millionen Euro in Form eines Nachrangdarlehens eingesammelt haben, um E-Lastenräder von der Mutterfirma Onomotion zu erwerben und anschließend an diese zu vermieten. Die Räder wurden jedoch offenbar nicht von Onomotion selbst, sondern von einem Drittunternehmen produziert.

Mit der GLS Bank startete das Unternehmen zudem Ende 2022 den Vertrieb einer Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro. Die GLS hat auf ihrer eigenen Website in diesem Kontext inzwischen auch ein Unterseite mit dem Titel „Aktuelle Situation ONOMOTION GmbH“ erstellt. Dort heißt es, dass derzeit nicht abzusehen sei, welche genauen Konsequenzen die Stellung des Insolvenzantrags für Anleger bzw. das angelegte Kapital haben wird. „Abhängig vom weiteren Verlauf kann es sich anbieten, die Interessen der Anleihegläubiger gebündelt vertreten zu lassen“, schreibt die Bank weiter – und verweist auch auf einen Experten als potenziellen Vertreter für alle Anleihegläubiger.

Auch auf die Hintergründe der Insolvenz geht die Bank ein: Trotz positiver Entwicklungen in ausländischen Märkten und intensiver Zusammenarbeit mit ihren Stammkunden sei die Nachfrage im deutschen Kerngeschäft für Onomotion schwach geblieben und habe unter den Erwartungen gelegen, heißt es an einer Stelle. Onomotion soll sich zwar noch für eine Weile darauf konzentriert haben, den Betrieb aufrechtzuerhalten und Kunden zuverlässig zu betreuen – es hat sich aber gezeigt, „dass die Gruppe nicht profitabel“ ist. Nachdem weitere Finanzierungen durch Gesellschafter oder externe Dritte nicht erreicht werden konnten und auch sonstige Sanierungsbemühungen erfolglos geblieben waren, habe ein Insolvenzantrag gestellt werden müssen.

Onomotion war seit 2020 mit E-Cargobikes im Geschäft. Zuletzt hatten wir im Frühjahr von den Berlinern gehört: Im April stellten sie ein Pilotprojekt in Kooperation mit Mercedes für die Zustellung auf der letzten Meile vor. Zuvor warb das Unternehmen Ende 2022 eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 6 Millionen Euro ein. Zusätzlich wurde mit der GLS Bank der Vertrieb der oben erwähnten Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro initiiert. Das Investment wollte Onomotion für die Kapital-intensive Expansion und Skalierung seiner Produktion verwenden. Nach dem Start der eigenen Fertigung im Spätsommer 2022 in Berlin wollte Onomotion die Produktionskapazitäten sowie den Vertrieb des E-Cargobikes Ono erweiten und in weitere Märkte vorstoßen. Als Bestandteil der Skalierung galten „dezentrale Produktionsmethoden“. Zu den namhaften Kunden und Partnern von Onomotion gehörten Logistikunternehmen wie DPDHermes und UPS sowie Mercedes-Benz oder Sixt.

pedelec-elektro-fahrrad.de, neu.insolvenzbekanntmachungen.de, gls.de, hgw.de

0 Kommentare

zu „Berliner E-Cargobike-Schmiede Onomotion ist insolvent“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert