Jetzt offiziell: Audi gibt Werk in Brüssel Ende Februar auf

Was sich mit der erfolglosen Investorensuche bereits abgezeichnet hat, wird Realität: Das Audi-Werk in Brüssel stellt Ende Februar 2025 die Produktion ein. Damit ist die Fabrik die erste Produktionsstätte, die der Volkswagen-Konzern seit Jahrzehnten in Europa dicht macht.

Bild: Audi

Die 3.000 Beschäftigten im Audi-Werk in Brüssel haben auf eine Last-Minute-Lösung gehofft – und werden enttäuscht: Audi schließt den Standort und teilte die Entscheidung am Dienstag dem Betriebsrat und den Gewerkschaften mit. Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist bisher nicht bekannt, es soll aber keine vorzeitigen Entlassungen vor dem Aus der Fabrik am 28. Februar geben.

Die Schließung ist keine Überraschung, sondern hat sich lange abgezeichnet: Audi hatte das Werk in der belgischen Hauptstadt, in dem derzeit der Q8 e-tron samt Sportback-Ableger gebaut wird, im Laufe des Jahres immer wieder öffentlich angezählt. Der Nachfolger des Q8 e-tron soll in Mexiko gebaut werden, Audi wird kein neues Modell an das belgische Werk vergeben. Da inzwischen im VW-Konzern auch deutsche Standorte auf der Kippe stehen, waren die Chancen für Brüssel – auch mit einer anderen Konzernmarke – weiter gesunken. Mitte September hatte Audis Chief Operating Officer Gerd Walker in einem Interview verkündet, dass man sich auf die Suche nach potenziellen Investoren konzentriere.

Vor rund zwei Wochen teilte Audi dann mit, keinen geeigneten Investor für Brüssel gefunden zu haben, wodurch sich das Szenario einer Werksschließung manifestierte. Dabei gab es wohl 26 Interessenten und potenzielle Investoren, die jedoch laut Walker kein „tragfähiges und nachhaltiges Konzept“ für die Zukunft der Fabrik vorlegen konnten. Auch eine interne Suche innerhalb des Volkswagen-Konzerns nach einer zukünftigen Autoproduktion oder alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das Werk sei ergebnislos geblieben.

Somit ist Brüssel das erste VW-Werk in Europa, das geschlossen wird. Wie der verantwortliche Unterhändler der Gewerkschaft ACV-CSC im Werk, Ronny Liedts, vor zwei Wochen angab, ist es wahrscheinlich, dass die rund 3.000 Fabrikarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Liedts erhob auch Vorwürfe gegen Audi: „Das einzige, was sie wollen, ist, das Werk so schnell wie möglich zu schließen. Keine der Alternativen kommt für sie in Frage.“

Audi hatte immer wieder bemängelt, dass die Lage des Werks eine Expansion und die interne Logistik behindere – beides sei nötig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben. Das Werk liegt direkt an den Bahntrasse, weshalb tatsächlich keine Erweiterungsflächen zugänglich sind. Außerdem gibt es vor Ort keinen Karosseriebau, weshalb in Brüssel keine Stand-Alone-Fertigung möglich ist – wichtige Karosserie-Komponenten müssen aus anderen Werken zugeliefert werden.

Allerdings hat Audi unabhängig von den Herausforderungen am Standort selbst auch ein Problem mit der Nachfrage nach dem in Brüssel gebauten Modell. Ausgelegt ist das belgische Werk auf eine Kapazität von 120.000 Fahrzeugen pro Jahr. 2022 hat Audi mit 47.900 in Brüssel gebauten Autos den Peak erreicht, 2023 waren es noch 37.400 Q8 e-tron. Wie aus den Q3-Auslieferungszahlen des VW-Konzerns hervorgeht, hat Audi im laufenden Jahr bisher nur 23.900 Exemplare des großen E-SUV ausgeliefert. Im August gab es einen Medienbericht, wonach Audi für 2025 nur noch mit 6.000 Fahrzeugen plane.

automobilwoche.de, zeit.de, mz.de

2 Kommentare

zu „Jetzt offiziell: Audi gibt Werk in Brüssel Ende Februar auf“
TeeKay
30.10.2024 um 10:29
Laut Jahresbericht 2023 wurden 49.001 Q8 e-tron gefertigt. https://www.audi-mediacenter.com/de/publikationen/unternehmen/2023-kombinierter-geschaefts-und-nachhaltigkeitsbericht-1520/downloadWenn Audi drei Jahre in Folge rund 43.000 e-tron und zwei Jahre in Folge rund 50.000 verkauft, dann liegt es nahe anzunehmen, dass exakt das die Managementvorgaben waren und nie geplant war, 120.000 davon abzusetzen. Schon die steigende Nachfrage im vierten Jahr des Modellzyklus ist ungewöhnlich und deutet eine künstliche Kappung des Verkaufs in den ersten Jahren an - normalerweise gibts die besten Verkäufe in den ersten zwei Jahren und dann sinkt die Nachfrage bis zum Ende des Modellzyklus ab.
Axel T.
02.11.2024 um 23:49
Und der Nachfolger wird dann (so hört man aus einschlägigen Kreisen) billig in Mexiko zusammengeschraubt und dann teuer in Europa verkauft. Die inländische Fahrzeugproduktion geht schon seit ein paar Jahren in D immer weiter zurück - statt die Stammwerke zu stärken, geht das Nachfolgemodell also ganz aus Europa raus.Da kaufe ich doch dann lieber bei einem Hersteller, der trotz ständiger Anfeindungen von "Umweltschützern" hier ein neues Werk errichtet und neue Industrie-Arbeitsplätze geschaffen hat.

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