Handelskonflikt: China drängt wohl Autobauer zu Stopp von EU-Expansionsplänen
Wie Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, fordere Chinas Regierung die Hersteller auf, die aktive Suche nach Produktionsstandorten in der EU und die Unterzeichnung neuer Verträge einzustellen, während die Verhandlungen über EU-Zölle auf chinesische Elektroautos noch laufen. Es handele sich um eine Richtlinie, keine verbindliche Anordnung.
Dennoch verfehlt eine solche „Richtlinie“ nicht ihre Wirkung, gerade bei den staatlichen Autobauern. So soll Dongfeng bereits Pläne zur möglichen Produktion von Autos in Italien gestoppt haben. Das Unternehmen soll gegenüber italienischen Behörden angegeben haben, dass Italiens Unterstützung für die EU-Zölle auf chinesische Elektroautos der Grund für den Kurswechsel sei.
Auch Changan habe eine für diese Woche in Mailand geplante Veranstaltung zur Markteinführung in Europa abgesagt. Changan wollte am Freitag sein Modellportfolio und seine Designphilosophie vor europäischen Medien präsentieren. Angekündigt war unter anderem eine Rede von Zhu Huarong, Chairman von Changan Automobile.
Wie reagieren private Hersteller?
Bloomberg hat sowohl die beiden Autobauer als auch das chinesische Handelsministerium um eine Stellungnahme gebeten, aber keine Reaktion erhalten. Lediglich das italienische Industrieministerium hat geantwortet – will aber keinen Kommentar abgeben.
Welche Wirkung die Richtlinie auf private Hersteller wie BYD, Xpeng oder Nio hat, ist derzeit unklar. BYD plant nicht nur den Neustart im Deutschland-Vertrieb, sondern auch eine Elektroauto-Fabrik in Ungarn. Und auch Xpeng sucht seit Sommer offiziell nach einem Produktionsstandort in Europa.
Bei den noch laufenden Verhandlungen, die EU-Zölle doch noch abzuwenden, gibt es unterdessen laut der EU noch „erhebliche Lücken“. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und der chinesische Handelsminister Wang Wentao haben sich am Freitag per Videoanruf über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen unterhalten. Beide einigten sich darauf, die Gespräche in naher Zukunft fortzusetzen. Bisher gab es schon acht Verhandlungsrunden.
Derzeit werden offenbar Preisverpflichtungen diskutiert. Die EU-Kommission hat die erhöhten Sonderzölle bekanntlich mit den Subventionen in China für die Autobauer begründet, was gegenüber europäischen Herstellern ein Wettbewerbsvorteil sei. China hatte dann die Preisverpflichtungen ins Spiel gebracht, um die Preise und Mengen der Exporte zu kontrollieren und so die Anti-Subventions-Zölle zu ersetzen. Bei der Ausgestaltung eines solch komplexen Mechanismus gibt es aber offenbar unterschiedliche Ansichten.
In diesem Zuge soll China Autobauer, die in die EU exportieren, auch davor gewarnt haben, individuelle Lösungen und Zollsätze mit der EU auszuverhandeln. Die Regierung strebt im Zuge der vom chinesischen Handelsverband geleiteten Gespräche ein Rahmenabkommen an, das alle Hersteller umfasst.
bnnbloomberg.ca (China-Richtlinie), bnnbloomberg.ca, reuters.com (aktuelle Gespräche)
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