Insolvenz: Lilium bezeichnet deutsche Töchter als zahlungsunfähig
Die angestrebte Insolvenz für die Lilium GmbH und die Lilium eAircraft GmbH kündigte der Flugtaxi-Entwickler am Donnerstag in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC an. Lilium schreibt, nicht in der Lage zu sein, genügend zusätzliche Mittel aufzubringen, um den Betrieb der Töchter fortzuführen – „trotz kontinuierlicher und fortlaufender Fundraising-Bemühungen“. Die GmbHs seien „überschuldet sind und nicht in der Lage, ihre fälligen Verbindlichkeiten innerhalb der nächsten Tage zu begleichen“.
Die Insolvenzanträge will Lilium beim Amtsgericht Weilheim einreichen, das für den Firmenstandort Oberpfaffenhofen zuständig ist. Ob dem Anträgen dort stattgegeben wird, ist aber nicht gesagt. Lilium hofft nach eigenen Angaben, die Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchlaufen zu können. In der SEC-Mitteilung erläutert das Unternehmen, dass diese Option des deutschen Insolvenzrechts „in der Regel auf den Erhalt und die Fortführung des Unternehmens abzielt“. Das „Handelsblatt“ zitiert einen Sprecher des Unternehmens in diesem Kontext mit den Worten: „Der Antrag ist schließlich noch kein Todesurteil. Durch das Verfahren gewinnen wir Zeit.“
Diese Zeit will Lilium nutzen, um weitere Finanzierungsquellen aufzutun. Auch der Verkauf von Firmenteilen ist der SEC-Mitteilung zufolge denkbar. Wie hoch die deutschen Töchter konkret verschuldet sind, präzisiert der E-Taxi-Entwickler derweil nicht. Das „Handelsblatt“ schreibt aber, dass Lilium eigenen Angaben zufolge Ende Juni noch über etwa 109 Millionen Euro an Barmitteln verfügte. Ohne neue Einnahmen dürfte diese Summe aber nahezu aufgebraucht sein. Denn im ersten Halbjahr 2024 gab Lilium 190 Millionen Euro aus.
Lange bemühte sich Lilium in Deutschland um Staatshilfen. Seit vergangener Woche ist aber klar, dass weder vom Bund noch vom Freistaat Bayern Gelder fließen werden. In der sich in die Länge ziehenden Entscheidungsphase hatte das Unternehmen vor einigen Wochen angedroht, den Weggang aus Deutschland zu erwägen. Mit der drohenden Insolvenz der deutschen Töchter könnte sich dieses Szenario realisieren – sollte es noch eine Zukunft für Lilium geben. Selbstverständlich ist dies nicht. Denn: „Wir sind dabei, die möglichen Auswirkungen des Insolvenzverfahrens der Tochtergesellschaften auf Lilium N.V. zu analysieren. Die Geschäftsführung prüft laufend, ob auch für die Lilium N.V. Gründe für eine eigene Insolvenz vorliegen und das Ergebnis einer solchen Prüfung kann sein, dass auch die Lilium N.V. ein reguläres Insolvenzverfahren beantragt“, schreibt das Unternehmen.
Als Mutter ist die Lilium N.V. an der US-Börse notiert. Sie verantwortet die Entwicklung des Lilium Jet. Die Kleinserien-Produktion des E-Flugtaxis hatte das Unternehmen 2023 eingeläutet. Mit der für 2026 geplanten Kommerzialisierung des Lilium Jet bereitete sich das Unternehmen schon länger auf eine größere Produktion vor. Nach Angaben aus dem Frühjahr verfügt Lilium über eine Auftragspipeline von mehr als 780 Lilium Jets, einschließlich verbindlicher Aufträge und Absichtserklärungen von Betreibern aus den Vereinigten Staaten, Südamerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten.
Auf seinem bisherigen Weg wurde Lilium dabei ausschließlich privat finanziert. Zu den Geldgebern gehören unter anderem Tencent, Atomico, LGT Bank, Baillie Gifford, Palantir und Honeywell. Laut „Handelsblatt“ haben die Investoren seit der Gründung von Lilium Verluste in Höhe von 1,46 Milliarden Euro getragen. Mit Blick auf die Börse warnt das Unternehmen nun, dass „der Antrag auf Insolvenz und die Beantragung der Eigenverwaltung in Deutschland dazu führen könnte, dass die Stammaktien des Unternehmens vom Nasdaq Global Select Market gestrichen oder vom Handel an der Nasdaq ausgesetzt werden“. Als Reaktion auf diese Warnung gab die Lilium-Aktie am Donnerstag stark nach.
handelsblatt.com, investors.lilium.com (Börsenmitteilung)
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