Verzichtet SVOLT auf alle Saarland-Anlagen?

Nachdem der chinesische Batteriehersteller SVOLT im September erklärt hatte, seine Zellfabrik in Brandenburg nicht umzusetzen, berichten Insider nun über das Aus auch für die geplante Produktion von Modulen und Packs im Saarland. Hintergrund soll eine Grundsatz-Entscheidung in China sein. (Update am Ende des Artikels)

Bild: SVOLT

Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten dem chinesischen Medienunternehmen Caixin, dass SVOLT beschlossen habe, den Bau beider Batteriefabrikprojekte in Deutschland auszusetzen. Es gebe keinen Zeitplan für die Wiederaufnahme der Arbeiten. Begründet wird dies damit, dass SVOLT bereits Schwierigkeiten in China habe und es sich nicht leisten könne, Fabriken im Ausland zu betreiben.

Wir haben SVOLT Europe um eine Stellungnahme zu den Berichten gebeten. Die GmbH mit Sitz in Frankfurt wollte sich aber nicht dazu äußern und verweist auf SVOLT in China. Wir haben auch dort eine Anfrage gestellt und werden den Artikel um die Stellungnahme ergänzen, sobald eine Antwort vorliegt.

SVOLT hatte ursprünglich geplant, im saarländischen Überherrn seine erste Zellfabrik in Europa hochzuziehen, im nahegelegenen Heusweiler sollte eine Montage von Batteriemodulen und -Packs errichtet werden, um die Zellen aus Überherrn auf Wunsch für die Autobauer gleich weiter zu verarbeiten. SVOLT hatte im September 2022 angekündigt, in der Lausitz eine weitere Zellfertigung für den europäischen Markt anzusiedeln – mit einer Kapazität von 16 GWh. 

Im Mai war die Lage noch anders

Der Bau der Zellfabrik im Saarland hatte sich immer wieder verzögert und hat bis heute nicht begonnen – nach den ursprünglichen Planungen sollten Ende 2023 die ersten Batteriezellen im Saarland hergestellt werden. Im Mai 2024 hatte SVOLT dann angekündigt, die geplante Fabrik in Brandenburg ebenfalls nicht zu realisieren – man habe seine Standortstrategie neu bewertet. In dieser Mitteilung wurde aber noch bestätigt, dass man an der Modul- und Packfertigung im Saarland festhalten wolle – dort sollten zugelieferte Zellen aus anderen Werken verarbeitet werden.

Während SVOLT das Ende des Lauchhammer-Projekts zum Teil auch noch auf politische Entscheidungen und Diskussionen geschoben hatte (neben einem weggebrochenen Kundenprojekt), soll die aktuelle Entscheidung auf interne Gründe zurückzuführen sein, heißt es in den Berichten aus China. Die Entscheidung habe SVOLT aufgrund seiner eigenen Situation und nicht aufgrund technischer oder lokaler politischer Faktoren getroffen, sagte eine andere mit der Angelegenheit vertraute Person und fügte hinzu, dass SVOLT „zuerst das Geldproblem lösen“ müsse. Ein anderer Informant gab an, dass die Investition in die Europa-Werke in Höhe von 30 Milliarden Yuan (etwa 3,9 Milliarden Euro) „für einen Lithium-Batterie-Hersteller von der Größe von SVOLT zu viel“ sei.

SVOLT Energy liegt in der chinesischen Batterie-Industrie im hart umkämpften Mittelfeld. Im September 2024 kam das Unternehmen laut Zahlen der China Automotive Battery Innovation Alliance (CABIA) auf einen EV-Batterie-Marktanteil von 2,36 Prozent, was Platz acht bedeutet. Den Markt dominieren CATL (44 Prozent) und BYD (24,2 Prozent). Einzig CALB und VW-Partner Gotion High-Tech kommen noch auf mehr als fünf Prozent Marktanteil. Dahinter tummeln sich sieben Unternehmen mit einem bis drei Prozent Marktanteil. Die Marktpreise werden von Unternehmen wie CATL und BYD gesetzt, die anderen Player müssen mithalten – können aber nicht auf die gleichen Skaleneffekte hoffen wie die Marktführer.

Für das Saarland wäre das Aus der SVOLT-Montage ein harter Schlag. Schließlich wurde erst in dieser Woche bekannt, dass auch die angekündigte Halbleiter-Fabrik von Wolfspeed und ZF vorerst nicht realisiert wird. Da für das Ford-Werk Saarlouis nach wie vor keine Nachfolge-Lösung in Sicht ist, haben sich die Hoffnungen auf eine zukunftsfähige Auto- und Zuliefer-Industrie in dem Bundesland vorerst in Luft aufgelöst.

Update vom 28.10.2024: Der chinesische Batteriehersteller SVOLT hat bestätigt, die beide Fabriken im Saarland doch nicht zu bauen. Das saarländische Wirtschaftsministerium teilte mit, von SVOLT darüber informiert worden zu sein, dass sich das Unternehmen zum 31. Januar 2025 aus Europa zurückziehen werde. Dadurch wird SVOLT weder seine erste Zellfabrik in Europa im saarländischen Überherrn bauen noch im nahegelegenen Heusweiler die geplante Montage von Batteriemodulen und -packs. Mehr dazu in unserem gesonderten Beitrag.

caixin.com (auf Chinesisch), cnevpost.com

4 Kommentare

zu „Verzichtet SVOLT auf alle Saarland-Anlagen?“
Christian
25.10.2024 um 11:04
Das viele dieser Firmen nicht kommen in Deutschland hat auch mit den Reaktionären Bürgern zu tun. Wer lieber weiter Verbrenner fahren will, 5G als schädlich einstuft und denk die Erde ist flach der wird halt irgendwann in Höhlen leben.
Emm Zett
01.11.2024 um 18:50
Hallo zusammen, merkt hier noch jemand klar auf: es geht hier um weit mehr als reine Standort oder Ideologiesicht! Hier geht es darum, dass wir Europäer keine eigene Zellfertigung aufweisen können. Wir sind in der Hand der Chinesen, die Kollegen aus Asien werden demnächst die Preise und das sourcin bestimmen. Je mehr E-Fzge auf den Straßen fahren werden, desto höher wird die Abhängigkeit zu dem Zucker aus Asien werden…. Es ist eher schändlich, dass wir im Land der Erfinder keine saubere Industralisierung und Wirtschaftlichkeit eigener Zellen hinbekommen. Nortvolt macht pleite und bei Varta muss Porsche einsteigen. Die CO2 Werte aus Brüssel, die uns der Herr VW Konzern und seiner Dieselbetrügereien eingebrockt haben und die mit chinesischen Geldern geförderte Deutsche Umwelthilfe, zwingen uns, unsere eigenen Wege zu gehen: H2. Abgesehen davon: selbst wenn wir aus der westlichen Welt wieder den besseren Antrieb darstellen sollten: die Chinesen haben nicht nur aufgeholt, mit dtschen Designern und Entwicklern im Ruhestand haben sie Großes vollbracht. Wenn wir nicht aufpassen, dann wird die Automobilindustrie in 5-10 Jahren in fester, chinesischer Hand sein. Und jetzt seid Ihr dran: wer labert hier noch über die ewigen Gestrigen….
Marco
27.10.2024 um 16:55
Gut dass svolt nicht kommt . Wer unsere Lebensgrundlagen für die Schaffung einiger weniger Arbeitsplätze zerstört hat es nicht anders verdient als zu scheitern.
Walter Torl
28.10.2024 um 10:06
Spielt auf das Vorhaben in Überherrn an, auf grüner Wiese? In der Tat sind viele Saarländer der Ansicht, man möge bitte erst mal die üppig vorhandenen Altareale und Industriebrachen nutzen, bevor man die grünen Wiesen in Gewerbeareal umwandelt. Für Firmen natürlich wiederum riskanter und teurer, solche Fokussierung. Schwierig.

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