Transgourmet vertraut im großen Stil auf E-Lkw von Renault Trucks
Transgourmet ist ein 2008 gegründeter Lebensmittelgroßhändler mit Sitz im schweizerischen Basel. Das zur Coop-Gruppe gehörende Unternehmen beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter und bezeichnet sich in seinem Geschäftsfeld als das zweitgrößtes Unternehmen in Europa. Seinen Nachhaltigkeitszielen gemäß elektrifiziert der Gastro-Großhändler zunehmend seine Flotten. In Österreich sollen beispielsweise bis 2026 insgesamt 100 E-Lkw integriert werden – die ersten 26 Einheiten sind bereits in Betrieb. Alles Renault-Fahrzeuge. Bis auf Weiteres ist laut Transgourmet Österreich auch kein anderer Hersteller vorgesehen.
Den Anfang machte in der Alpennation im März 2023 ein Elektro-Lkw vom Typ Renault Trucks E-Tech D. Weitere Exemplare des französischen Herstellers folgten im Eiltempo: Alle inzwischen im Dienst stehenden Elektro-Verteilerfahrzeuge setzt Transgourmet Österreich täglich im Großraum Wien ein – elf sind dazu am Standort Wien Nord und 15 in Brunn am Gebirge stationiert. Ihre Aufgabe ist es, Lebensmittel an Gaststätten und Hotels auszuliefern.
„Damit sind wir absolute Vorreiter, nicht nur in Österreich, sondern europaweit. So eine große Flotte hat kein anderes Unternehmen vorzuweisen“, äußern Thomas Panholzer und Manfred Hayböck, die beiden Leiter von Transgourmet Österreich. Alle Experten seien sich einig: Um den Klimawandel so rasch wie möglich zu verlangsamen, brauche es eine radikale Energie- und Verkehrswende. „Viele Unternehmen testen diese Form der Zustellung erst zaghaft – wir setzen sie bereits täglich um“, so das Führungsduo.
Pilotprojekt-Partner der ersten Stunde
Transgourmet ist vor diesem Hintergrund auch Aushängeschild des Pilotprojektes „Zero Emission Transport“, einer Initiative zum emissionsfreien Gewerbeverkehr in Wien. Angestoßen wurde das Projekt im Juni von der Wirtschaftskammer Wien, um binnen drei Jahren einen emissionsfreien Gewerbeverkehr in zwei Bezirken der österreichischen Hauptstadt zu testen. Zum Auftakt machten 32 Firmen mit – vom Großunternehmen bis zum Kleinbetrieb. Darunter auch Transgourmet.
Per Selbstverpflichtung strebt Transgourmet grundsätzlich an, den gesamten CO2-Ausstoß pro ausgelieferter Tonne Waren bis 2026 um 40 Prozent zu reduzieren (gegenüber 2021). Das sei relevant, da aktuell bereits 70 Prozent des Umsatzes durch Zustellung erwirtschaftet werden – Tendenz steigend, teilt die 1.800 Mitarbeiter zählende Firma mit. Die anderen 30 Prozent nimmt das Unternehmen über seinen sogenannten „Abholgroßhandel“ ein. Sprich: Gastronomen kommen selbst in den Abholmarkt und kaufen ein. In Österreich verfügt Transgourmet über zehn Standorte, vier sogenannte Cash&Carry-Märkte und den Großhandelsspezialist Riedhart in Tirol. Zur österreichischen Gruppe gehören ferner die Kaffeerösterei Javarei, die Marken Transgourmet Trinkwerk und Transgourmet Cook sowie der Ethno-Spezialist Gastro Profi.
Lkw laden mit Sonnenstrom
Um die Flotte an Elektro-Lkw mit eigenerzeugtem Strom zu laden, hat Transgourmet Österreich unterdessen auch ein Investitionspaket für Photovoltaikanlagen geschnürt. „Selbst produzierter Öko-Strom wird im Betrieb unserer Elektro-Lkw eine wesentliche Rolle spielen“, kündigt Thomas Panholzer an. „Nur wer Prozesse wirklich ganzheitlich betrachtet, kann letztlich auch nachhaltig agieren.“
In Deutschland betreibt Transgourmet die Großhandels-Kette Selgros mit bundesweit 37 Standorten und ist parallel ebenfalls im Belieferungsgroßhandel tätig. Sitz des deutschen Ablegers ist das hessische Riedstadt. Bei der Flotten-Erneuerung verfolgt das Unternehmen hierzulande einen anderen Ansatz: Bis 2026 sollen zwei Drittel des Logistikfuhrparks aus Biogas-Lkw bestehen. Daneben beschafft das Unternehmen aber auch E-Lkw – bisher jedoch nicht im großen Umfang. So orderte Transgourmet im Juni zehn Elektro-Trucks des Typs Renault E-Tech D Wide mit Kühlkoffer, wobei das erste Exemplar bereits im Dienst ist. Zum Vergleich: Einem in der Deutschen Verkehrszeitung abgedruckten Interview zufolge verfügte Transgourmet Deutschland zuletzt landesweit über gut 700 Lkw.
Durchschnittliche Tour umfasst 180 km
Im Gegensatz zu Österreich hat sich Transgourmet hierzulande dann auch nur vorgenommen, den CO2-Ausstoß pro Tonne ausgelieferter Ware zwischen 2021 und 2026 um „mindestens 21 Prozent“ zu reduzieren. Christoph Nörtershäuser, Mitglied der erweiterten Geschäftsführung von Transgourmet Deutschland, bezeichnete die jüngste E-Lkw-Beschaffung als „einen weiteren Baustein, um das nachhaltigste Unternehmen unserer Branche zu sein“. Die durchschnittlichen Fahrten der Verteiler-Lkw von Transgourmet in Deutschland soll bei 180 Kilometern liegen – eigentlich für Batterie-Lkw prädestiniert.
Kathrin Caro, die Nachhaltigkeitschefin bei Transgourmet Deutschland, bezeichnet Biogas im erwähnten Interview mit der Deutschen Verkehrszeitung denn auch als Brückentechnologie und fügte bei, „dass die Zukunft eher im Strombereich oder in einem Mix aus Biogas- und Elektro-Lkw liegt“. Wasserstoff spiele für Transgourmet dagegen „nicht so eine große Rolle“.
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