Rivian und Bosch werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor
Bosch will Rivian laut einem Bericht von „Automotive News“ gerichtlich belangen, weil sich Rivian geweigert haben soll, 204 Millionen Dollar an Rückerstattungen zu zahlen. Diese Summe wird aus Sicht von Bosch fällig, weil der Autohersteller seinen E-Motoren-Liefervertrag im September 2023 unvermittelt gekündigt und die Produktion ins eigene Haus verlagert haben soll. Rivian wiederum wirft Bosch „rücksichtslose Versäumnisse“ vor und macht den Zulieferer für Produktionsengpässe verantwortlich, die dazu geführt haben sollen, dass 2022 insgesamt 30.000 Fahrzeuge weniger gebaut werden konnten als geplant.
Der entsprechende Vertrag zwischen beiden Seiten wurde 2019 unterzeichnet und regelte die Entwicklung, Produktion und Lieferung der E-Motoren für Rivians Premium-Baureihen R1T und R1S. „Automotive News“ schreibt, dass die juristische Fehde zwischen dem US-Elektroautobauer und dem deutschen Zulieferer im Juli begann: Bosch verklagte Rivian zu diesem Zeitpunkt wegen Vertragsbruch, Rivian soll noch am selben Tag mit einer eigenen Klage – ebenfalls wegen Vertragsbruch – reagiert haben. Das geht dem Artikel zufolge aus Akten des Wayne County Circuit Court in Detroit hervor.
Aus der Klageschrift soll hervorgehen, dass Bosch für Rivian einen neuartigen E-Motor konzipiert hatte und „Millionen von Dollar in Technik und Werkzeuge“ in einem Werk in Deutschland investierte, wo der Zulieferer zunächst auch die Produktion der E-Motoren für Rivian aufnahm. Darüber hinaus baute Bosch offenbar eine 30.000 Quadratmeter große Produktionslinie in einem Werk in South Carolina, um den Vertrag zu erfüllen. Rivian soll sich im Umkehrschluss verpflichtet haben, die Motoren abzunehmen oder – bei einem vorzeitigen Ausstieg – alle nicht amortisierten Kosten zu erstatten. Genau darauf beruft sich Bosch nun bei der Klage und fordert gut 200 Millionen Dollar an Rückerstattungen.
Denn: Zur gleichen Zeit entwickelte Rivian seine eigenen E-Motoren für ein Antriebssystem namens Enduro. Auch bei dieser Inhouse-Lösung gibt es aber bis heute Probleme. Diesen Monat senkte Rivian etwa seine Produktionsprognose für den R1T, R1S und seine Transporter – und zwar aufgrund eines Mangels an Komponenten für die Motoren. Die Lieferkette läuft also weiter nicht rund. Für die früheren Engpässe aus der gemeinsamen Ära gibt es von Bosch und Rivian rivalisierende Erklärungen. Während Rivian Bosch direkt dafür verantwortlich macht, argumentiert Bosch, dass der Engpass nicht hauptsächlich bei den E-Motoren lag, sondern vor allem bei Halbleitern. Und dass es zwar ein Fertigungsproblem gegeben habe, dieses aber auf das fehlerhafte Bauteil eines anderen, von Rivian beauftragten Zulieferers zurückzuführen war.
autonews.com
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