Dortmund rückt von reinen E-Bus-Plänen wieder ab

Weil die Bundesregierung ab 2025 den Kauf von Elektrobussen nicht mehr bezuschusst, ändert das Dortmunder Verkehrsunternehmen DSW21 offenbar seine Beschaffungsstrategie. Statt ausschließlich E-Busse zu bestellen, will DSW21 in den nächsten Jahren nun auch wieder auf Diesel-Fahrzeuge zurückgreifen.

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Bild: DSW21

Laut einem Bericht der „Ruhr Nachrichten“ will DSW21 bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge zu rund einem Drittel auch künftig Dieselbusse bestellen. Eigentlich war geplant, mit staatlicher Förderung nur noch elektrisch angetriebene Busse zu bestellen. Wenn pro Jahr zwölf Dieselbusse ausgemustert und durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden, würde DSW21 bis etwa 2035 seine Flotte komplett umgestellt haben.

Da der Bund in Folge der Haushaltskrise das KsNI-Programm eingestellt hat, mit dem Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben gefördert wurden, stehen ab 2025 keine Zuschüsse aus der Hauptstadt mehr zu Verfügung. Springt kein anderer für diese Förderlücke ein, müssen die Verkehrsunternehmen die Mehrkosten tragen – was in vielen Fällen finanziell einfach nicht möglich ist. Daher hatten auch schon andere ÖPNV-Betreiber angekündigt, ihre Beschaffungspläne zu überdenken.

In Dortmund sind bereits seit einigen Monaten die ersten 30 E-Busse unterwegs, konkret auf den Linien 470, 440 und 437. Die Anschaffung hat damals 38 Millionen Euro gekostet, wovon der Bund 13,6 Millionen Euro als Förderung übernommen hat. So musste DSW21 selbst „nur“ rund 24 Millionen Euro stemmen. „Auf uns kommen enorme Mehrkosten zu“, sagt DSW21-Sprecher Frank Fligge gegenüber den „Ruhr Nachrichten“. „Das nimmt uns die Luft zum Atmen“.

DSW21 zieht eigentlich positives Elektro-Fazit

An einer Unzufriedenheit mit den bisher eingesetzten E-Bussen liegt die Neuplanung nicht. Erst Anfang Oktober hatte DSW21 eine „positive Bilanz zur Elektromobilität“ gezogen – ein Jahr, nachdem der erste „StromFahrer“ genannte E-Bus in die Flotte ging. Seitdem wurden etwa eine Million Kilometer elektrisch zurückgelegt und dabei mehr als 465.000 Liter Diesel und 1.250 Tonnen CO2 eingespart. „Wir haben nun einen Winter und einen Sommer hinter uns und konnten witterungsunabhängig stets mit einer relativ stabilen Reichweite arbeiten und unseren Linienverkehr planen“, wurde DSW21-Betriebsleiter Ralf Habbes in der damaligen Mitteilung zitiert. „Auch die Lade-Infrastruktur ist mit einer Verfügbarkeit von 99 Prozent voll im Soll und erfüllt alle Voraussetzungen für einen reibungslosen Linienbetrieb.“

Aber: Auch wenn DSW21-Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger bereits Anfang Oktober seine Zufriedenheit ausdrückte und auch das positive Feedback der Fahrgäste betonte, deutete er schon damals eine Neuplanung an.  „Angesichts dieser ermutigenden Erfahrungen ist es umso bitterer, dass die Fördermittel für Elektro-Busse seitens der Politik massiv gekürzt worden sind. Auf diesem Wege konterkariert man letzten Endes die erstrebenswerten Ziele der Verkehrswende“, so Jaeger.

Die Dortmunder rechnen damit, dass Dieselbusse nicht 1:1 durch E-Busse ersetzt werden können – man brauche mehr E-Busse als Dieselbusse, um das Angebot zu stemmen. Daher wird in dem Artikel kalkuliert, dass die bisherigen E-Bus-Pläne mit knapp 200 statt 155 Fahrzeugen rund 140 Millionen Euro kosten würde – eine reine Diesel-Neubeschaffung von 155 Bussen aber nur 55 Millionen Euro. Die Mehrkosten müsste DSW21 ohne Förderung quasi komplett selbst tragen. Der Bund schiebt den Verkehrsunternehmen neue Aufgaben zu, nimmt aber gleichzeitig die Fördermittel weg“, kritisiert Fligge. „So funktioniert das nicht.“

Daher hat das Dortmunder Verkehrsunternehmen dem Bericht zufolge beschlossen, bei der Neuanschaffung zu einem Drittel vorerst weiter auf den Diesel zu setzen – rein aus Kostengründen. Konkret heißt das, dass bei zwölf ausgemusterten Altfahrzeugen pro Jahr nur noch acht durch einen E-Bus ersetzt werden sollen und zusätzlich vier neue Diesel angeschafft werden. Damit würde DSW21 die Pläne der EU einhalten, wonach ab 2026 bei Stadtbussen nur noch ein Drittel der Neuanschaffungen konventionell angetrieben sein darf. Ab 2035 dürfen dann nur noch emissionsfreie Busse neu zugelassen werden.

Da die Betreiber aber theoretisch noch 2034 die letzten Dieselbusse anschaffen und zulassen dürfen, schiebt sich die komplette Umstellung der Busflotten nach hinten – die neuen Fahrzeuge werden schließlich noch einige Jahre eingesetzt. Laut DSW21-Sprecher Fligge rechnet das Unternehmen damit, nach heutigem Stand 2042 bis 2045 eine reine E-Bus-Flotte zu haben. Und nicht mehr 2035.

ruhrnachrichten.de (Paywall), bus-und-bahn.de (Mitteilung von Anfang Oktober)

2 Kommentare

zu „Dortmund rückt von reinen E-Bus-Plänen wieder ab“
KBDCALLS
21.10.2024 um 13:04
Fürs pämpern des Dortmunder Flughafens ist Geld da, Aber für E-Busse nicht. Also ist Diesel noch viel zu billig. Hoffentlich geht der Schuss nicht nach hinten los. Bzw wird ein Rohrkrepierer. Man kann zwar nur schätzen. Aber im Laufe der Zeit dürften ca. 750 Mio. bis 1 Milliarde im Flughafen versickert sein.
Stephan
21.10.2024 um 16:07
Insgesamt eine dumme Entscheidung.

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