CAM: China festigt Position als EV-Marktführer

In der aktuellen Analyse der eMobility-Absatztrends des Center of Automotive Management (CAM) ist wenig überraschend China der große Gewinner. Das wird bald auch Folgen für das globale Hersteller-Ranking haben, hier steht ein Führungswechsel kurz bevor. Und auch in Europa könnte Deutschland seinen Spitzenplatz in Kürze verlieren.

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Bild: BYD

Klar ist: Die Dynamik variiert zwar stark je nach Region und Hersteller, weltweit zeigt die Elektromobilität aber nach wie vor ein starkes Wachstum, wie das CAM gleich zu Beginn der Analyse für das dritte Quartal festhält. Das liegt vor allem an der Entwicklung in China, das Land baut seine globale Führungsrolle in der eMobility weiter aus.

In den ersten drei Quartalen 2024 wurden dort 4,1 Millionen Batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) neu zugelassen, was einem Zuwachs von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. BEV machen damit 27 Prozent aller Neuzulassungen in China aus. Darüber hinaus wurden 2,2 Millionen Plug-in-Hybride (PHEV) im gleichen Zeitraum neu zugelassen. Der Anteil der „EV“ – in China selbst ist bei der Zusammenfassung von BEV und PHEV eher von New Energy Vehicles (NEV) die Rede –stieg von Jan-Sept. 2024 auf 41,5 Prozent der Neuzulassungen. Betrachtet man nur das dritte Quartal, ist laut dem CAM die NEV-Quote sogar auf 52,7 Prozent gestiegen, also mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen entfiel auf New Energy Vehicles.

Europa attestiert das CAM nach drei Quartalen „ein gemischtes Bild“. Große Märkte wie Frankreich (217.000 BEV) und Großbritannien (270.000 BEV) konnten deutlich wachsen – um sechs bzw. 13 Prozent. In Großbritannien ist der Marktanteil der Batterie-Elektroautos auf 18,1 Prozent gestiegen. Damit stehen die Briten kurz davor, der größte BEV-Markt Europas zu werden. Denn in Deutschland sind die E-Neuzulassungen nach drei Quartalen auf 276.000 Fahrzeuge gesunken, ein Rückgang von 29 Prozent. Hierzulande waren zwischen Januar und September nur 13,1 Prozent der Neuzulassungen rein elektrisch.

Um die Lage zu verdeutlichen: 2023 stand Großbritannien nach drei Quartalen bei 239.000 BEV, Deutschland hingegen bei 387.000 E-Autos. Nur ein Jahr später liegen beide Nationen quasi gleichauf. „Die Elektromobilität in Deutschland ist in einer kritischen Übergangsphase und muss politisch stärker orchestriert werden“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. „Eine wichtige belebende Bedeutung hätte die Wiedereinführung eines zeitlich begrenzten Kaufzuschusses und besserer Rahmenbedingungen für Ladestrom und städtischer Ladeinfrastruktur.“

Kurz noch der Blick auf den größten Markt in Nordamerika: In den USA zeigte sich eine moderate Steigerung der Elektroneuzulassungen auf noch niedrigem Niveau. Die Neuzulassungen legen um acht Prozent zu und erreichen 946.000 Einheiten. Der BEV-Anteil steigt nur leicht an von 7,4 auf 8,0 Prozent.

Deutlich mehr Dynamik beim E-Absatz gibt es im Ranking der Hersteller. Unter anderem die maue Entwicklung auf dem US-Heimatmarkt macht sich in den Zahlen von Tesla bemerkbar. Der Hersteller bleibt zwar mit 1,29 Millionen BEV-Verkäufen nach drei Quartalen 2024 weltweit führend, musste jedoch einen leichten Rückgang von 2,4 Prozent verzeichnen. Gleichzeitig kommt die Konkurrenz näher, BYD konnte seine Verkäufe um 11,5 Prozent auf 1,17 Millionen Einheiten steigern. Bei diesen Trends steht bald ein Führungswechsel an.

Das große Aber: Der Führungswechsel ist schon längst vollzogen, wenn man BEV und PHEV addiert. Bei Tesla handelt es sich bekanntlich um reine BEV-Verkäufe, während BYD auch noch die Plug-in-Hybride im Angebot hat, die in den vergangenen Monaten einen Boom erlebt haben. So ist der BEV-Anteil am BYD-Absatz von 50,2 auf 42,6 Prozent gesunken. „Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist der starke Anstieg der PHEV-Neuzulassungen: In den ersten drei Quartalen 2024 wurden 2,2 Millionen PHEVs zugelassen, was einer Steigerung von rund 30 Prozent gegenüber den 1,7 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2023 entspricht“, so das CAM.

Die Zahlen, die das CAM in seiner Analyse zu den deutschen Herstellern nennt, sind aus den Quartals-Veröffentlichungen der Unternehmen bereits bekannt: Der VW-Konzern kam nach drei Quartalen auf 506.500 BEV (-4,6 %), BMW konnte seinen BEV-Absatz um 19 Prozent auf 294.054 Einheiten steigern, bei Mercedes waren die BEV-Verkäufe start rückläufig. Bei den genauen Zahlen gibt es aber eine Abweichung: Mercedes hat selbst 148.500 BEV nach drei Quartalen gezählt (-22 Prozent), das CAM weist aber 135.900 BEV aus (-26,8 Prozent).

Die Probleme bei den deutschen Marken und das Wachstum bei BYD ist ein Trend, der sich laut Bratzel weiter fortsetzen dürfte. „China ist Leitmarkt der Elektromobilität und zunehmend auch Leitanbieter von Elektrofahrzeugen“, sagt der Professor der Hochschule Bergisch-Gladbach. „Viele Automobilhersteller haben die Dynamik der Elektromobilität im größten Automobilmarkt der Welt unterschätzt. Die hohe Anzahl attraktiver Modelle chinesischer Automobilhersteller sowie der Preiskampf setzt gerade auch die deutschen Automobilhersteller unter Druck.“

Quelle: Info per E-Mail

1 Kommentar

zu „CAM: China festigt Position als EV-Marktführer“
Gregor
17.10.2024 um 12:59
Einfache Rechnung bzw. Anreize vom chinesischen Staat --> Strompreis für privat-Haushalte ~4 Cent und für Industriekunden nochmals günstiger! Einer der Kaufanreize für eAuto's in China!-->Aussage von chinesischen Arbeitskollegen, welche einen wegen des hohen Strompreises in DE auslachen.....

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