Bestätigt: Keine Finanzhilfe für Lilium

Es hatte sich bereits abgezeichnet, nun ist es final: Der E-Flugtaxi-Entwickler Lilium wird keine staatliche Unterstützung bekommen – nicht vom Bund und damit auch nicht von Bayern. Welche Folgen das für das Münchner Unternehmen hat, ist noch offen.

lilium flyover forest
Bild: Lilium

Am Donnerstag bestätigten Regierungsvertreter, dass sich keine Mehrheit dafür gefunden habe. Bereits in der vergangenen Woche wurden zahlreiche Bedenken der Parlamentarier im Haushaltsausschuss bekannt, obwohl damals schon Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) für die Staatshilfen in Form einer Bürgschaft geworben hatte. Später hatten sich sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) „bis zuletzt für die Hilfen“ eingesetzt, wie der „Spiegel“ nun schreibt.

Genau dieses intensive Werben von Scholz sorgt nun für Skepsis. „Es ist immer wieder beeindruckend, wofür dieser Mann Zeit hat“, zitiert der „Spiegel“ ein Mitglied des Haushaltsausschusses. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, ergänzt ein anderes Mitglied des Gremiums. „Dabei wäre es hier so leicht gewesen, Politik im Sinne des Steuerzahlers zu machen.“

Während Scholz’ SPD laut Aussagen ihres Chefhaushälters Dennis Rohde für die Staatshilfe war, gab es in der Koalition keine Mehrheit. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte die Entscheidung auf X einen „bitteren Rückschlag für den Technologiestandort Deutschland“. Der 50-Millionen-Euro-Kredit des Bundes wäre durch ein ebenso hohes Darlehen des Freistaats Bayern flankiert worden.

Schon lange ringt das bei München angesiedelte Startup um eine staatliche Bürgschaft für einen Kredit von mindestens 100 Millionen Euro – und hatte gedroht, aus Deutschland abzuwandern, wenn das nicht klappt. Genau diese Drohung hatte bei einigen Politkern verfangen, die den Verlust einer Schlüsseltechnologie der Zukunft befürchten.

Zum Hintergrund: Der jetzigen Entscheidung ging eine sogenannte Due-Diligence-Prüfung voraus, mit der die Bundesregierung und der Freistaat Bayern die staatliche Förderbank KfW beauftragt hatte. Abhängig von deren Ergebnis sollte Lilium eine potenzielle staatliche Bürgschaften als Sicherheit für einen KfW-Kredit erhalten. Lilium strebt nach früheren Angaben ein Kreditvolumen von mindestens 100 Millionen Euro an. 

Das von Absolventen der TU München gegründete Startup entwickelt ein senkrecht startendes Elektro-Flugzeug mit sieben Sitzen. Erst im Sommer vermeldete das Unternehmen einen Großauftrag aus Saudi-Arabien mit einer Festbestellung von 50 Jets. Die Entwicklung des senkrecht startenden und landenden Elektro-Flugzeugs (eVTOL) verschlingt viel Geld. Am Stammsitz in Oberpfaffenhofen bei München arbeiten 850 Menschen, aber bislang hat das Unternehmen noch kaum Umsatz gemacht. Laut Medienberichten soll Lilium bereits 1,5 Milliarden Euro von Investoren erhalten und weitgehend aufgebraucht haben. Laut „Spiegel“ soll der Kapitalbedarf bis zur im Jahr 2026 geplanten Musterzulassung zwischen 300 und 500 Millionen Euro liegen. Der erste bemannte Flug soll 2025 erfolgen.

spiegel.de

15 Kommentare

zu „Bestätigt: Keine Finanzhilfe für Lilium“
Daniel
18.10.2024 um 09:52
Wie immer, man unterstützt alte (veraltete) Unternehmen mit Milliarden, aber für Zukunftsvisionen hat man nicht mal 100 Millionen. Und hinterher beklage wir uns wieder, dass wir Technik aus dem Ausland kaufen müssen. Seit der Erfindung des Computers immer das Gleiche.
Jörg
21.10.2024 um 16:50
In CO2 arme Luftfahrt investieren JA, aber doch nicht in dieses absurde Konzept! Informiere Dich mal über den Gründer, dessen Aussagen und Rolle, über deren Entwicklungshistorie und dann über die angewandte Technologie, vorausgesetzt Du hast selbst schon mal kleine experimentelle Modelle zum fliegen gebracht und hast eine grobe Vorstellung von Aerodynamik und verschiedenen Antriebs- und Steuerungskonzepten. Das Scholz und Söder hier mal wieder voll daneben liegt, daß muß einen jetzt auch wirklich nicht wundern oder? Aiwanger würde sicherlich auch dafür stimmen :-) Hier hat die Regierung mal richtig entschieden.
Herbert Klein
18.10.2024 um 10:29
Wenigstens 820 Millionen pro Tag für Migration, Bürgergeld und Entwicklungshilfe. Ca. 300 Milliarden im Jahr. Stark steigend. So ein Land braucht keine neue Technik.
ERide
18.10.2024 um 10:57
Investoren haben bereits 1,5 Milliarden in das Unternehmen gepumpt und jetzt soll es an einer staatlichen Bürgschaft von 50 Millionen scheitern? Ziemlich viel Mimimi für meinen Geschmack. Das Unternehmen scheint ganz andere Probleme zu haben.
Gregor
18.10.2024 um 11:11
Was? Wie soll ich denn in Zukunft zum Bäcker kommen, wenn jetzt doch keine Flug Bummsi Taxis kommen? Skandal!!!
Herbert Wertig
18.10.2024 um 11:44
Wieso sollte ich als Steuerzahler für ein solches Projekt dem verlorenen Geld der Investoren meines hinterherwerfen? Damit in Großstädten eine extrem kleine Minderheit nah über unseren Köpfen mit viel Lärm und Gefahr transportiert wird?Ein gut ausgebauter ÖPNV und ebensolches Radwegenetz sind für alle da und machen solche Energiefresser überflüssig.Jeder der rechnen kann, weiß, dass dieses bemannten Drohnen kein Massenverkehrsmittel werden können.
hsbiber
18.10.2024 um 17:29
Sie bzw. wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass es nicht nur um Massenverkehrsmittel geht, sondern auch um individuelle Mobilitätsmöglichkeiten und entsprechende innovative Produkte.Bürgschaften über 50 Mio sind für (Bundes-)Haushälter ein Kleckerlesbetrag. In diesem Zusammenhang ist der Betrag (ges. 100 Mio.) und ein Zeichen der Unterstützung, ein innovatives Verkehrsprojekt in Deutschland halten zu wollen, offensichtlich und nachvollziehbar wichtig. Langfristig gedacht werden wir aber wohl ein Produkt aus deutscher Technik bei einem Unternehmen in Frankreich (oa.) kaufen; bei einem Unternehmen das Steuern und Abgaben in Frankreich (oa) entrichtet .
Jensen
18.10.2024 um 12:05
Die FAZ schreibt dazu: "Wer aber für Steuergeld Verantwortung trägt, muss Erfolgsaussichten besonders sensibel prüfen. Lilium ist eine spannende Idee. Ohne ersichtlich tragfähigen Inhalt. Die Firma liefert keine Argumente für einen riskanten Staatseinstieg, und systemrelevant ist sie auch nicht." und ... "Stand heute sind offenbar 1,5 Milliarden Euro in das Projekt geflossen, alle ersichtlichen Meilensteine wurden gerissen." Zu erwähnen ist auch, dass die angeblichen Aufträge / verbindlichen Bestellungen im 3-stelligen (!) Bereich doch eigentlich beinahe automatisch zu frischen Kapital führen müßten. Die möglichen Investoren, und nicht nur die, dürften vermutlich von den vorliegenden Daten dieser niederländischen N.V. nicht überzeugt gewesen sein. Ob das weltweit anders sein wird, bleibt eine spannende Frage.
Thomas
18.10.2024 um 12:16
Richtig so, korrekte Entscheidung. Lilium ist Müll und deshalb bekommt es auch kein Geld mehr von privaten Investoren. Stattdessen soll nun noch schnell die Allgemeinheit für den Schaden aufkommen und diesen für die Investoren minimieren. Ständig ändert Lilium sein Produktkonzept, hat aber nix vorzuweisen und das schon seit vielen Jahren. Da ist ganz klar einiges faul und deshalb gut von der Ampel entschieden! Wir brauchen kein zweites Wirecard!
Richard
21.10.2024 um 10:23
Sie haben sich überhaupt nicht informiert. Soll Deutschland doch in Zukunft High Tech aus China und anderswo beziehen - Bedenkenträger wie Sie sind Schuld an unserem Niedergang.
Bernie76
18.10.2024 um 12:49
Wieso halten Sie den Kommentar für "ausländerfeindlich"? Er beschreibt lediglich, in welche Posten ein Großteil des Bundeshaushalts fließt. Diese Mittelverwendung gut oder schlecht zu finden, hat nichts mit "ausländerfreundlich" oder "ausländerfeindlich" zu tun.
Wolfbrecht
18.10.2024 um 19:26
"... wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass es nicht nur um Massenverkehrsmittel geht, sondern auch um individuelle Mobilitätsmöglichkeiten." –> Ja, gern – nur ist das »individuelle Mobilität« für einen von 100 oder gar nur 1.000 Einwohnern. Merke: Wenn die Wenigen das gern hätten, sollen DIE das auch individuell FINANZIEREN!
Wilhelm
21.10.2024 um 07:24
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Wilhelm
21.10.2024 um 07:28
Was hat den Heuchler Söder davon abgehalten, Lilium seine bayerischen 50 Mio zu geben? Und warum denunziert er die Bundesregierung, nur weil die ihre Hausaufgaben gemacht hat?
sug
22.10.2024 um 10:25
Dr. Söder hat BMW 500 mio EUR Steuergeld gegeben um damit 100 sinnlose X5 mit Brennstoffzelle von Toyota zu bestücken...

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