„BiDi-Gipfel“: Habeck will Grundlagen für bidirektionales Laden schaffen
Dass das bidirektionale Laden technisch funktioniert, zeigen nicht nur Vehicle-to-Load-fähige Modelle von Hyundai und Kia oder die ersten bidirektionalen Ladeangebote von Volkswagen. Erst in dieser Woche hat Renault zusammen mit dem Münchner BiDi-Pionier The Mobility House das Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot für den Renault 5 vorgestellt – allerdings vorerst nur für Frankreich. In Deutschland gestaltet sich die Umsetzung schwierig.
Bereits bei der Auftaktveranstaltung im November 2023 hatte Habeck angekündigt, technische, rechtliche und organisatorische Hemmnisse abzubauen und das bidirektionale Laden bis 2025 marktreif zu machen. So weit ist es zwar noch nicht, auch der Bund hat inzwischen erste Steuer-Regelungen rund um bidirektionales Laden auf den Weg gebracht und die Nationale Leitstelle ihre Roadmap für bidirektionales Laden vorgestellt.
Zur zweiten Ausgabe des „Europäischen Gipfels für bidirektionales Laden“ waren laut der Mitteilung des BMWK rund 90 europäische Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik in das Ministerium gekommen. Darunter waren Top-Manager aus der Auto- und Energiebranche sowie Staatssekretäre und stellvertretende Minister aus anderen EU-Ländern.
BMWK will wohl weitere Gespräche führen
Diese Industriekoalition überreichte Habeck die Ergebnisse der bisherigen Zusammenarbeit seit dem Auftakt vor einem Jahr. „Rund 60 Unternehmen der europäischen Automobil-, Digital- und Energiewirtschaft haben ein Set von knapp 40 Datenpunkten und Schnittstellen identifiziert, welche zur Umsetzung des bidirektionalen Ladens erforderlich sind“, teilt das BMWK mit. Man könnte auch sagen: Wenn der Minister das bidirektionale Laden ab 2025 bereits marktreif machen wollte (Aussage von 2023), sind identifizierte Datenpunkte und Schnittstellen im Oktober 2024 relativ wenig gemessen an dem Tempo politischer Entscheidungen und Gesetzgebungsprozesse. Ob 2025 in Deutschland V2G-Angebote rechtssicher auf den Markt gebracht werden können, ist auch nach dem Gipfel unklar.
Wie Teilnehmer gegenüber electrive angaben, blieb der große Aha-Moment bei der Veranstaltung aus. Habeck habe die Ergebnisse entgegengenommen und sich bedankt, aber nicht den Eindruck gemacht, als würde zeitnah etwas auf politischer Ebene passieren. Dafür, dass schon 2023 die Marktreife für 2025 angepeilt war, sei der Tenor jetzt im Oktober gewesen, dass man weitere Gespräche führen wolle – ein weiteres Treffen dieser Art ist wohl für den Mai 2025 ins Auge gefasst.
Dabei wurden in den überreichten Ergebnissen sowohl Punkte auf EU-Ebene als auch in Deutschland adressiert. Dazu gehören laut dem Ministerium zum Beispiel ein klarer Rechtsrahmen, der die Rechte und Pflichten für das bidirektionale Laden definiert, sowie ökonomische Anreize für Nutzer und Industrie, um in diesem Bereich zu investieren. Ferner hätten die Teilnehmer deutlich gemacht, dass sie sich „einfachere Netzzugangsregeln und -entgelte sowie eine insgesamt weniger restriktive Ausgestaltung wünschen, um stromnetzdienliche bidirektionale Ladedienstleistungen anbieten zu können“.
Und mit Blick auf den deutschen Rechtsrahmen empfehlen die beteiligten Unternehmen ein „vereinfachtes Messkonzept und eine einfache Saldierungslogik, um den besonderen Erfordernissen des bidirektionalen Ladens gerecht zu werden“. Zudem wurde eine rechtliche Testfeld-Umgebung angeregt, um praktische Erfahrungen sammeln zu können.
„Die europäischen Vertreter der Industrie haben heute deutlich gemacht, dass sie ab 2025 bidirektionale Fahrzeuge und Dienstleistungen kommerziell verfügbar machen möchten und gemeinsam die hierfür erforderlichen technischen Grundlagen und Datenformate entwickelt haben“, sagt Habeck laut der Mitteilung seines Hauses. „Das ist ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einem klimafreundliche und sichere Energie- und Mobilitätssystem.“
Übrigens: Was es aus Sicht von The Mobility House noch zum Durchbruch des bidirektionalen Ladens benötigt und was geschehen muss, wenn sich die Politik zu weiteren Schritten durchringt, hat Marcus Fendt im Sommer in unserem Podcast eMobility Insights ausführlich erläutert.
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