Handelskonflikt: China drängt wohl Autobauer zu Stopp von EU-Expansionsplänen

Die chinesische Regierung übt wegen des Handelskonflikts mit der Europäischen Union um E-Autos offenbar Druck auf seine Autohersteller aus, ihre Expansion in der EU zu stoppen. Dabei soll es zum Beispiel um die Suche nach möglichen Europa-Werken gehen, um die EU-Zölle mit Investitionen in Europa zu vermeiden.

changan deepal s05 2024 06 min
Bild: Deepal

Wie Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, fordere Chinas Regierung die Hersteller auf, die aktive Suche nach Produktionsstandorten in der EU und die Unterzeichnung neuer Verträge einzustellen, während die Verhandlungen über EU-Zölle auf chinesische Elektroautos noch laufen. Es handele sich um eine Richtlinie, keine verbindliche Anordnung.

Dennoch verfehlt eine solche „Richtlinie“ nicht ihre Wirkung, gerade bei den staatlichen Autobauern. So soll Dongfeng bereits Pläne zur möglichen Produktion von Autos in Italien gestoppt haben. Das Unternehmen soll gegenüber italienischen Behörden angegeben haben, dass Italiens Unterstützung für die EU-Zölle auf chinesische Elektroautos der Grund für den Kurswechsel sei.

Auch Changan habe eine für diese Woche in Mailand geplante Veranstaltung zur Markteinführung in Europa abgesagt. Changan wollte am Freitag sein Modellportfolio und seine Designphilosophie vor europäischen Medien präsentieren. Angekündigt war unter anderem eine Rede von Zhu Huarong, Chairman von Changan Automobile.

Wie reagieren private Hersteller?

Bloomberg hat sowohl die beiden Autobauer als auch das chinesische Handelsministerium um eine Stellungnahme gebeten, aber keine Reaktion erhalten. Lediglich das italienische Industrieministerium hat geantwortet – will aber keinen Kommentar abgeben.

Welche Wirkung die Richtlinie auf private Hersteller wie BYD, Xpeng oder Nio hat, ist derzeit unklar. BYD plant nicht nur den Neustart im Deutschland-Vertrieb, sondern auch eine Elektroauto-Fabrik in Ungarn. Und auch Xpeng sucht seit Sommer offiziell nach einem Produktionsstandort in Europa.

Bei den noch laufenden Verhandlungen, die EU-Zölle doch noch abzuwenden, gibt es unterdessen laut der EU noch „erhebliche Lücken“. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und der chinesische Handelsminister Wang Wentao haben sich am Freitag per Videoanruf über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen unterhalten. Beide einigten sich darauf, die Gespräche in naher Zukunft fortzusetzen. Bisher gab es schon acht Verhandlungsrunden.

Derzeit werden offenbar Preisverpflichtungen diskutiert. Die EU-Kommission hat die erhöhten Sonderzölle bekanntlich mit den Subventionen in China für die Autobauer begründet, was gegenüber europäischen Herstellern ein Wettbewerbsvorteil sei. China hatte dann die Preisverpflichtungen ins Spiel gebracht, um die Preise und Mengen der Exporte zu kontrollieren und so die Anti-Subventions-Zölle zu ersetzen. Bei der Ausgestaltung eines solch komplexen Mechanismus gibt es aber offenbar unterschiedliche Ansichten.

In diesem Zuge soll China Autobauer, die in die EU exportieren, auch davor gewarnt haben, individuelle Lösungen und Zollsätze mit der EU auszuverhandeln. Die Regierung strebt im Zuge der vom chinesischen Handelsverband geleiteten Gespräche ein Rahmenabkommen an, das alle Hersteller umfasst.

bnnbloomberg.ca (China-Richtlinie), bnnbloomberg.ca, reuters.com (aktuelle Gespräche)

6 Kommentare

zu „Handelskonflikt: China drängt wohl Autobauer zu Stopp von EU-Expansionsplänen“
Simon
26.10.2024 um 17:52
Kein Wunder. Wer russisches Vermögen und Investitionen blockiert und enteignet, der kann das jederzeit auch bei anderen Ländern tun.
Dirk
28.10.2024 um 21:14
Wenn man Ihren Kommentar sinngemäss komplettiert heisst das, China will einen halbglobalen Krieg lostreten und fürchtet die Konsequenzen?Was für ein Quatsch.
Der Beobachter
27.10.2024 um 00:12
Ah, wieder ein Russlandversteher, kein Kommentar ...
PhilLG
28.10.2024 um 07:57
Die Chinesen sind Protektionisten, die USA auch... warum zögern wir, wegen CO2 analog Frankreich Auto aus China zu verteuern... Bald verlieren wir alle den Job hier, in der Auto-Industrie... und wir denken, wir müssen alles erlauben.. sie wollen nicht in Europa bauen, auch wegen Zölle? eine Grund mehr Zölle drauf zu packen, am Ende werden sie in Europa bauen, und ist gut so, wenn sie eh kommen... unvermeidbar. leider ist die EU zu zerstritten und hat keine Geopolitische Vision... unsere Konzern wollen Rendite ok aber egal wo produziert wird.. Seit Airbus, welche Industrie hat wirklich Made in Europe/ Deutschland/Frankreich/ Spanien, Italien... geschafft.. ... alle für sich selbst, keiner für alle ... so die EU- Hersteller... Sieht man bei deren Batterie Werke Pläne, und nun die Chips Hersteller warten ... China handelt in seine Interesse, das sollten wir auch endlich machen, auch wenn ...
Mark Müller
28.10.2024 um 12:25
Deutschland ist auf vielfache Art dermassen mit China verbandelt, dass es sich keinen Handelsstreit leisten kann. Die anderen europäischen Industrieländer können sich das eher leisten. Für Frankreich, bzw. Stellantis und Renault gibt es daher gleich noch einen Grund, warum sie für die Importzölle sind. Wenn China sich wehrt, schadet das den deutschen Herstellern, die ja auch Konkurrenten sind, mehr als ihnen.
omk
30.10.2024 um 08:15
Der harte Besen, der gerade durch die europäische Automobilwirtschaft kehrt, könnte die perfekte Chance der chinesischen Hersteller sein. Moderne Werke werden geschlossen, bestausgebildete Facharbeiter entlassen, Forschung und Entwicklung heruntergefahren. Zulieferer in jedem Dorf. Für chinesische Mitbewerber ein Glücksfall. Alles im Sonderangebot zu haben, trotz bester Qualität. Zu guter letzt noch Mitbewerber die immer noch nicht begriffen haben, daß die Welt sich auch ohne sie weiterdreht und sich unaufhaltsam verändert und die an ihrer eigenen Beerdigung , noch auf eine Herzmassage hoffen. Der sichtbare Beweis ist Rüsselsheim. Dort entledigt sich Stellantis einer kompletten Belegschaft und Fertigung . Es braucht den aufgekauften Rivalen nicht mehr, während ein paar Kilometer weiter ( in der der selben Stadt ) Hyundai sein Kompetenz und Forschungszentrum für Europa radikal ausbaut und Millionen investiert.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert