E-Motorrad-Bauer Energica ist insolvent
Wie Energica mitteilt, hat der Vorstand des Unternehmens in dieser Woche entschieden, ein gerichtlichen Insolvenzverfahrens gemäß Art. 121 ff. der italienischen Insolvenzordnung einzuleiten. „Trotz der Bemühungen des Managements, aktiv und umfassend nach neuen Investoren zu suchen – immer mit dem Ziel, den Fortbestand des Unternehmens im besten Interesse der Gläubiger zu sichern – wurde in den letzten Stunden deutlich, dass diese alternativen Optionen nicht mehr realisierbar sind, so dass dem Unternehmen keine andere Wahl bleibt, als die Eröffnung eines gerichtlichen Konkursverfahrens zu beschließen“, heißt es dort. Sprich: Energica ist pleite und sieht keinen anderen Ausweg als den Gang vor das Insolvenzgericht.
Bereits in den vergangenen Wochen gab es Gerüchte über finanzielle Probleme. Da der amerikanische Investor Ideanomics selbst in der Klemme steckt, war vom wichtigsten Anteilseigner kein frisches Kapital zu erwarten – Ideanomics kontrolliert 75 Prozent von Energica. Der Motorradhersteller hat in den vergangenen zwei Jahren selbst nach weiteren Geldgebern gesucht, hatte dabei aber keinen Erfolg.
Wie festgefahren die Lage bei Energica ist (was vermutlich auch potenzielle Investoren abgehalten hat), wird in einem gefetteten Hinweis ganz am Ende der Pressemitteilung zur Insolvenz deutlich: „Diese Pressemitteilung wird den Gründungsmitgliedern von Energica zugeschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass Ideanomics beschlossen hat, sich nicht zu äußern.“
Das Unternehmen wurde 2014 offiziell als Energica Motor Company Srl gegründet, am Design der Elektro-Motorräder wurde aber schon seit 2009 im Hintergrund gearbeitet. Bereits 2016 brachte das Gründerteam das Unternehmen an die Mailänder Börse, um das Wachstum zu finanzieren, was mit den eigenen Mitteln nicht mehr möglich war. 2021 stieg Ideanomics ein und ermöglichte mit seiner Finanzspritze die Markteinführung des neuen Modells Experia. Im März 2022 schloss Ideanomics erfolgreich ein freiwilliges Übernahmeangebot ab und nahm Energica wieder von der Börse – um das Unternehmen freier und flexibler von Investoren-Zwängen zu machen.
Allerdings haben zahlreiche Faktoren dazu geführt, dass sich der Markt für elektrische Motorräder nicht so entwickelt hat wie von Energica erhofft. „Die Krise auf dem Strommarkt und der Rückgang der Investitionen in diesem Sektor hatten jedoch Auswirkungen auf Ideanomics und beeinträchtigten infolgedessen die Investitionsfähigkeit von Energica“, schreibt die Firma jetzt. „Das Unternehmen war auch mit Herausforderungen durch den Abschwung auf dem Automobilmarkt und in der Lieferkette konfrontiert und war als kleines und mittleres Unternehmen besonders betroffen.
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