„BiDi-Gipfel“: Habeck will Grundlagen für bidirektionales Laden schaffen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat zum zweiten „Europäischen Gipfel für bidirektionales Laden“ eingeladen. Dabei überreichten ihm die Industriepartner die Ergebnisse der länder- und branchenübergreifenden Zusammenarbeit seit der Auftaktveranstaltung 2023. Erste Schritte sind getan, weitere müssen aber folgen.

Bild: Volkswagen

Dass das bidirektionale Laden technisch funktioniert, zeigen nicht nur Vehicle-to-Load-fähige Modelle von Hyundai und Kia oder die ersten bidirektionalen Ladeangebote von Volkswagen. Erst in dieser Woche hat Renault zusammen mit dem Münchner BiDi-Pionier The Mobility House das Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot für den Renault 5 vorgestellt – allerdings vorerst nur für Frankreich. In Deutschland gestaltet sich die Umsetzung schwierig.

Bereits bei der Auftaktveranstaltung im November 2023 hatte Habeck angekündigt, technische, rechtliche und organisatorische Hemmnisse abzubauen und das bidirektionale Laden bis 2025 marktreif zu machen. So weit ist es zwar noch nicht, auch der Bund hat inzwischen erste Steuer-Regelungen rund um bidirektionales Laden auf den Weg gebracht und die Nationale Leitstelle ihre Roadmap für bidirektionales Laden vorgestellt.

Zur zweiten Ausgabe des „Europäischen Gipfels für bidirektionales Laden“ waren laut der Mitteilung des BMWK rund 90 europäische Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik in das Ministerium gekommen. Darunter waren Top-Manager aus der Auto- und Energiebranche sowie Staatssekretäre und stellvertretende Minister aus anderen EU-Ländern.

BMWK will wohl weitere Gespräche führen

Diese Industriekoalition überreichte Habeck die Ergebnisse der bisherigen Zusammenarbeit seit dem Auftakt vor einem Jahr. „Rund 60 Unternehmen der europäischen Automobil-, Digital- und Energiewirtschaft haben ein Set von knapp 40 Datenpunkten und Schnittstellen identifiziert, welche zur Umsetzung des bidirektionalen Ladens erforderlich sind“, teilt das BMWK mit. Man könnte auch sagen: Wenn der Minister das bidirektionale Laden ab 2025 bereits marktreif machen wollte (Aussage von 2023), sind identifizierte Datenpunkte und Schnittstellen im Oktober 2024 relativ wenig gemessen an dem Tempo politischer Entscheidungen und Gesetzgebungsprozesse. Ob 2025 in Deutschland V2G-Angebote rechtssicher auf den Markt gebracht werden können, ist auch nach dem Gipfel unklar.

Wie Teilnehmer gegenüber electrive angaben, blieb der große Aha-Moment bei der Veranstaltung aus. Habeck habe die Ergebnisse entgegengenommen und sich bedankt, aber nicht den Eindruck gemacht, als würde zeitnah etwas auf politischer Ebene passieren. Dafür, dass schon 2023 die Marktreife für 2025 angepeilt war, sei der Tenor jetzt im Oktober gewesen, dass man weitere Gespräche führen wolle – ein weiteres Treffen dieser Art ist wohl für den Mai 2025 ins Auge gefasst.

Dabei wurden in den überreichten Ergebnissen sowohl Punkte auf EU-Ebene als auch in Deutschland adressiert. Dazu gehören laut dem Ministerium zum Beispiel ein klarer Rechtsrahmen, der die Rechte und Pflichten für das bidirektionale Laden definiert, sowie ökonomische Anreize für Nutzer und Industrie, um in diesem Bereich zu investieren. Ferner hätten die Teilnehmer deutlich gemacht, dass sie sich „einfachere Netzzugangsregeln und -entgelte sowie eine insgesamt weniger restriktive Ausgestaltung wünschen, um stromnetzdienliche bidirektionale Ladedienstleistungen anbieten zu können“.

Und mit Blick auf den deutschen Rechtsrahmen empfehlen die beteiligten Unternehmen ein „vereinfachtes Messkonzept und eine einfache Saldierungslogik, um den besonderen Erfordernissen des bidirektionalen Ladens gerecht zu werden“. Zudem wurde eine rechtliche Testfeld-Umgebung angeregt, um praktische Erfahrungen sammeln zu können.

„Die europäischen Vertreter der Industrie haben heute deutlich gemacht, dass sie ab 2025 bidirektionale Fahrzeuge und Dienstleistungen kommerziell verfügbar machen möchten und gemeinsam die hierfür erforderlichen technischen Grundlagen und Datenformate entwickelt haben“, sagt Habeck laut der Mitteilung seines Hauses. „Das ist ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einem klimafreundliche und sichere Energie- und Mobilitätssystem.“

Übrigens: Was es aus Sicht von The Mobility House noch zum Durchbruch des bidirektionalen Ladens benötigt und was geschehen muss, wenn sich die Politik zu weiteren Schritten durchringt, hat Marcus Fendt im Sommer in unserem Podcast eMobility Insights ausführlich erläutert.

bmwk.de

15 Kommentare

zu „„BiDi-Gipfel“: Habeck will Grundlagen für bidirektionales Laden schaffen“
Tim Hebestreit
23.10.2024 um 21:46
Bidirektionales Laden ist Käse. Es werden logischerweise mehr Zyklen verbraucht und damit sinkt seine Lebenserwartung.
Jürgen B.
09.11.2024 um 16:11
Hallo Tim,warum sollte das "Käse" sein? Es wird der Akku vom "Standzeug" viel mehr eingesetzt. Also ein deutlich besserer Eta.Außerdem spart man den Strombezug. Klar, die Stromlieferanten mögen das alles natürlich nicht so gerne. Aber wem kratzt das denn? Also mich nicht. Ha ha :-)Und egal ob etwas "allgemein" "Käse" ist (also sinnvoll oder nicht), entscheidet alleine der Markt. Was "gekauft" wird (also die Technik dazu) das wird auch angeboten. Logisch oder logisch?:-)VG, Jürgen B.
E.Wolf
24.10.2024 um 09:13
Mit Verlaub, das ist so nicht richtig.Eine Li-Ionen Batterie benötigt "Bewegung", voll geladen und stehen ist Gift für sie.V2H hat geringe Lade- und Entladeleistungen zur Folge (insbesondere im Vergleich zum schnellen Fahren / Beschleunigen oder auch Starkladen), einfach einmal den eigenen Hausverbrauch anschauen.Eine Li-Ionen Batterie wird nicht über die Vollzyklen "sterben", eher durch Untätigkeit .
Lara
24.10.2024 um 05:59
Endlich, freie Fahrt für die Steuerhinterziehung der Dienstwagenpriveligierten.
E.Wolf
24.10.2024 um 18:08
Meine Vermutung, der Vorwurf lautet: Beim AG laden und dann im Haus verbraucht.Diese Annahme geht ins Leere.Denn, wer beim AG lädt (Vorwurf: gerne täglich 60 kWh) und dann ins Haus einspeist begeht Betrug. Das hat dann eine Einladung in die PA zur Folge.Ich habe auch noch von keinem Dieselfirmenfahrzeugfahrer gehört, der über die Firmenkarte lädt und dann in den heimischen Öltank (zum Heizen) umfüllt. Dies würde spätestens bei der nächsten km Abrechnung auffallen, denn Verbrauch und km-Leistung passen nicht zusammen !!!Also kompletter Fehlalarm.Stromtanken beim AG zur normalen Fahrleistung ist kein geldwerter Vorteil, zunächst geregelt bis 2030.
StanS
25.10.2024 um 11:47
V2H (mit Strom vom AG) würde hier überhaupt nicht auffallen. Das sind 5-10km, respective 1-2 kWh Nachtverbrauch.
Stefan klimpsch
24.10.2024 um 10:04
Hallo Lara , warum schreibst du eigentlich hier? Hast du kein e Auto? Die Nutzung des bidirektionalen laden steht jedem Bürger offen, um seine Haushaltskasse zu entlasten, die Nutzung der eigenen Solaranlage noch effizienter zu gestalten. Es lohnt sich für Hausbesitzer, der Energiewirtschaft, der Umwelt und sogar dem Stromkunden, der weder solar, Eigenheim oder e Auto besitzt, da die sinkenden netzentgelde den Strom Preis drücken.
E.Wolf
24.10.2024 um 09:09
Warum ? Wieso ? Weshalb ?Bitte einmal erläutern.
E.Wolf
24.10.2024 um 08:32
Wo ist eigentlich das BiDi - Problem ?BiDi ist eine Technik, einfache Leistungselektronik, so wie in jedem AC-eHeimspeicher. Technik die seit jahrzehnten Standard ist. Dafür braucht es keine weitere Grundlagen !!eAuto laden problemlos an der DC Schnellladesäule, damit ist alles verfügbar. Das Kommunikationsprotokoll für die Schnittstelle (Din Spec oder ISO 15118-20).Das eAuto muß NUR neagtive Ströme zulassen, OHNE das sich die Räder drehen und es muß einen geringen Betriebsverbrauch aufweisen (ca. 50 W für das BMS). Mehr nicht !Dazu eine Einstellung für eine minimal zulässige Entladetiefe (SOC in % oder in Reichweite).Alles andere macht die DC-Wallbox !Warum ist es bei ChaDeMo alles möglich, nur bei CCS so ein Politikum ?Es ist einfach, aber es wird kompliziert gemacht, da kann sich jeder dahinter "verstecken".
BSS
24.10.2024 um 17:26
Ich sehe es genauso. V2H könnte längst da sein. Das persönliche Einsparpotential im Inselbetrieb ist enorm und wäre-ausreichend kommuniziert-an sich schon ein GameChanger im Klimaschutz. V2G ist die große Hürde, V2H das nierderschwellige und pragmatische Ziel. Ich verstehe nicht, welche politische Motivation dahinter stecken könnte, hier noch zu bremsen.
erFahrer
24.10.2024 um 08:39
Protektionismus der traditionellen Energiewirtschaft. Nachdem die Erzeugung nun zu großen Teilen in Hand der Bürgerschaft in D transformiert ist und weiter wird, will man mit den Redispatch-Umsätzen, den Netzen und dem Regelmarkt absahnen. Jeden Monat in dem die gesetzlichen Blockaden aufrecht bleiben klingelt die Kasse bei den großen Spendern der Parteien und bleiben die Auftragsschreiber mancher Medienhäußer ruhig, was zur BT-Wahl bewahrt werden soll. Die Fossilen sitzen im Sessel und genießen das treiben. Anders Frankreich, das mit seinem EDF-Strom eine Lösung benötigt und die billigste und zuverlässigste Antwort ist die Bidi-Bürger-Speichertechnik.
Daniel
24.10.2024 um 09:38
Reden, reden, reden. Eine Studie oder Pflichtenheft oder oder nach dem anderen. Blos keine Aktionen. Alles muss rechtssicher und bürokratisch durchgemanscht werden. Auf gut Deutsch: Sie wollen nicht. Warum bekommen die Energieunternehmen nicht eine Deadline gesetzt? Am Tag X haben alle Haushalte mit einem Smart-Meter ausgerüstet zu sein. Für jeden Haushalt, den das entsprechende Unternehmen nicht ausgerüstet hat, muss es 100 oder mehr Euro Strafe zahlen. Bidi sollte über AC erfolgen, dann könnte man nämlich überall an Parkplätzen entsprechende Wallboxen installieren, an denen sich die Autos anschließen (nicht nur zu Hause) und die verfügbare Speicherkapazität erhöht sich dramatisch.
E. Wolf
24.10.2024 um 14:58
@Daniel: - sog. SmartMeter sind für BiDi und V2H nicht erforderlich - Wenn BiDi und V2G, dann ja, aber warum sollte es der PV Dachbesitzer machen ? - AC-BiDi wird vermutlich auf 11 kW begrenzt bleiben (Größe und Kosten der Komponente) und ist aus meiner Sicht ein totes Pferd, da DC-BiDi deutlich mehr Freiheitsgrade aufweist (v2h-jetzt.de)Aber das die Energiekonzerne nicht wollen und die eAuto-Hersteller sich nicht durchsetzen können, das ist offensichtlich.
Siegfried Reinel
24.10.2024 um 19:56
Welche Interesse sollten eigentlich die Versorger haben auf ihre Kosten die Leistungen zu erhöhen, Kabel und Leitungen zu den Ladepunkte neu zu verlegen?
E.Wolf
24.10.2024 um 21:48
@Siegfried Reinel: Es sind nicht die "Versorger" (hört sich so "väterlich" an), es sind die Netzbetreiber. Und es geht auch nicht auf ihre Kosten, sondern auf Kosten aller Stromkunden. Und die garantiere Verzinsung des Eigenkapital ist auch nicht von schlechten Eltern. Aus diesem Grund sollten sie sich sogar freuen und nicht beklagen. Aber die Energiekonzerne verlieren und da die Energiekonzerne an den Netzbetriebern Anteile halten, schicken sie die Netzbetrieber gerne vor. Fällt dann nicht so auf ;-)

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