Q3-Ergebnis mit zweistelliger Marge: Tesla macht Boden gut
Keine zwei Wochen ist es her, dass Tesla mit dem Cybercab sein lange erwartetes Robotaxi präsentierte – der Auftritt enttäuschte jedoch viele Beobachter durch eine eigentümlich serienferne Science-Fiction-Aura. Ganz anders der jetzige Q3-Showdown: Der Geschäftsbericht zum dritten Quartal beschreibt das Hier und Jetzt – und Tesla muss gerade Boden gutmachen, denn ein Selbstläufer wie in den vergangenen zwei, drei Jahren ist das Geschäft angesichts der weltweit weniger schnell wachsenden E-Auto-Nachfrage und der zunehmenden Konkurrenz aus China seit einigen Monaten nicht mehr. Intern kommt eine in die Jahre gekommene Modellpalette hinzu. Tesla selbst wiederholt beständig, dass die nächste Wachstumswelle noch Zeit braucht. Die aktuelle Stagnationsphase überbrückt das Unternehmen unter anderem mit mehr Variantenauswahl bei Model 3 und Model Y – sowie mit einem Sparkurs inklusive immensem Jobabbau Anfang des Jahres.
Beides schlägt sich allmählich in den Bilanzen nieder. Tesla gelingt es in der Tat, wieder Boden gutzumachen: Der Geschäftsbericht weist für das dritte Quartal 25,2 Milliarden Dollar Umsatz (+8% YoY) und 2,17 Milliarden Dollar Gewinn (+17% YoY) aus. Tesla erzielte somit das zweitbeste Umsatzergebnis, nur im Vorquartal ging es höher hinaus (Q2/2024: 25,5 Mrd. Dollar). Bis auf wenige Ausrutscher kletterte der Elektroautobauer aber zuletzt schon häufiger in diese Umsatzregionen. Einzig unterm Strich blieb stets weniger übrig als noch in der Erfolgsphase der 2021er und 2022er Quartale. Umso überraschender erwirtschaftete Tesla zwischen Juli und September wieder einen Gewinn von 2,17 Milliarden Dollar und erzielte eine Marge von 10,8 Prozent. Zweistellig war diese zuletzt vor eineinhalb Jahren im Q1/2023.
Wieder satte Einnahmen durch CO2-Zertifikate
Auffällig ist in der Bilanz, dass sich vor allem Teslas Non-Automotive-Bereiche entfalten. Während der Automotive-Bereich im dritten Quartal 20 Milliarden Dollar zum Umsatz beitrug und damit nur minimal gewachsen ist (+2% YoY), legten das Energiegeschäft (+52% YoY) und die Service-Sparte (+29% YoY) überproportional zu. Schon seit mehreren Quartalen zeigt sich, dass die beiden Bereiche zwar noch schmale, aber tragfähige Säulen sind. Ebenfalls ein verlässlicher Posten sind die Einnahmen durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten („regulatory credits“), die Tesla im Q3 fast eine Dreiviertel Milliarde (739 Mio. Dollar) bescherten. Nur im Q2/2024 waren es schon einmal mehr (890 Mio. Dollar). Das Supercharger-Netzwerk expandierte zwischen Juli und September unterdessen um 2.800 Ladestationen, was einem Wachstum von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Tesla selbst nennt zudem die reduzierten Herstellungskosten pro Fahrzeug als Basis für die aufstrebenden Finanzzahlen. Diese liegen „auf dem niedrigsten Stand aller Zeiten – bei rund 35.100 Dollar“. Ein weiterer Treiber der Aufwärtsentwicklung sind die steigenden Auto-Auslieferungen – und zwar trotz sinkender durchschnittlicher Fahrzeugpreise, die Tesla schon länger bewusst durch sein Pricing und Rabattaktionen drückt, um den Absatz anzukurbeln.
Cybertruck liegt direkt hinter den Volumenmodellen
In der Tat hat Tesla nach einer kurzen Durststrecke im dritten Quartal wieder höhere Produktions- und Auslieferungsvolumen erreicht: Nach nur knapp 410.000 gebauten Teslas im zweiten Quartal waren es jetzt fast wieder 470.000 neue E-Autos in drei Monaten. Ausgeliefert wurden parallel beinahe 463.000 Einheiten. Bei der Produktion bedeutet das gegenüber dem Q2 ein Plus von 14,3 Prozent, bei den Auslieferungen 4,3 Prozent. Und: Die Werte überbieten auch wieder die Produktions- und Auslieferungszahlen aus 2023. Der Großteil des Wachstums entfiel dabei auf das Duo Model3/Model Y, aber auch bei den „anderen Modellen“ ging es etwas nach oben. Weiter splittet Tesla bei den Baureihen bekanntlich nicht auf. Mit Blick auf den Cybertruck betont das Unternehmen aber, dass dieser im dritten Quartal das drittmeistverkaufte Elektrofahrzeug in den USA gewesen sein soll – hinter Tesla Model Y und Model 3.
In seinem quartalsweisen Fabrik-Update kommentieren die Texaner zudem, dass der Hochlauf des überarbeiteten Model 3 in den USA fortschreitet und im dritten Quartal eine höhere Gesamtproduktion und niedrigere Herstellungskosten realisiert werden konnten. Und: „Die Cybertruck-Produktion stieg im Vergleich zum Vorquartal und erzielte zum ersten Mal eine positive Bruttomarge“. Das Werk in Shanghai hat dem Unternehmen zufolge bei den Herstellungskosten pro Fahrzeug derweil „den niedrigsten Stand aller Zeiten“ erreicht. Auch in Grünheide soll es in diesem Punkt vorangehen.
Auslieferungen – leichtes Plus erwartet
Als regelmäßiger Gradmesser für das Selbstbewusstsein Teslas dient aber ein anderer Abschnitt des Geschäftsbericht: Im „Outlook“ ordnet der Autobauer die aktuelle Branchenlage ein und liefert mal mehr oder weniger präzise Prognosen. Im aktuellen Report wird Tesla verhältnismäßig konkret: „Trotz der anhaltenden makroökonomischen Bedingungen erwarten wir ein leichtes Wachstum der Fahrzeugauslieferungen im Jahr 2024.“ In der Telefonkonferenz zur Veröffentlichung der Q3-Zahlen äußerte Tesla-Chef Elon Musk darüber hinaus, dass er für 2025 bereits wieder ein Fahrzeugwachstum von 20 bis 30 Prozent erwarte, sofern keine größeren negativen Ereignisse eintreten.
Im Gesamtjahr 2023 hatte Tesla bekanntlich 1.845.985 Elektroautos hergestellt und 1.808.581 davon an Kunden ausgeliefert. Große Sprünge wie früher sind diesen Statements zufolge aber vorerst nicht zu erwarten. Tesla gab noch vor geraumer Zeit gebetsmühlenartig an, über mehrere Jahre im Schnitt stets 50 Prozent mehr Autos übergeben zu wollen. Diese Zeiten sind in der aktuellen Stagnationsphase vorbei. Die nächste Wachstumswelle werde erst „durch Fortschritte bei der Autonomie und der Einführung neuer Produkte eingeleitet, einschließlich solcher, die auf unserer Fahrzeugplattform der nächsten Generation aufbauen“.
Neue Produkte — das ist für viele das Stichwort, auf das sie in dem Bericht gewartet haben. Tesla bestätigt den Produktionsbeginn für seine vorgezogenen Neumodelle („darunter auch erschwinglichere Modelle“) für die erste Hälfte 2025. Diese werden sowohl Aspekte der Next-Generation-Plattform als auch Aspekte der aktuellen Plattformen nutzen und können auf denselben Fertigungsstraßen produziert werden wie die aktuelle Fahrzeugpalette. Außerdem taxiert Tesla den Produktionsbeginn des E-Lkw Semi auf Ende 2025.
Robotaxi erhält „bisher effizientesten Antriebsstrang“
Das diesen Monat vorgestellte Robotaxi soll wohl 2026 auf den Markt kommen – auch wenn Unternehmenschef Elon Musk bei der Präsentation am 10. Oktober selbst leichte Zweifel an diesem optimistischen Zeitplan äußerte. Im „Outlook“ des Q3-Berichts bekräftigt Tesla, dass das Cybercab auf der Next-Gen-Plattform basieren und eine ganz eigene Fertigungslogik erhalten soll („revolutionäres Unboxing“ – hier mehr dazu ). Außerdem serviert Tesla ein seltenes Tech-Daten-Häppchen: Das Robotaxi solle auf eine geschätzten Reichweite von 5,5 Meilen pro Kilowattstunde kommen, umgerechnet 8,85 km/kWh. Mit einem wahlweise 80 oder 100 kWh großen Akku ergäbe das 708 bzw. 885 Kilometer. Das nur zur Veranschaulichung. Zur realen Batteriegröße äußert sich Tesla noch nicht. Der Hersteller frohlockt aber schon einmal, dass „dies unser bisher effizientester Antriebsstrang sein wird“.
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