Northvolt hat Aussicht auf kurzfristige Finanzspritze von 300 Millionen Dollar
Offenbar naht Rettung für Northvolt, dem wohl größten Hoffnungsträger Europas, den chinesischen Batterieherstellern etwas entgegenzusetzen: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wird das schwedische Unternehmen voraussichtlich in der kommenden Woche eine Finanzierungsrunde in Höhe von etwa 300 Millionen Dollar abschließen. Damit wolle der in Schwierigkeiten geratene Batteriezellenhersteller seine Finanzen auf eine stabilere Grundlage stellen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber Bloomberg
Ob der Abschluss aber wirklich bereits nächste Woche gelingt, sei noch unklar: Aufgrund der komplexen Dokumentation für das Geschäft mit Kunden, Investoren und Kreditgebern könnten sich die letzten Schritte noch in die Länge ziehen.
Anfang dieses Monats war bereits bekanntgeworden, dass die Investment-Tochter der US-Großbank Goldman Sachs angeblich erwägt, zusammen mit anderen Investoren den angeschlagenen Batteriehersteller Northvolt zu retten. Und genau um dieses Konsortium geht es nun wohl: Im Rahmen der Rettungsfinanzierung stünden sowohl neues Eigenkapital als auch neue Kredit in Aussicht, berichtet Bloomberg. Northvolt selbst lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur ab. Die Finanzspritze würde Northvolt Zeit verschaffen, um die Produktion zu stabilisieren und eine längerfristige Finanzierung aufzustellen.
Derweil gibt es kundenseitig eine gute Nachricht: Die zu Volkswagens Traton Group gehörende Lkw-Marke Scania hat bekanntgegeben, dass sie alle ihre künftigen Elektrofahrzeuge mit Northvolt-Batterien ausstatten will, was dem angeschlagenen Hersteller Auftrieb gibt. „Wir stellen jetzt um. In Zukunft werden alle unsere derzeit verkauften batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge mit Northvolt-Zellen ausgestattet sein“, sagte Christian Levin, Vorstandsvorsitzender von Scania.
„Wir befinden uns auf dem Weg aus der Produktionshölle. Ich denke, wir haben die härteste Zeit hinter uns“, sagte Northvolt-CEO Peter Carlsson in einem am Wochenende von der Zeitung „Svenska Dagbladet“ veröffentlichten Interview. Der CEO lehnte es ab, zu sagen, wann die Produktionsrate im Hauptwerk von Northvolt in Skellefteå, nahe dem Polarkreis, die volle Kapazität erreichen wird. Die Anlage ist derzeit mit gerade einmal fünf bis zehn Prozent der Gesamtkapazität ausgelastet.
Volkswagen, der größte Anteilseigner von Northvolt, hat bisher erklärt, dass er Northvolt bei der Ausweitung der Batteriezellenproduktion unterstützen wird. Scania-Chef Christian Levin lehnte es aber ab, Einzelheiten über eine eventuelle Finanzierung zu nennen, wies aber darauf hin, dass Scania Northvolt weiterhin unterstützen wird.
„Es liegt in unserem Interesse, sicherzustellen, dass sie uns weiterhin Zellen liefern können“, sagte Levin. „So können wir weiterhin Fahrzeuge an unsere Kunden liefern, für die wir einen Kundenvertrag haben.“
Die Lage rund um Northvolt hatte sich seit dem Sommer zugespitzt. Damals war bekannt geworden, dass Anteilseigner BMW einen milliardenschweren Auftrag über Batteriezellen storniert hat – offenbar, weil die Schweden im Verzug sind und BMW die bestellten prismatischen Zellen zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr benötigt.
Anfang Oktober wurde dann bekannt, dass die Tochtergesellschaft Northvolt Ett Expansion AB, die für den abgesagten Fabrik-Ausbau zuständig war, Insolvenz angemeldet hat. Wie das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Beteiligte schrieb, soll es sich dabei um jene Tochter gehandelt haben, in der die Produktion für Audi und BMW gebündelt sei. „Auch Audi, das bestätigen hochrangige Konzern- und Markenmanager, hat seine Order bei Northvolt deshalb zunächst zurückgezogen“, heißt es in dem Artikel.
bnnbloomberg.ca (Finanzierungsrunde), bnnbloomberg.ca (Scania)
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