Stellantis will Verbrenner-Produktion wegen CO2-Flottenzielen reduzieren

Stellantis ist laut dem neuen Europa-COO Jean-Philippe Imparato bereit, die Produktion von Autos mit Verbrennungsmotor zu drosseln, um die EU-Emissionsziele für 2025 zu erreichen, anstatt Bußgelder zu zahlen. Die Produktionskürzungen könnten bereits am 1. November beginnen.

jean philippe imparato stellantis 2024
Bild: Stellantis

Imparato erklärte, dass Stellantis seinen Anteil an E-Autos im nächsten Jahr auf 24 Prozent des Gesamtabsatzes verdoppeln müsse, um das Ziel für 2025 zu erreichen. Wenn die Nachfrage nach E-Autos auf dem aktuellen Niveau bleibe, bestehe die einzige Möglichkeit, das Ziel zu erreichen und Geldstrafen zu vermeiden, darin, die Produktion von Verbrenner-Fahrzeugen zu reduzieren.

Manche Autohersteller wie etwa Renault fordern, dass die ab 2025 geltenden CO2-Flottenziele reduziert oder verschoben werden müssen. Je nach Prognose müssen ab dem kommenden Jahr bis zu 28 Prozent der in der Europäischen Union verkauften Autos Elektrofahrzeuge sein, was viele Hersteller unter Druck setzt. Schließlich lag der Elektroanteil an den Neuzulassungen in der EU zuletzt nur bei 13 Prozent.

Die EU-Vorschriften, die am 1. Januar in Kraft treten, legen ein Gesamt-Ziel für die CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte jedes Herstellers von 95 Gramm pro Kilometer fest – nach vorläufigen Daten der Europäischen Umweltagentur ein deutlicher Rückgang gegenüber den durchschnittlichen tatsächlichen Emissionen von 106,6 g/km im Jahr 2023.

Autohersteller, die ihre individuellen Ziele verfehlen, müssen mit Geldstrafen in Höhe von 95 Euro pro überschrittenem Gramm pro Fahrzeug rechnen. Laut Luca de Meo, CEO von Renault, könnten die Autohersteller mit Geldstrafen in Höhe von 15 Milliarden Euro rechnen. Analysten der Barclays Bank beziffern den Betrag auf mehr als 10 Milliarden Euro.

Stellantis lehnt jede Verzögerung oder Abschwächung der Vorschriften hingegen ab. Stellantis-CEO Carlos Tavares sagte vergangene Woche auf dem Pariser Autosalon, dass Stellantis die Ziele erreichen werde und dass jede Verzögerung der neuen Regeln bedeuten würde, dass die europäischen Autohersteller weiter hinter die technologisch fortschrittlichen chinesischen Marken zurückfallen würden.

Europa-COO Jean-Philippe Imparato sagte auf der Pariser Messe, dass Stellantis seinen Anteil an Elektrofahrzeugen im nächsten Jahr auf 24 Prozent der gesamten Fahrzeugverkäufe verdoppeln müsse, um das Ziel für 2025 zu erreichen. Wenn die Nachfrage nach E-Fahrzeugen auf dem gegenwärtigen Niveau bleibe, sei die einzige Möglichkeit, das Ziel zu erreichen und eine Geldstrafe zu vermeiden, die Reduzierung der Produktion von Verbrennungsmotoren, so Imparato. Die Produktion von Verbrennern müsste wohl schon im November gesenkt werden, denn es dauert im Schnitt 60 Tage, bis ein produziertes Auto auch wirklich zugelassen wird.

Laut Automotive News Europe dürfte es dem Flottenziel von Stellantis zugutekommen, dass sich das Unternehmen an dem chinesischen Elektroautohersteller Leapmotor beteiligt hat. Denn die von dem Joint Venture Leapmotor International verkauften Autos werden in den Emissionszahlen von Stellantis berücksichtigt. Das ist sehr praktisch, schließlich liegen die Emissionen von Elektroautos bei Null und so kann Stellantis die CO2-Emissionen von Verbrennern von Marken wie Citroen, Fiat, Opel oder Peugeot mit Leapmotor-Autos ausgleichen. Das wirft ein anderes Licht darauf, wieso Stellantis mit dem Europa-Start von Leapmotor gerade mächtig Druck macht, die Bestellbücher für den C10 und T03 bereits geöffnet hat und auch die Markteinführung des B10 kaum erwarten kann.

Um sicherzustellen, dass Stellantis auf dem richtigen Weg ist, um sein CO2-Emissionsziel zu erreichen, sagte Imparato, dass er sein Gesamtproduktionsbudget auf sein EV-Auftragsportfolio stützen wird. „Da wir nur Fahrzeuge produzieren, die von einem Kundenauftrag abgedeckt werden, werden wir so viele Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor montieren, wie nötig sind, um den EV-Anteil auf dem erforderlichen Niveau zu halten“, sagte er.

Jean-Philippe Imparato sagte, er habe mehrere Hebel in der Hand, um den Absatz von E-Fahrzeugen zu steigern, wobei die Ziele auf die einzelnen europäischen Märkte zugeschnitten seien, je nach Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge. Zum Beispiel sagte er, dass Händler in Spanien und Italien, wo der Marktanteil von E-Fahrzeugen weniger als 5 Prozent beträgt, im nächsten Jahr keine 20 Prozent E-Fahrzeuge verkaufen müssen, aber die Händler in den Niederlanden müssten vielleicht 50 Prozent erreichen.

Das Unternehmen werde die Anreize für Händler für den Verkauf von Elektroautos erhöhen, sagte er. „Wenn sie das Spiel mitspielen, werden sie viel Geld verdienen“, sagte Imparato und fügte hinzu, dass das neue Anreizprogramm die gesamte Vertriebskette belohnen wird, von den Verkäufern bis zu den Gebietsleitern. Eine weitere Handlungsoption sieht Imperato darin, die Preise für Modelle mit Verbrennungsmotor anzuheben, wenn sich abzeichnen sollte, dass die CO2-Flottenziele anders nicht erreicht werden könnten.

autonews.com

9 Kommentare

zu „Stellantis will Verbrenner-Produktion wegen CO2-Flottenzielen reduzieren“
Tea Jay
21.10.2024 um 15:25
95g CO² / km hatte mein Toyota Prius Baujahr 2010. Und 15 Jahre später soll man das nicht schaffen können? Man hatte viele Jahre Zeit sich auf die CO² -Flottengrenzwerte einzustellen.
Mirko K.
21.10.2024 um 20:42
2010 wurde der Verbrauch und somit die CO2 Emissionen gemäß NEFZ ermittelt. Mittlerweile werden die Verbrauche gemäß WLTP ermittelt. D.h. einen ca. 18% höheren Verbrauch. -> Somit dürfte der Verbrauch des Prius nun 112 g CO2/ km betragen - gemäß WLTP.
Thomas Kose
22.10.2024 um 11:22
Wenn der Herr Tavares meint das man zb bei Opel ab 2025 keine Verbrenner mehr bauen will, kann ich ihm jetzt schon sagen das die Kunden das bestimmt nicht gut finden werden. Ich habe jetzt den sechsten Opel, und das wird dann bestimmt mein letzter Opel sein. Nicht jeder kann sich ein E Auto leisten, und viele haben auch gar nicht die Möglichkeit so ein Auto zu Hause aufzuladen. Viele bekommen ja noch nicht mal einen Parkplatz direkt am Haus.
Rainer Hein
22.10.2024 um 17:55
Ja Herr Kose stimme ich zu Erstens kann sich nicht jeder ein E-Auto leisten und das aufladen vor dem Haus wenn keine Garage vorhanden ist und es nur ein Stellplatz gibt wie soll das dann funktionieren. Ich kaufe niemals ein E-Auto.
Wolfbrecht
22.10.2024 um 12:58
"Nicht jeder kann sich ein E Auto leisten, ..." –> Künftig werden viele es sich evtl. NICHT leisten können, KEIN eAuto zu fahren! :) +++ "... viele haben auch gar nicht die Möglichkeit[,] so ein Auto zu Hause aufzuladen" –> 1 • reicht auch oft ein Laden beim 1–2-maligen Einkauf die Woche und 2 • muß man sich oft auch selbst darum KÜMMERN, ggf. einen Lade-Anschluß zu bekommen, also *selber* PROAKTIV tätig werden!
Uwe
23.10.2024 um 09:58
Wir diskutieren in der EU wie wild um ein Thema, dass der Welt beim Klimaschutz nur wenig hilft, aber viel Energie und Kraft bindet und last but not least zu Lasten der Verbraucher geht. Wir haben auf dieser Welt ganz andere Hebel, die wir Menschen nicht nutzen:Regenwälder Abholzung beenden, Kriege beenden, Ausbau der Solarenergie wo sie einen dominanten Beitrag liefert usw. Zurück zum Auto: der in einem Beitrag weiter oben zitierte Prius war der richtige Ansatz, dieser Antriebsstrang weiterentwickelt zu einem PHEV ist vollkommen ausreichend und lässt eine Variabilität in der Nutzung zu
Michael
22.10.2024 um 23:51
Schon ganz schön schräg. In der Gleichungen, wie man den Flottengrenzwert erreicht gibt es viele Variablen, die man verändern kann. Nur 2 werden genannt Verbrenner Anzahl reduzieren + Verbrennerpreis erhöhen.Warum kommt er bloß nicht auf die anderen...??? (hat mit Preise senken zu tun).Sobald andere Konzerne es anders lösen wird stelantis Marktanteile verlieren
Steffen
23.10.2024 um 06:51
Extrem interessanter Beitrag der tief in die Autobranche blicken lässt. Für mich tun sich Abgründe auf da klar wird wie einige Autobauer einfach zugeschaut und abgewartet haben wie die Chinesen an ihnen vorbeiziehen. Da Stellantis noch immer keine / wenig wettbewerbsfähige Modelle am Start hat, wird es wohl langfristig auf eine Abwicklung des Unternehmens hinauslaufen. Ein klarer Loser der Elektifizierung.
Daniel
23.10.2024 um 10:14
Da kann ich nur zustimmen, da bei Stellantis auch in anderen Bereichen wie Ersatzteilversorgung, Kundenorientierung und Wettbewerbsfähigkeit einiges im Argen liegt. Die werden Probleme bekommen, die so noch keiner ahnt.

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