E-Busse für Großraum Paris: Hess springt für Van Hool ein

Für die ÖPNV-Behörde Île-de-France Mobilités zeichnet sich nach der Insolvenz von Van Hool eine Lösung ab: Der Schweizer Bushersteller Hess soll aushelfen, um die ursprünglich bei Van Hool bestellte Flotte von E-Doppelgelenkbussen mit Verspätung doch noch in den Großraum Paris zu bringen.

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Bild: Alstom

Von den einst 56 bestellten Einheiten sind bisher nur eine Handvoll E-Busse von Van Hool in der französischen Hauptstadtregion angekommen. Der Konkurs der Belgier hatte die Franzosen im Frühjahr kalt erwischt. Wie das französische Portal Ville Rail & Transport berichtet, soll nun Hess den Auftrag erhalten, die restlichen E-Busse fertigzustellen. Hintergrund ist, dass VDL – als einer der Käufer von Van Hool – nur einen Teil des Van-Hool-Busgeschäfts weiter betreibt. Die Herstellung der neuartigen E-Doppelgelenkbusse gehört nicht dazu.

Dazu folgender Exkurs: Die 24 Meter langen E-Busse an sich stammen zwar von Van Hool, aber hinter dem Launch steht ein Konsortium: Das Batteriesystem trägt Kiepe Electric bei und das zugehörige SRS-System – eine bodenbasierte Ladelösung – wird von Alstom beigesteuert. Schon 2021 kristallisierte sich die Region Île-de-France als Hotspot für den ersten kommerziellen Einsatz der Technologie heraus. Die ÖPNV-Behörde Île-de-France Mobilités gewährte dem Konsortium von Van Hool, Kiepe Electric und Alstom den Zuschlag, um eine Flotte der E-Doppelgelenkbusse zu bauen. Die extralangen Exemplare sollten auf zwei neuen Bus Rapid Transit-(BRT)-Linien zwischen Viry-Chatillon und Corbeil-Essonnes sowie zwischen Paris und Choisy-le-Roi zum Einsatz kommen. Im Frühjahr 2022 folgte ein Rahmenvertrag über „mindestens 56 Einheiten“.

Laut den damaligen Angaben von Île-de-France Mobilités handelt es sich um die ersten 24 Meter langen E-Doppelgelenkbusse in der Hauptstadtregion. Die Fahrzeuge sollen die Vorteile einer Tram mit denen von Straßenbussen verknüpfen und rund 140 Passagiere befördern können. Auf den genannten Strecken pendeln die Busse größtenteils auf eigenen Fahrspuren und erhalten Vorrang an Ampeln. Die auf den Namen Tzen 4 getaufte Linie zwischen Viry-Chatillon und Corbeil-Essonnes soll die bisherige Linie 402 ersetzen – die derzeit meistbefahrene Linie im Großraum Paris. Die zweite Linie – Tzen 5 – ist eine neue Busroute, die das 13. Arrondissement von Paris über Ivry-sur-Seine und Vitry-sur-Seine in knapp 33 Minuten mit Choisy-le-Roi verbinden wird.

In dem Bericht von Ville Rail & Transport wird die Einigung mit Hess nun nur mit den Tzen-4-Fahrzeugen in Verbindung gebracht. Die Rede ist daher von 30 Einheiten, von denen fünf bereits ausgeliefert wurden. Der Schweizer Hersteller soll nun darauf warten, Zugang zu den ausstehenden 25 Einheiten zu erhalten, die aktuell im ehemaligen Van-Hool-Werk in Koningshooikt stehen und die noch mit Antriebssystemen und technischer Ausrüstung ausgestattet werden müssen. Voraussetzung für den Zugang soll eine Einigung zwischen Ile-de-France Mobilités und den Konkursverwaltern von Van Hool sein. Diese liegt aber nach Angaben des Portals nun vor und müsse nur noch formalisiert werden. Als Zeitpunkt für die Auslieferung wird nun Mitte 2025 gehandelt.

sustainable-bus.com, ville-rail-transports.com (auf Französisch)

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