Weiter Probleme mit H2-Tankstellen im Nordosten

Noch immer bestehen nach einem Unfall auf dem Gelände eines Chemieparks in Leuna Ende August Wasserstoff-Lieferengpässe – und ein Ende des Problems ist nicht absehbar. Zwischenzeitlich konnten zwar einige H2-Tankstellen wieder versorgt werden, doch es gibt weiter Engpässe.

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Bild: Screenshot

Wie der RBB schreibt, sind Berlin und Brandenburg besonders stark betroffen. In den vergangenen Tagen habe zwar immerhin „wieder an drei oder vier Tankstellen in der Region“ Wasserstoff angeboten werden können. Doch auch dort müsse weiterhin mit Engpässen gerechnet werden. Mancherorts seien die Tanks seit Wochen leer. Tatsächlich gibt es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels an drei Tankstellen im Südosten Berlins Wasserstoff – wie viel ist aber unklar. Drei weitere Tankstellen in Berlin und jene in Neuruppin sind allerdings mangels Wasserstoff außer Betrieb.

„Wir haben es geschafft, für die aktuelle Situation eine Notversorgung aufzubauen“, erklärte H2-Mobility-Pressesprecherin Daniela Dietz auf Anfrage des RBB.  Aktuell würden vor allem Tankstellen beliefert, die eine höhere Kundenfrequenz hätten.

Am 26. August kam es wie berichtet in dem Chemie-Park in Sachsen-Anhalt auf dem Gelände des Gase-Herstellers Linde zu einem folgenschweren Unfall. Auf dem Trailer-Parkplatz innerhalb des Linde-Geländes kam es bei einem Wasserstoff-Trailer vermutlich aufgrund einer Undichte zu einem Gasaustritt, wodurch eine Verpuffung entstand. Diese war in der näheren Umgebung deutlich als lauter Knall hörbar, dadurch wurden auch einige Fensterscheiben in der Nähe beschädigt. Aufgrund des darauf folgenden Brandes am Trailer bzw. dessen Reifen entstand eine große Rauchwolke. Das Feuer konnte zwar schnell gelöscht werden, der Wasserstoff-Tank auf dem Trailer brannte aber komplett aus.

Wie es zu dem Zwischenfall kam, wird derzeit noch untersucht. Anfang September gab es aber einen Bericht der „Leipziger Volkszeitung“, wonach Linde Fremdeinwirkung als Ursache ausschließe – also liegt eine technische Ursache nahe. Da mit derartigen Trailern der Wasserstoff aus Sachsen-Anhalt an die Tankstellen in Berlin und Brandenburg transportiert wird, bleiben die Transporte ausgesetzt, bis die Ursache gefunden ist. Denn wenn der Unfall eine technische Ursache hatte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es erneut zu einem Vorfall kommt. Linde hatte nach dem Vorfall alle baugleichen Anhänger vorübergehend stillgelegt. 

Das große Aber: Nicht nur Linde, sondern auch andere H2-Produzenten, die Trailer des gleichen Typs verwenden, sind davon betroffen. „Das ist tatsächlich ein riesiges Problem für uns“, so H2-Mobility-Sprecherin Dietz gegenüber dem RBB. „Wir haben uns bemüht, andere Anbieter als Lieferanten zu gewinnen. Was aber gar nicht so einfach ist. Der Markt ist sehr klein. Viele Wasserstoffhersteller haben langfristige Lieferverträge mit ihren Kunden und begrenzte Produktionskapazitäten.“

rbb24.de, h2.live (aktuelle Karte mit Verfügbarkeiten)

8 Kommentare

zu „Weiter Probleme mit H2-Tankstellen im Nordosten“
Gregor
27.10.2024 um 10:36
Und bei allen H2 Tankstellen wird auf die Versorgungs Lücke hingewiesen. Also selbst ein grüner Bobbel kann bedeuten: Heute gibts hier nix mehr. Was wäre, wenn es Autos gebe, die man an jeder Steckdose laden könnte. Ganz ohne hoch Komplexe Zusatz Infrastruktur...aber ich male da nur eine theoretische Utopie. ;)
Ralph
28.10.2024 um 07:38
Das wäre echt toll, wenn es Autos gäbe, die man an jeder Steckdose laden könnte. Da muss sich meiner Einer outen, noch solch archaisches Vehiculum als Eigen zu nennen. So dermaßen kompliziert wenn man heim kommt, dieses widerspenstige Ladekabel an die Ladedose des Autos zu führen mit dem bereits vergessen geglaubten netzdienlichen Tarifs für 0,19€/kWh exorbitant die Zukunft zu verweigern. Muss schon ein faszinierender Stoff dieses H2 sein, wenn es so hochexklusiv in Verteilung ist. Dann auf in die Zukunft, diese E-Fuels sind noch technologieoffener, basieren nach Hörensagen sogar auf H2.........
Gregor
28.10.2024 um 10:16
Na wo soll der Strom denn auch herkommen? H2 ist ja viiiiiel einfacher zu erzeugen.
erFahrer
28.10.2024 um 08:00
Was passiert nun mit dem „überschüssigen“ H2? Wird einfach nicht mehr produziert? Wird EE-Strom jetzt abgeregelt weil er hier nicht mehr vergeudet oder vergoldet wird? Wie auch immer - lieber so als in einer Innenstadt - eine Hindenburg-Erfahrung reicht (hoffentlich).
Nico
28.10.2024 um 10:27
Bisher wurde und wird für die H2-Produktion gar kein (überschüssiger) EE-Strom verwendet. Die Erzeugung basiert zu 100% auf Erdgas mittels Dampfreformation. Der ganze H2 für die Mobilität stammt daher aus konventionellen CO2 verursachenden Quellen. Das ist ja der noch größere Witz an dem ganzen H2 Thema.Bis Elektrolyseure in großer Zahl zur Verfügung stehen, die H2 aus Strom erzeugen, werden wohl noch viele Jahre vergehen...
Joachim
29.10.2024 um 03:31
Das ist falsch. Immer mehr Wasserstofftankstellen in Deutschland bieten 100 % grünen Wasserstoff nach EU-Verordnung an (vgl. H2.Live-App). Dort jedenfalls ist es, anders als beim Laden aus dem öffentlichen Netz, physikalisch zu 100 % CO2-frei. In anderen Ländern, wie der Schweiz oder den Niederlanden, wird nur grüner Wasserstoff zum Tanken bereitgestellt, zu 100 %. Dort gilt somit flächendeckend, dass das H2-Fahren CO2-neutral ist, das Laden nicht.In Deutschland veröffentlicht H2-Mobility heute leider den Anteil des „blauen“ Wasserstoffs nicht mehr, der ebenfalls CO2-frei ist. Dieser lag zuletzt bei etwa ⅓.Schlecht ist der Wasserstoff also sicherlich als Energieart gerade für große PKW und Nutzfahrzeuge nicht. Kommt die kurze Tankzeit Sommer wie Winter und die hohe Reichweite der Fahrzeuge von mindestens 350 km auch bei hohen Autobahngeschwindigkeiten hinzu. Hier sind Wasserstofffahrzeuge der Batterie unverändert bei Weitem überlegen. Sie bieten hier das, was sonst heute nur PHEV können.Im Limousinen-Bereich benötigt man sie nicht unbedingt, können aber eine Bereicherung im Angebot sein.Ich rechne mit einer signifikanten Entwicklung ab etwa 2030.
Thomas Wagner
28.10.2024 um 08:39
Wasserstoff im Verkehr ist einfach eine teure Sackgasse und ich verstehe nicht wieso in dieser Sackgasse weiter Geld versenkt wird, das woanders sinnvoll eingesetzt werden könnte ?
Robert
28.10.2024 um 12:41
ganz einfach durch Lobbyisten & abgreifen von Fördergeldern das ist der einfache Grund warum ein totes Pferd weitergeritten wird bis die Regierung mal das einsieht wird es aber noch lange dauern

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