ZF engagiert Mathias Miedreich als neuen Vorstand für Antriebssparte

Der Automobilzulieferer ZF hat einen Nachfolger für Stephan von Schuckmann gefunden: Der frühere Umicore-Chef Mathias Miedreich wird ab dem 1. Januar 2025 neuer Vorstand für die Division Elektrifizierte Antriebstechnologien.

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Bild: ZF

Bereits seit Juli war das Friedrichshafener Unternehmen auf der Suche für einen neuen Verantwortlichen für die Sparte, denn damals hatte Vorstand Stephan von Schuckmann aus privaten Gründen seinen Rücktritt verkündet. Danach übernahm CEO Holger Klein kommissarisch die Leitung für den Bereich, der die umsatzstärkste Sparte von ZF ist.

Dabei täuscht der Divisionsname „Elektrifizierte Antriebstechnologien“ etwas, denn in dem Bereich sind auch konventionelle Antriebe angesiedelt: Die Division umfasst alle Pkw-Antriebe von ZF, die von Verbrenner über Plug-in-Hybrid bis hin zum reinen Elektroantrieb reichen. Welche der drei Antriebsarten wieviel zum Umsatz von 11,5 Milliarden Euro der Sparte beisteuern, verrät ZF nicht. Ein Pressesprecher sagt aber gegenüber electrive: „Da das BEV-Geschäft das ‚jüngste Kind‘ und im Hochlauf begriffen ist, haben Getriebe für Verbrenner und PHEVs einen größeren Anteil.“

ZF hat aber bereits Probleme eingeräumt, mit Elektroantrieben Geld zu verdienen: CEO Klein hatte im Sommer gegenüber dem „Manager Magazin“ bestätigt, dass die Technologie für Elektroantriebe „überwiegend noch nicht profitabel“ sei. Laut dem Bericht steht die Division vor einem Umbau: Man werde dort „die Abläufe, Prozesse und Strukturen mit besonderem Fokus überprüfen und verbessern“, kündigte Klein im Sommer an und forderte deshalb auch „Offenheit für Kooperation und starke Partnerschaften.“

Miedreich hat viel Zulieferer-Erfahrung

Eine große Aufgabe also für den neuen Mann an Bord. Mathias Miedreich ist 49 Jahre alt, studierter Betriebswirt und bringt Management-Erfahrung von den Automobilzulieferern Continental und Faurecia mit. Zuletzt war er drei Jahre lang Vorstandsvorsitzender von Umicore, einem weltweit agierenden Spezialisten für Materialtechnologie und Kreislaufwirtschaft mit Sitz in der belgischen Metropole Brüssel.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Heinrich Hiesinger, sagt zu der Berufung: „Mit Mathias Miedreich verstärken wir unser Vorstandsteam gezielt, das in dieser herausfordernden Zeit hervorragende Arbeit leistet, um ZF neu auszurichten und wettbewerbsfähiger zu machen. Als künftigem Leiter der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien kommt ihm eine besondere Verantwortung zu angesichts der Erfordernisse, vor denen ZF gerade im Wandel hin zur Elektromobilität steht. Mathias Miedreich kennt unsere Kunden, die globalen Wertschöpfungsketten und die Erwartungen an nachhaltige Mobilität. Für seine neue Aufgabe wünschen wir ihm viel Erfolg.“

Als Vertreter der Zeppelin-Stiftung, die 93,8 Prozent der Anteile an ZF hält, sagt deren Vorsitzender Andreas Brand: „Mit Mathias Miedreich als neuem Vorstandsmitglied setzen wir auf seine Expertise in der Automobilbranche und auf dem Feld der Elektromobilität. Wir sind überzeugt, dass er einen wertvollen Beitrag für ZF leisten wird. Mit seiner Berufung unterstützen wir die strategischen Ziele, diesen Unternehmensbereich an die Erfordernisse des Marktes und die technologischen Entwicklungen anzupassen.“

Allerdings: Miedreich „wechselt von einem Krisenkonzern zum nächsten“, wie der „Südkurier“ schreibt. Denn der Umicore-Aktienkurs sei innerhalb eines Jahres um gut 50 Prozent gefallen, weil dessen Geschäft mit Grundstoffen für die Produktion von Akkus kränkele. Dies sei auf den Markteinbruch bei Elektro-Fahrzeugen zurückzuführen. Miedreichs Bilanz bei Umicore sei laut „Südkurier“ durchwachsen. So stecke eines seiner Prestigeprojekte, das Joint-Venture für Kathodenmaterialien bei Batterien mit Volkswagen namens Ionway, in Schwierigkeiten.

Auch ZF steckt in der Krise: Der Konzern hat sich mit Übernahmen gründlich übernommen, wird von einem Schuldenberg von zehn Milliarden Euro belastet und muss jährlich über eine halbe Milliarde Euro an Zinsen zahlen. Im Sommer hatte es bereits die Horrornachricht gegeben, dass ZF bis zum Jahr 2028 in Deutschland 11.000 bis 14.000 Arbeitsplätze streichen wird. Diese Woche wurde zudem bekannt, dass der Bau der geplanten Halbleiterfabrik des US-Konzerns Wolfspeed zusammen mit ZF im Saarland auf Eis liegt. Auch dieses Projekt sollte die Transformation von ZF hin zur Elektromobilität vorantreiben, denn Elektrofahrzeuge benötigen besonders viele Halbleiter.

zf.com, manager-magazin.de, suedkurier.de

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