Audi findet keinen Investor für Werk Brüssel

Audi hat keinen geeigneten Investor für seine Fabrik in Brüssel gefunden, wodurch das Risiko einer Werksschließung steigt. Auch VW-intern wurde nach einer weiteren Nutzung gesucht – ohne Ergebnis.

Bild: Audi

Keiner der 26 Interessenten und potenziellen Investoren habe ein „tragfähiges und nachhaltiges Konzept“ für die Zukunft der Fabrik vorgelegt, sagte Chief Operating Officer Gerd Walker am Dienstag. Auch eine interne Suche innerhalb des Volkswagen-Konzerns nach einer zukünftigen Autoproduktion oder alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das Werk sei ergebnislos geblieben.

Audi hatte das Werk in der belgischen Hauptstadt, in dem derzeit der Q8 e-tron samt Sportback-Ableger gebaut wird, im Laufe des Jahres immer wieder öffentlich angezählt. Der Nachfolger des Q8 e-tron soll in Mexiko gebaut werden, Audi wird kein neues Modell an das belgische Werk vergeben. Da inzwischen im VW-Konzern auch deutsche Standorte auf der Kippe stehen, sind die Chancen für Brüssel – auch mit einer anderen Konzernmarke – weiter gesunken. Mitte September hatte Walker in einem Interview verkündet, dass man sich auf die Suche nach potenziellen Investoren konzentriere.

Doch auch diese Suche scheint gescheitert. Die Zahl von 26 Interessenten hat Walker nun in einer Erklärung nach einer außerordentlichen Betriebsratssitzung genannt. Namen der Interessenten und die Inhalte ihrer Angeboten sind nicht bekannt. Somit ist unklar, warum Audi alle Offerten abgelehnt hat – obwohl angeblich ein potenzieller Investor in den vergangenen Tagen sein Angebot überarbeitet haben soll. Es scheint also, als sei durchaus Interesse vorhanden gewesen.

Somit könnte Brüssel das erste VW-Werk in Europa werden, das geschlossen wird. Wie der verantwortliche Unterhändler der Gewerkschaft ACV-CSC im Werk, Ronny Liedts, angab, sei es wahrscheinlich, dass die rund 3.000 Fabrikarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Liedts erhob auch Vorwürfe gegen Audi: „Das einzige, was sie wollen, ist, das Werk so schnell wie möglich zu schließen. Keine der Alternativen kommt für sie in Frage.“

Audi hatte immer wieder bemängelt, dass die Lage des Werks eine Expansion und die interne Logistik behindere – beides sei nötig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben. Das Werk liegt direkt an den Bahntrasse, weshalb tatsächlich keine Erweiterungsflächen zugänglich sind. Außerdem gibt es vor Ort keinen Karosseriebau, weshalb in Brüssel keine Stand-Alone-Fertigung möglich ist – wichtige Karosserie-Komponenten müssen aus anderen Werken zugeliefert werden.

Allerdings hat Audi unabhängig von den Herausforderungen am Standort selbst auch ein Problem mit der Nachfrage nach dem in Brüssel gebauten Modell. Ausgelegt ist das belgische Werk auf eine Kapazität von 120.000 Fahrzeugen pro Jahr. 2022 hat Audi mit 47.900 in Brüssel gebauten Autos den Peak erreicht, 2023 waren es noch 37.400 Q8 e-tron. Wie aus den in der vergangenen Woche veröffentlichten Q3-Auslieferungszahlen des VW-Konzerns hervorgeht, hat Audi im laufenden Jahr bisher nur 23.900 Exemplare des großen E-SUV ausgeliefert. Im August gab es einen Medienbericht, wonach Audi für 2025 nur noch mit 6.000 Fahrzeugen plane.

bnnbloomberg.ca

5 Kommentare

zu „Audi findet keinen Investor für Werk Brüssel“
rwb_hofmann
16.10.2024 um 10:07
Der Drops ist gelutscht SCHADE AUDI
Robert
16.10.2024 um 11:54
"Audi hatte immer wieder bemängelt, dass die Lage des Werks eine Expansion und die interne Logistik behindere – beides sei nötig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben. Das Werk liegt direkt an den Bahntrasse, weshalb tatsächlich keine Erweiterungsflächen zugänglich sind. Außerdem gibt es vor Ort keinen Karosseriebau, weshalb in Brüssel keine Stand-Alone-Fertigung möglich ist – wichtige Karosserie-Komponenten müssen aus anderen Werken zugeliefert werden." Das wird der Hauptgrund wohl gewesen sein warum da nichts mehr geht
Michael
17.10.2024 um 08:49
Ich verstehe das Gejammer nicht , das Werk wurde doch hoch gelobt , Klima neutral , co 2 neutral usw . Das haben sie jetzt doch erreicht . 100 Prozent. Genauso wird’s bei Thyssen Krupp passieren mit Klima neutralen grünen Stahl . Und der Chemie Branche und und . Degrowth- willkommen im unbeleuchteten Wildpark .
Alexander Jacubowsky
18.10.2024 um 13:38
Als das Werk damals aufgebaut wurde, waren die Standortbedingungen bekannt, aber es gab offenbar genug Förderungen und Subventionen, um sehr billig einen Standort aufzubauen. Nun sind keine weiteren Förderungen in Sicht und man will das Werk schließen. Einen verkauf an die Konkurrenz ist wohl nicht erwünscht. Zusammenfassend: Nicht nachhaltige Firmenpolitik.
Sebastian Schaal
18.10.2024 um 13:59
Hallo Herr Jacubowsky,das ist so nicht ganz korrekt: Das Werk wurde bereits 1949 unabhängig von VW gebaut und in Betrieb genommen. Zu VW gehört der Standort erst seit 1970, Audi hat das Werk erst 2007 intern übernommen. Auf die Standortbedingungen und die Auswirkungen auf die modernen Anforderungen 70 Jahre später hatten weder Audi noch VW Einfluss oder haben Förderungen für den Bau an diesem Ort erhalten.Viele Grüße Sebastian Schaal

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