Stützt ein Investoren-Konsortium Northvolt?

Die Investment-Tochter der US-Großbank Goldman Sachs erwägt angeblich, zusammen mit anderen Investoren den angeschlagenen Batteriehersteller Northvolt zu retten. Die Gespräche seien zwar konstruktiv, allerdings hänge ein mögliches Engagement auch an der Unterstützung anderer Investoren.

Bild: Northvolt

Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Goldman Sachs Asset Management ist der zweitgrößte Anteilseigner von Northvolt und laut Bloomberg aktiv daran beteiligt, eine Lösung für die „Liquiditätskrise“ des schwedischen Batterieherstellers zu finden. Es ist die Rede davon, dass Northvolt 200 Millionen Euro benötigt, um seinen kurzfristigen Bedarf zu decken – etwa 150 Millionen Euro sollen über mündliche Zusagen bereits gesichert sein, so Bloomberg.

Ein Sprecher von Northvolt wollte gegenüber der Nachrichtenagentur keinen Kommentar abgeben. Am Dienstag hatte das Unternehmen noch mitgeteilt, es mache Fortschritte beim Finanzierungspaket und arbeite weiterhin „intensiv“ an dem Vorschlag. Mitgründer Harald Mix hatte in einem schwedischen Zeitungskommentar bereits angekündigt, er habe mehr als 1,5 Milliarden schwedische Kronen (144 Millionen Dollar) an frischem Kapital bereitgestellt.

Die Lage rund um Northvolt hat sich seit dem Sommer zugespitzt. Damals war bekannt geworden, dass Anteilseigner BMW einen milliardenschweren Auftrag über Batteriezellen storniert hat – offenbar, weil die Schweden im Verzug sind und BMW die bestellten prismatischen Zellen zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr benötigt. Bei den kommenden Elektroautos auf Basis der Neuen Klasse steigen die Münchner auf Rundzellen um. Die Vorgänge rund um den BMW-Auftrag hatten dann dazu geführt, dass Gründer und CEO Peter Carlsson einräumte, mit dem Expansionsplan „etwas zu aggressiv“ gewesen zu sein. Der Fokus wurde daher auf die Belieferung von Kunden aus dem ersten Northvolt Gigafactory-Standort in Skellefteå gelegt – die weitere Expansion wurde auf den Prüfstand gestellt.

Das war aber nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Änderungen. Noch im Juli wurde mit Pia Aaltonen-Forsell ein neuer CFO verpflichtet, weil ihr Vorgänger Alexander Hartman als Chief Transformation Officer eben jene Expansionspläne überarbeiten soll – wenn ein Spitzenmanager alleine dafür dauerhaft abgestellt wird, ist klar, dass es sich um keine simple Aufgabe handelt. Das neu formierte Management hat auch erste Einschnitte beschlossen: Im August wurde das Forschungszentrum in Kalifornien, das Northvolt 2021 mitsamt Cuberg übernommen hatte, dicht gemacht. Im September wurden dann Nebengeschäfte wie die Kathodenmaterial-Herstellung und ein Werk für Batteriespeicher depriorisiert, um das Kerngeschäft – die Herstellung von Batteriezellen – zu stärken. An drei schwedischen Standorten werden 1.600 Jobs gestrichen, das sind 25 Prozent der dortigen und 20 Prozent aller Stellen bei Northvolt.

Anfang Oktober wurde dann bekannt, dass die Tochtergesellschaft Northvolt Ett Expansion AB, die für den abgesagten Fabrik-Ausbau zuständig war, Insolvenz angemeldet hat. Wie das „Manager Magazin“ allerdings nun unter Berufung auf Beteiligte schreibt, soll es sich dabei um jene Tochter gehandelt haben, in der die Produktion für Audi und BMW gebündelt sei. „Auch Audi, das bestätigen hochrangige Konzern- und Markenmanager, hat seine Order bei Northvolt deshalb zunächst zurückgezogen“, heißt es in dem Artikel.

Wie Bloomberg nun schreibt, soll die Beteiligung von Goldman Sachs gegenüber anderen Investoren Sicherheit ausstrahlen und sie dazu bewegen, sich ebenfalls an der nötigen Finanzierung zu beteiligen. An Northvolt sind nicht nur reine Investoren, sondern auch Kunden wie der Volkswagen-Konzern und BMW beteiligt. Somit gibt es auch innerhalb der Anteilseigner höchst unterschiedliche Interessen. Während BMW seine Vorhaben, von Northvolt Batteriezellen zu beziehen, erst einmal in die Zukunft geschoben hat, ist der VW-Konzern auf die Zellen angewiesen – etwa für die E-Lkw von Scania oder die kommenden Zweisitzer-Sportwagen von Porsche.

Zwar hatte VW bereits angedeutet, Northvolt in seiner Fabrik beim Skalieren der Zellproduktion zu helfen – angesichts der eigenen Sparpläne und dem öffentlichen Anzählen deutscher Werke scheinen große Finanzspritzen aus Wolfsburg eher unwahrscheinlich. Ein Scania-Sprecher gab gegenüber Bloomberg an, dass man „im engen Dialog mit Northvolt“ stehe, sich aber nicht weiter dazu äußern könne.

bnnbloomberg.ca, manager-magazin.de

3 Kommentare

zu „Stützt ein Investoren-Konsortium Northvolt?“
Gregor
18.10.2024 um 09:48
Szenario 1: Northvolt hat sich komplett übernommen. Hat Versprechen gemacht und die Zellproduktion läuft einfach schwerer und schlechter, als man versprochen hat. Das ist bei Startups ja öfters so, das sie grospruhig Versprechen. Nur fällt das alles erst Jahre später auf.Szenario 2: Northvolt hat das Pech, sich von den Legacy Herstellern ver*arschen zu lassen. Sie haben großspurig "Zusammenarbeit" angeboten, dann aber sofort alles zurück gezogen, sobald die Dividende für die Investoren auf dem Spiel stand. Kann es sein das Zulieferer von großen Autobauern in DE gar keine Partner, sondern Bittsteller sind?Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.
Frank W.
18.10.2024 um 11:27
Die Zulieferindustrie ist ein hartes Geschäft. Wer Verträge nicht erbringen kann, wird abgesägt. Schlußendlich sind die Automobilkonzerne ihren Kunden (siehe BMW Rückruf bzgl Bremssystem von Conti), aber auch ihren Shareholdern verpflichtet. Das sich bei Northvolt die Probleme häufen, sieht man nicht zuletzt an Berichten nach denen die Auslastung des Werks extrem niedrig ist. Zeitgleich soll es zu mangelhafter Arbeitssicherheit bis hin zu Todesfällen im Umfeld der Fabrik in Schweden gekommen sein. Es scheint inzwischen auch nicht mehr ausgeschlossen, dass es nach Varta "Vorbild" zum Schuldenschnitt und anschließender Restrukturierung kommt. Die Frage ist jedoch, wie systemrelevant ist Northvolt für VW/BMW? Im Fall von Varta/Porsche gab es nunmal nur einen Anbieter der Technologie, Northvolt bietet derzeit technologisch kein Premium. https://www.theguardian.com/business/2024/oct/01/sweden-fears-for-future-of-batterymaker-northvolt
Christian L.
25.10.2024 um 14:05
Denke man wird kaum die Chinesen bei der Technologieführerschaft noch auch nur ansatzweise beim Preis schlagen können. Und das wird noch richtig problematisch für VW werden. Lassen sie Northvolt fallen dürfte die Insolvenz drohen, beziehen sie über Northvolt überteuerte Batterien schadet das der eigenen Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt. Da muss man dann auch gegen chinesische LKW beim Preis bestehen. So oder so, VW wird verlieren.

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