Betriebsrat: VW zählt bis zu drei deutsche Werke an
„Das alles ist kein Säbelrasseln als Taktik in der aktuellen Haustarifrunde – der Vorstand will all das wirklich, hält es ohne Abstriche für alternativlos“, zitieren Medien aus einem Infoblatt, das an die Mitarbeiter verteilt wurde. Die Aussagen fielen auch bei einer Info-Veranstaltung des Betriebsrats. Die Einschnitte, die Cavallo anspricht, seien kürzlich dem Gesamtbetriebsrat präsentiert worden.
Laut der Betriebsratschefin seien „alle deutschen VW-Werke von den Plänen betroffen“. Wenn das Werk nicht geschlossen wird, wird es wohl andere Einschnitte geben. „Keines ist sicher!“, so Cavallo.
Eine Bestätigung seitens VW für diese Aussagen gibt es nicht, ein Sprecher wollte sich nicht zu den angeblichen Maßnahmen im Detail äußern. „Die Vorschläge und Pläne des Unternehmens werden weiterhin erst intern den Verhandlungspartnern vorgestellt und dann diskutiert“, sagte ein Sprecher der „Automobilwoche“. VW stehe „an einem entscheidenden Punkt seiner Unternehmensgeschichte“. „Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm“, so der Sprecher weiter.
eMobility-Produktion wäre betroffen
Die Zahl von drei Werken überrascht in der Tat. Im September hatte der Vorstand erstmals deutsche Werke angezählt und vorgerechnet, dass die Verkäufe von 500.000 Fahrzeugen fehlen, um die Fabriken auszulasten. Das entspreche der Produktion von zwei Werken, so VW-Finanzvorstand Arno Antlitz damals auf einer Betriebsversammlung. Jetzt stehen schon drei Standorte im Raum.
Während bisher davon ausgegangen wurde, dass vor allem kleinere Standorte wie die Gläserne Manufaktur in Dresden und das ehemalige Karmann-Werk in Osnabrück auf der Kippe stehen (Osnabrück steht derzeit ab 2026 ohne Modellzusage da), würde bei drei Werken auch ein größerer Standort zur Diskussion stehen. Um welchen es sich dabei handelt, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass so auch die eMobility-Produktion betroffen wäre. Das Stammwerk Wolfsburg wird wohl nicht geschlossen. Also blieben die Werke Emden (ID.4 und ID.7, ab 2025 reines Elektroauto-Werk), die VWN-Fabrik in Hannover (u.a. ID. Buzz) und das MEB-Werk Zwickau (ID.3, ID.4, ID.5, Cupra Born und Audi Q4 e-tron). Und auch die Komponentenwerke (Braunschweig, Salzgitter, Kassel und Chemnitz) liefern eMobility-Komponenten zu.
Wie der Betriebsrat weiter warnt, sollen aber auch Arbeitsplätze außerhalb der Produktion gefährdet sein. Die Unternehmensspitze wolle „ganze Abteilungen und Bereiche ins Ausland verlagern oder extern vergeben“, heißt es. Das soll von angelernten Arbeitern bis zu akademisch qualifizierten Mitarbeitern reichen. Und wer seinen Job behält, dem drohen laut den Arbeitnehmer-Vertretern Entgeltverluste „in Richtung 20 Prozent“. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über drohende Entgelt-Kürzungen von zehn Prozent berichtet, zudem sollen wohl auch „die Bonuszahlungen in der höchsten Tarifgruppe ‚Tarif Plus‘ wackeln, genau wie Prämienzahlungen für Mitarbeiterjubiläen“. Intern sollen diese Maßnahmen auf einer „Giftliste“ gesammelt worden sein. Neben der pauschalen Lohnkürzung sollen dort auch Nullrunden für 2025 und 2026 festgehalten sein.
Die Rede ist von einer „Woche der Wahrheit“ für Volkswagen. Denn der Konzern legt am Mittwoch nicht nur die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor, die nach der Gewinnwarnung von vor einigen Wochen eher bescheiden ausfallen dürften. Am gleichen Tag beginnen auch die Verhandlungen mit der IG Metall in der nächsten Tarifrunde. Während im Management wohl die „Giftliste“ vorbereitet wird, fordern die Gewerkschafter für die Mitarbeitenden bislang sieben Prozent mehr Lohn und mehr Geld für Auszubildende. Das „Handelsblatt“ bringt die Lage auf den Punkt: „Dass es schnell zu einer Einigung kommt, gilt als unwahrscheinlich.“
Die Aussagen aus dem VW-Betriebsrat haben auch die Bundesregierung alarmiert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll VW dazu aufgefordert haben, Jobs in Deutschland zu erhalten. Man müsse noch abwarten, was Volkswagen selbst zu den Sparplänen erklärt, sagte ein Regierungssprecher. Die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu sei aber klar – „nämlich, dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“.
spiegel.de, automobilwoche.de (BR-Aussagen), handelsblatt.com, spiegel.de (Scholz-Aussage)
25 Kommentare