Bund will E-Flugtaxi-Startup Lilium offenbar keine Staatshilfe gewähren

Vom Bund bekommt E-Flugtaxi-Entwickler Lilium wohl keine Bürgschaft. Obwohl Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) für die Staatshilfen geworben hatte, ließen sich die Parlamentarier im Haushaltsausschuss offenbar nicht überzeugen. Auf eine Entscheidung wartet Lilium schon seit Monaten.

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Bild: Lilium

Der „Spiegel“ schreibt unter Berufung auf Vertreter des Haushaltsausschusses im Bundestag, dass es vergangene Woche keine Einigung zu einem potenziellen 50-Millionen-Kredit für Lilium gegeben habe und das Gremium das Thema nun auch nicht mehr auf die Tagesordnung heben werde. Eine Reaktion Liliums auf die mutmaßliche Absage ist noch nicht überliefert. Schon lange ringt das bei München angesiedelte Startup um eine staatliche Bürgschaft für einen Kredit von mindestens 100 Millionen Euro – und hatte gedroht, aus Deutschland abzuwandern, wenn das nicht klappt.

Bayern hatte im September seinerseits 50 Millionen Euro zugesagt – unter der Voraussetzung, dass der Bund eine Unterstützung in identischer Höhe leistet. Da die Beteiligung des Bundes nun offenbar vom Tisch ist, steht auch hinter der bayerischen Bürgschaft wieder ein Fragezeichen. Die DPA zitiert Frank Schäffler, den zuständigen Berichterstatter der FDP, mit folgendem Statement: „Eine Hilfe für Lilium halte ich für falsch“. Das Risiko für den Bund sei viel zu hoch – „wenn Bayern diese Subvention eingehen will, dann soll es dies alleine tun.“

Zum Hintergrund: Der jetzigen Entscheidung ging eine sogenannte Due-Diligence-Prüfung voraus, mit der die Bundesregierung und der Freistaat Bayern die staatliche Förderbank KfW beauftragt hatte. Abhängig von deren Ergebnis sollte Lilium eine potenzielle staatliche Bürgschaften als Sicherheit für einen KfW-Kredit erhalten. Lilium strebt nach früheren Angaben ein Kreditvolumen von mindestens 100 Millionen Euro an. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gilt als Befürworter der Unterstützung. Sein Ministerium hatte im September erklärt, die Entscheidung des bayerischen Kabinetts zu begrüßen. „Wir wollen diese Schlüsseltechnologie in deutscher Hand behalten und eine Abwanderung ins Ausland verhindern“, hieß es in einer Stellungnahme des Bundesverkehrsministeriums. 

Aus Bayern ließ die Landesregierung verlauten, dass es bei dem Votum pro staatliche Unterstützung für Lilium um eine „industriepolitische Richtungsentscheidung des Ministerpräsidenten und des gesamten Kabinetts“ gehandelt habe. Der Freistaat knüpfte seine Zusage aber explizit an eine Bürgschaft der Bundesregierung. Wie sich Bayern nach der mutmaßlichen Absage positioniert, werden die kommenden Tage und Wochen zeigen.

Auch Lilium wird sich wahrscheinlich zeitnah äußern. Das von Absolventen der TU München gegründete Startup entwickelt ein senkrecht startendes Elektro-Flugzeug mit sieben Sitzen. Erst im Sommer vermeldete das Unternehmen einen Großauftrag aus Saudi-Arabien mit einer Festbestellung von 50 Jets. Die Entwicklung des senkrecht startenden und landenden Elektro-Flugzeugs (eVTOL) verschlingt viel Geld. Am Stammsitz in Oberpfaffenhofen bei München arbeiten 850 Menschen, aber bislang hat das Unternehmen noch kaum Umsatz gemacht. Laut Medienberichten soll Lilium bereits 1,5 Milliarden Euro von Investoren erhalten und weitgehend aufgebraucht haben. Laut „Spiegel“ soll der Kapitalbedarf bis zur im Jahr 2026 geplanten Musterzulassung zwischen 300 und 500 Millionen Euro liegen. Der erste bemannte Flug soll 2025 erfolgen.

spiegel.de

2 Kommentare

zu „Bund will E-Flugtaxi-Startup Lilium offenbar keine Staatshilfe gewähren“
Gregor
14.10.2024 um 09:35
Och Mensch, schade. Wieder wird eine sinnvolle Alternative im ÖPNV, fürs Volk, abgesägt. Och, das ist aber ärgerlich.Wobei, wenn Lindner seine Finger im Spiel hat, dann ist das doch gar nicht fürs Volk...oder?
Michel
14.10.2024 um 10:44
Subventionen für ein entglittenes Marketing-Projekt über eine vermeintliche Zukunftstechnologie, die den Lufttransport für nur wenige, wohlsituierte Menschen zur Zielsetzung haben, sind ganz gewiss nicht im Interesse der Allgemeinheit. Hier wird ein Energiespeicher für ein ineffizientes Antriebskonzept mit nicht unerheblichen Lasten für die Umwelt eingesetzt. Nach wie vor keine klaren Aussagen bezüglich der zu erwartenden Geräuschemissionen der Impeller-Antriebe unter Vollast. Da gibt es bessere, nachhaltigere Ansätze, deren Realisierung weniger zweifelhaft scheint. Man sollte sich gelegentlich alter Weisheiten bedienen: Wenn dein Pferd tot ist, steig ab!

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