Frankreich: Renault und The Mobility House legen V2G-Hebel um

Renault macht mithilfe der Münchner Technologiefirma The Mobility House in Frankreich ab sofort das V2G-Laden mit dem Renault 5 möglich. In Großbritannien soll die Funktion 2025 eingeführt werden. In Deutschland gestaltet sich die Umsetzung schwierig, aber auch dort soll laut The Mobility House 2025 der Durchbruch erfolgen.

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Bild: The Mobility House

Für Frankreich ist das von Renaults Tochter Mobilize und The Mobility House verantwortete Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot jetzt marktreif. Autobatterien werden damit „erstmals in einem kommerziellen und skalierbaren Produkt für Endkunden intelligent in das Stromnetz integriert“, wie es die Münchner ausdrücken. Durch das Rückspeisen von Strom ins Netz und die aggregierte Vermarktung dieser Stromreserve sollen Fahrzeugbesitzer quasi „kostenlos laden und fahren“, heißt es, denn ihr Auto verdient durch das Rückspeisen der Energie Geld. Entsprechend technisch ausgerüstet sind im Renault-Konzern die Neuerscheinungen Renault 5 und der seit Kurzem bestellbare Alpine A290. Weitere Voraussetzung sind die auf das bidirektionale Laden ausgelegte AC-Ladestation PowerBox Verso sowie der von The Mobility House verantwortete Energievertrag Mobilize Power.

Der Roll-out soll an Frankreichs Grenzen derweil nicht Halt machen. „Großbritannien folgt im Jahr 2025, während Deutschland weiterhin seinen Ansatz zur Implementierung der V2G-Technologie evaluiert und entwickelt“, teilt The Mobility House mit. Die Münchner tragen bei der Kooperation mit Renault ihre Expertise und Technologiebausteine bei, um die Fahrzeugbatterien zu bündeln, die Ladeenergie auf den Märkten zu handeln, Netzdienstleistungen zu erbringen – „und Kunden davon mit einem innovativen Energietarif profitieren zu lassen“, wie es die Firma ausdrückt. Den minimalen und maximalen Ladestand des Autos und weitere Parameter bestimmen die Kunden dabei selbst per App.

Auch mit Blick auf die hier und da zu hörende Skepsis, dass die Batterie durch die vermehrten Lade- und Entladeprozesse beim V2G vorschnell altern könnte, beruhigt The Mobility House: Für Kunden ergeben sich keine „sichtbaren Abnutzungseffekte der Batterie“. Und: „Die Gewährleistung für die Batterie wird von Renault übernommen“.

Auf die Frage, warum es in Frankreich nun losgehen kann, in anderen Ländern aber noch nicht, liefert The Mobility House folgende Erklärung: „Frankreich und Großbritannien bieten im Vergleich zu Deutschland deutlich bessere regulatorische Rahmenbedingungen für den Ausbau von bidirektionalem Laden.“ Das liege vor allem an folgenden Faktoren: „unterstützende Regulatorik, Smart-Meter-Ausbau und Digitalisierung“.

Frankreich ist ergo bei der Regulatorik weiter als Deutschland. Die involvierten Parteien erkennen den Münchnern zufolge den Mehrwert bidirektionalen Ladens an und setzen sich für pragmatische Lösungen ein. Außerdem seien Smart Meter und effiziente Anmeldeprozesse flächendeckend verfügbar, womit ein wichtiger Baustein für V2G bereits bei den Endkunden vorhanden ist. Eine große Rolle spielt dabei, dass es in Frankreich mit Enedis nur einen großen Verteilnetzbetreiber gibt.

In Deutschland gibt es dagegen bekanntlich ein dezentral verwaltetes Stromnetz mit über 900 Netzbetreibern, was die Umsetzung innovativer Technologien natürlich erschwert. Außerdem müssen aus Sicht von The Mobility House in Deutschland noch regulatorische Hürden abgebaut werden – „insbesondere die doppelten Netzentgelte“ und der schleppende Smart-Meter-Rollout Fahrt aufnehmen. „Stand heute scheitert der Rollout an der langsamen Umsetzung seitens der gesetzlichen Messstellenbetreiber und insbesondere aufgrund nicht vorhandener Prozesse der Netzbetreiber für wettbewerbliche Messstellenbetreiber“, lautet die Analyse.

Großbritannien reiht sich als potenzieller V2G-Markt dazwischen ein. Die Briten seien bei der Regulatorik sehr weit und trieben das bidirektionale Laden konsequent voran, so The Mobility House. Auch der flächendeckende Ausbau von Smart Metern gehe gut voran. „Aktuell wird bereits die zweite Generation
ausgerollt.“ Die sechs in Großbritannien aktiven Verteilnetzbetreiber verfügen – organisiert über die ENA – zudem über vereinheitlichte und vollständig digitalisierte
Prozesse.

Die verschiedenen Level der Länder spiegeln sich in Renaults V2G-Roadmap wider: Auf dem deutschen Markt führte Renault den elektrischen R5 im Mai der hinterherhinkenden Regulatorik wegen ohne die versprochene V2G-Fähigkeit ein. Eigentlich sollten die beiden höheren Motorisierungen des Kompaktstromers je ein bidirektionales AC-Ladegerät an Bord haben und – wie von Renault Mitte 2023 angekündigt – vom Start weg das V2G-Laden beherrschen (Wie das genau funktioniert, haben wir hier aufbereitet). Während das Feature nun in Frankreich tatsächlich eingeführt wird, unterstützen die Fahrzeuge in Deutschland zunächst nur das bereits recht weit verbreitete V2L – also das Laden von externen Geräten mit hier 3,7 kW.

Trotz der verzögerten Einführung in anderen Ländern bezeichnet The Mobility House den Launch in Frankreich nun als „Beginn einer neuen Ära, in der E-Fahrzeuge nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch an das Netz zurückgeben und so zu Speicherkraftwerken werden“. Thomas Raffeiner, Gründer und CEO bei The Mobility House, erinnert daran, dass sein Team seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2009 sowohl neue als auch herausfordernde Wege beschritten habe. „Mit dem Launch in Frankreich haben wir ein bedeutendes Etappenziel erreicht, das beweist, dass wir technisch in der Lage sind, V2G erfolgreich umzusetzen. Nun gilt es, auch in Deutschland zu zeigen, dass kostenlos und emissionsfrei Elektroauto gefahren werden kann.“

The Mobility House beschäftigt sich bekanntlich intensiv mit der Frage, wie die sogenannte Ladeflexibilität von Elektroautos ohne Komforteinbußen seitens der Nutzer erschlossen werden kann. Kern der Überlegung ist, dass E-Autos die meiste Zeit parken und nicht fahren. 2023 launchten die Münchner beispielsweise „eyond“, ein Angebot, das privaten E-Auto-Fahrern mit heimischem Ladegerät quasi nebenbei Erlöse sichern und gleichzeitig zur Energiewende beitragen soll – zunächst unidirektional, künftig auch bidirektional.

Der Anspruch von The Mobility House ist dabei, die schwankende Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien mit den Ladebedarfen der Nutzer in Einklang zu bringen, die gewonnene Flexibilität an den Strommärkten zu vermarkten und die finanziellen Vorteile an Kunden weiterzugeben. Wie je her operieren die Münchner dabei an der Schnittstelle von Mobilitäts- und Energiemarkt. Im Fall von „eyond“ sollen die erwirtschafteten Erlöse Endkunden das Laden vergünstigen und die bereitgestellte Flexibilität gleichzeitig die Stromnetze und -märkte stabilisieren. Herzstück der V1G- und V2G-Lösungen von The Mobility House ist dabei eine EV-Aggregationsplattform, mit der das Unternehmen die Vermarktung der aggregierten Ladeflexibilitäten seiner Kunden an verschiedenen Strommärkten betreibt.

mobilityhouse.com, themobilityhouse.com (Factsheet, PDF)

9 Kommentare

zu „Frankreich: Renault und The Mobility House legen V2G-Hebel um“
Bernd Lange
22.10.2024 um 18:01
Deutschland wird komplett angehängt was Technologie angeht. Es ist so traurig. Was macht dieser sogenannte grüne Minister bloß den ganzen Tag. Oder er kapiert es einfach nicht. Und mit der FDP bleiben wir im alten Trott.
Ofner Victor
22.10.2024 um 18:13
Ich bin ernsthaft am R5 interessiert und speziell am V2G. Wie steht es mit der Umsetzung in der Schweiz? Wäre gerne ein Versuchskaninchen , habe die Gemeinde bereits informiert.
August Friedl
23.10.2024 um 07:46
Wir nutzen biti schon seit 6 Jahren mit 2 Nissan Leaf a 40kw . 48kw PV sorgen für 80% Autarkie . Smart Energy Energie Steiermark sorgt für flexible Strompreise, die im Winter interessant sind, billig Laden, und wenn teuer den Betrieb versorgen.
CullenTrey
23.10.2024 um 08:00
Schade, dass eine schlichte Gegenrechnung von Verbrauch vs. Einspeisung aufgrund der dt. Bürokratie nicht machbar ist. Solange es da keine unbüroktratische Lösung gibt, sondern im Gegenteil unnütze neue Hürden geschaffen werden, darf sich niemand wundern, dass es so langsam voran geht. Gutes Negativbeispiel die neue verstärkte Schuko-Steckdose fürs 230V-Laden, die aber nur vom Fachmann mit sämtlichen Nachweisen installiert werden darf und wenn ich es richtig im Kopf habe sogar angemeldet werden muss ...
erFahrer
23.10.2024 um 09:00
Ja, es ist schwer all die Redispatch-Umsätze und Regelmarktgewinne an die Bürger abzutreten, liebe Stromkonzerne aber es hilft nix. Das muss sein!
E.Wolf
23.10.2024 um 09:08
Es ist doch immer wieder interessant, wie viele Worte erforderlich sind um V2G zu erläutern. Insbesondere die rechtlichen und regulatorischen Herausforderungen und hier sind insbesondere die Energiekonzerne die größten Hindernisse, geht es doch direkt gegen ihre Geschäftsmodelle und 10 GW überflüssiger sogenannter H2-ready Gaskraftwerke.Wieviel einfacher ist V2H, keine Dritten und Verträge sind nötig, nur ein PV Dach und eine DC-Wallbox. Das eAuto als eHeimspeicher auf Rädern, es gilt die VDE AR 4105, mehr ist nicht erforderlich.Aber so einfach darf es nicht sein, deshalb traut sich kein Hersteller (eAuto oder DC-Wallbox) aus der Deckung.Nur Komplexität sichert die Abhängigkeit der Konsumenten !
Daniel
23.10.2024 um 09:56
Wie immer in den letzten 50 Jahren. Deutschland ist wieder hintendran. Warum? Weil zu viele Köche den Brei verderben. Es gibt zwar eine Vorschrift, dass ab 2025 Smart Meter ausgeliefert werden müssen, offensichtlich aber nicht, bis wann dies tatsächlich umgesetzt werden muss. Und die Netzbetreiber/Stromunternehmen haben keinerlei Interesse an dem Ausbau, da es ihr Geschäft schmälert. Da muss vom Staat eine klare Ansage kommen, kommt aber nicht, da in den ganzen Stromunternehmen abgehalfterte Politiker sitzen und man selbst auch noch auf einen gut dotierten Posten hofft.
P4
23.10.2024 um 12:05
SCHLAAAAAAND !!!! Ich nehme bald meine ganze Familie, incl. Kinder und Enkel, und starte nochmal neu in Norwegen. Deutschland ist bis in die kleinste Ritze derart verkniestet; Einfach ein prosparitäres Leben zu führen wird nicht wieder möglich sein. Sorry. Muss mal meinen Frust ablassen…..
Würsch Hansruedi
24.10.2024 um 03:54
Kommeter zu Frankreich: Renault und The Mobility House legen V2G-Hebel um 22.Okt 24Bidi Version 0 mit Chademo, entwickelt von Tepco Tokio 2007, andere Abteilung als Tepco Betreiber Fukushima . Chademo war erste Bidi Technik, ab ca 2010 Konverter für ca 3000 € 3kW Rückspeisung, Nach Fukushima in JP war Bidi Pflicht. Charin wollte Alternative zu Chademo anbieten & entwickelte Typ 2 weiter zu CCS . Somit etablierte Chademo sich & war in EU erwünscht durch USB Bidi.aber mit der Verbreitung von CCS in der EU nur noch als Bidi erwünscht, d.h. Chademo Inlet für EU EVs unerwünscht. Bidi war lange Zeit in der EU nicht dringend, weil EU noch ein stabiles Netz hatte.Bidi Version 1 mit CCS nur DC fähig, mit teuren DC Offboard Konvertern die nur durch unschlüssige Endkunden skaliert werden.Bidi Version 2 (V2), Typ 2:AC & DC fähig, 100% mit Bidi OnBoard Charger dh. Skalierung 100% vom OEM. In Frankreich gibt Renault beim R 5 die Bidi Wallbox noch dazu, d.h. der Kunde zahlt nur noch die Installation. Warum sollte ein Kunde ein Bidi Version 1 EV mit Nur Software & externer Bidi Hardware wählen, wenn er mit weniger Kosten ein Bidi V.2 mit 100% integrierter Interoperabler Hardware bekommt? emq

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