Stellantis will Verbrenner-Produktion wegen CO2-Flottenzielen reduzieren
Imparato erklärte, dass Stellantis seinen Anteil an E-Autos im nächsten Jahr auf 24 Prozent des Gesamtabsatzes verdoppeln müsse, um das Ziel für 2025 zu erreichen. Wenn die Nachfrage nach E-Autos auf dem aktuellen Niveau bleibe, bestehe die einzige Möglichkeit, das Ziel zu erreichen und Geldstrafen zu vermeiden, darin, die Produktion von Verbrenner-Fahrzeugen zu reduzieren.
Manche Autohersteller wie etwa Renault fordern, dass die ab 2025 geltenden CO2-Flottenziele reduziert oder verschoben werden müssen. Je nach Prognose müssen ab dem kommenden Jahr bis zu 28 Prozent der in der Europäischen Union verkauften Autos Elektrofahrzeuge sein, was viele Hersteller unter Druck setzt. Schließlich lag der Elektroanteil an den Neuzulassungen in der EU zuletzt nur bei 13 Prozent.
Die EU-Vorschriften, die am 1. Januar in Kraft treten, legen ein Gesamt-Ziel für die CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte jedes Herstellers von 95 Gramm pro Kilometer fest – nach vorläufigen Daten der Europäischen Umweltagentur ein deutlicher Rückgang gegenüber den durchschnittlichen tatsächlichen Emissionen von 106,6 g/km im Jahr 2023.
Autohersteller, die ihre individuellen Ziele verfehlen, müssen mit Geldstrafen in Höhe von 95 Euro pro überschrittenem Gramm pro Fahrzeug rechnen. Laut Luca de Meo, CEO von Renault, könnten die Autohersteller mit Geldstrafen in Höhe von 15 Milliarden Euro rechnen. Analysten der Barclays Bank beziffern den Betrag auf mehr als 10 Milliarden Euro.
Stellantis lehnt jede Verzögerung oder Abschwächung der Vorschriften hingegen ab. Stellantis-CEO Carlos Tavares sagte vergangene Woche auf dem Pariser Autosalon, dass Stellantis die Ziele erreichen werde und dass jede Verzögerung der neuen Regeln bedeuten würde, dass die europäischen Autohersteller weiter hinter die technologisch fortschrittlichen chinesischen Marken zurückfallen würden.
Europa-COO Jean-Philippe Imparato sagte auf der Pariser Messe, dass Stellantis seinen Anteil an Elektrofahrzeugen im nächsten Jahr auf 24 Prozent der gesamten Fahrzeugverkäufe verdoppeln müsse, um das Ziel für 2025 zu erreichen. Wenn die Nachfrage nach E-Fahrzeugen auf dem gegenwärtigen Niveau bleibe, sei die einzige Möglichkeit, das Ziel zu erreichen und eine Geldstrafe zu vermeiden, die Reduzierung der Produktion von Verbrennungsmotoren, so Imparato. Die Produktion von Verbrennern müsste wohl schon im November gesenkt werden, denn es dauert im Schnitt 60 Tage, bis ein produziertes Auto auch wirklich zugelassen wird.
Laut Automotive News Europe dürfte es dem Flottenziel von Stellantis zugutekommen, dass sich das Unternehmen an dem chinesischen Elektroautohersteller Leapmotor beteiligt hat. Denn die von dem Joint Venture Leapmotor International verkauften Autos werden in den Emissionszahlen von Stellantis berücksichtigt. Das ist sehr praktisch, schließlich liegen die Emissionen von Elektroautos bei Null und so kann Stellantis die CO2-Emissionen von Verbrennern von Marken wie Citroen, Fiat, Opel oder Peugeot mit Leapmotor-Autos ausgleichen. Das wirft ein anderes Licht darauf, wieso Stellantis mit dem Europa-Start von Leapmotor gerade mächtig Druck macht, die Bestellbücher für den C10 und T03 bereits geöffnet hat und auch die Markteinführung des B10 kaum erwarten kann.
Um sicherzustellen, dass Stellantis auf dem richtigen Weg ist, um sein CO2-Emissionsziel zu erreichen, sagte Imparato, dass er sein Gesamtproduktionsbudget auf sein EV-Auftragsportfolio stützen wird. „Da wir nur Fahrzeuge produzieren, die von einem Kundenauftrag abgedeckt werden, werden wir so viele Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor montieren, wie nötig sind, um den EV-Anteil auf dem erforderlichen Niveau zu halten“, sagte er.
Jean-Philippe Imparato sagte, er habe mehrere Hebel in der Hand, um den Absatz von E-Fahrzeugen zu steigern, wobei die Ziele auf die einzelnen europäischen Märkte zugeschnitten seien, je nach Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge. Zum Beispiel sagte er, dass Händler in Spanien und Italien, wo der Marktanteil von E-Fahrzeugen weniger als 5 Prozent beträgt, im nächsten Jahr keine 20 Prozent E-Fahrzeuge verkaufen müssen, aber die Händler in den Niederlanden müssten vielleicht 50 Prozent erreichen.
Das Unternehmen werde die Anreize für Händler für den Verkauf von Elektroautos erhöhen, sagte er. „Wenn sie das Spiel mitspielen, werden sie viel Geld verdienen“, sagte Imparato und fügte hinzu, dass das neue Anreizprogramm die gesamte Vertriebskette belohnen wird, von den Verkäufern bis zu den Gebietsleitern. Eine weitere Handlungsoption sieht Imperato darin, die Preise für Modelle mit Verbrennungsmotor anzuheben, wenn sich abzeichnen sollte, dass die CO2-Flottenziele anders nicht erreicht werden könnten.
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