VW-Nordamerikachef Pablo Di Si muss offenbar gehen
Hintergrund für den vermeintlichen Plan, Pablo Di Si den Laufpass geben zu wollen, sind laut einem Bericht des „Manager Magazin“ vor allem die mageren Absatzzahlen des Elektromodells ID.4 in Nordamerika. 100.000 Mal im Jahr sollte das Auto in den USA gebaut und abgesetzt werden – dafür hat VW extra die Fabrik in Chattanooga ausgebaut. Doch in den ersten drei Quartalen dieses Jahre verkaufte VW nur 16.400 Stück. Wiederholt gab es Rückrufe wegen technischer Mängel. Zuletzt warnten die US-Behörden am 4. September, die Türen des ID.4 könnten sich während der Fahrt öffnen. Fast 100.000 Fahrzeuge sind von dem Rückruf betroffen und, noch schlimmer, VW dürfe das Modell in den USA momentan nicht verkaufen, heißt es in dem Bericht des „Manager Magazins“.
Auch die aktuellen Geschäftszahlen sollen in Nordamerika dramatisch sein: Die Region soll in der Planung für das VW-Ergebnisprogramm bis 2025 um 1,3 Milliarden Euro hinter den Erwartungen liegen. Allein 700 Millionen Euro Defizit werden für höhere Rabatte angesetzt, zusätzlich 900 Millionen Euro für niedrigere Verkaufszahlen und einen ungünstigen Modellmix. Die wenigen positiven Effekte können das nur zu einem geringen Teil ausgleichen.
Landeschef Pablo Di Si, ein Argentinier, hat offenbar viel zu positiv geplant, kann jetzt nicht liefern und muss deswegen wohl bald seinen Hut nehmen. Als Kandidaten für seine Nachfolge werden Stefan Mecha, aktuell VW-Chef in China, sowie der Škoda-CEO Klaus Zellmer gehandelt. Auch „jemand von Porsche“ soll laut Insiderangaben gegenüber dem „Manager Magazin“ auf der Kandidatenliste stehen.
Die Herausforderungen im US-Markt sind in jedem Fall groß: Nicht nur der Verkauf des ID.4 muss dringend angekurbelt werden, während die Erwartungen an den Hoffnungsträger ID.Buzz offenbar schon geschrumpft sind. Und auch das Brot-und-Butter-Auto für den US-Markt, der in Europa nicht erhältliche SUV namens Atlas, ist in die Jahre gekommen.
Eigentlich will VW zudem mit der wiederbelebten US-Marke Scout, die durch die Übernahme des Truckherstellers Navistar ins Portfolio gewandert ist, amerikanischer werden. Bereits nächste Woche will Scout die ersten beiden Modelle vorstellen, und zwar ein SUV sowie einen Pickup-Truck, der gegen beliebte Modelle wie den Ford F-150, den Ram 1500 oder den Chevrolet Silverado antreten soll. Dabei sollte Scout eigentlich als reine Elektromarke ausgerichtet werden. Doch laut „Manager Magazin“ erwägt VW nun, zusätzlich auch Plugin-Hybride von Scout anzubieten. Zugleich dürfte sich die Markteinführung von Scout laut dem Bericht um mindestens ein Jahr verzögern. Bislang hat Scout einen Start für Ende 2026 angekündigt – laut dem Bericht könnte daraus aber 2028 werden.
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