Berlin beschleunigt Ladenetz-Ausbau

In Berlin sind im September 1.000 öffentliche Ladepunkte ans Netz gegangen und der Senat gibt an, über 1.000 weitere Ladepunkte in der Pipeline zu haben. Der beschleunigte Roll-out soll auf die neue Ladenetz-Strategie einzahlen, wonach Berlin bis 2030 von 400.000 E-Pkw ausgeht.

Bild: Berliner Stadtwerke

Im Frühjahr hatten die Senatsverwaltung und die Berliner Agentur für Elektromobilität eMO eine Strategie vorgestellt, um den Umfang des Ladenetzes in der Hauptstadt bis 2030 zu vervielfachen. Sie erwarten, dass der Ladebedarf für Elektrofahrzeuge in Berlin bis zum Jahr 2030 etwa um das Siebenfache im Vergleich zu heute ansteigen wird – von aktuell etwa 300 Megawattstunden auf dann 2.000 Megawattstunden pro Tag. Die richtigen Weichen zur Erweiterung des Ladenetzes müssen aus Sicht der Verantwortlichen jetzt gestellt werden.

Was im vergangenen halben Jahr passiert ist und was sich in naher Zukunft tut, präsentierten die Senatorinnen Ute Bonde und Franziska Giffey in einer Senatssitzung Anfang der Woche. Bei Vorstellung der Strategie im April verfügte Berlin noch über rund 3.850 öffentlich zugängliche Lader – davon rund 2.400 im öffentlichen Straßenbereich und 1.450 auf privaten Flächen. Zum Stichtag 1. September ist die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte laut dem nationalen Ladesäulenregister in der Hauptstadt auf 4.989 Einheiten gestiegen. Hinzukommen die von Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz, auf der Sitzung genannten 1.000 allein im September eröffneten Lader, sodass die Zahl inzwischen bei über 6.000 liegen dürfte. Über 1.000 weitere sind laut Bonde „im Antrags- und Errichtungsprozess“.

Das Land verfolgt mit dem sogenannten Berliner Modell ein integriertes Konzept zur Errichtung und zum Betrieb von Ladergeräten im öffentlichen Raum. Parallel zu der Berliner Stadtwerke KommunalPartner GmbH sind auch 13 weitere Unternehmen als Betreiber am Start – nebst den über 800 Laternenladepunkten aus dem Projekt „ElMobileBerlin“. Seitens der Stadt ist für die Rollout-Planung die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zuständig. Der Ausbau halböffentlicher, betrieblicher und privater Lader fällt dagegen in den Zuständigkeitsbereich von Giffeys Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

„Berlin schreitet voran beim Ladeinfrastrukturausbau. Unsere Stadt soll bis spätestens 2045 Berlin klimaneutral sein. Der schnelle Ausbau der E-Mobilität und Ladeinfrastruktur ist für unser Ziel ein wichtiger Faktor“, so Giffey: „Mit der Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur haben wir ein fundiertes Konzept für Berlin erarbeitet, das aufzeigt, welche Ladebedarfe künftig entstehen und wie diese gedeckt werden.“ Konkret hatte Berlin im April 29 Maßnahmen vorgestellt, die von der Erleichterung der Flächensuche, über die Prüfung einer Ladeinfrastruktur-Förderung und die Beschleunigung von Netzanschlüssen bis zur Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen im Immobiliensektor oder die Elektrifizierung von Taxiflotten reichen.

Mit der erstmals in diesem Umfang erstellten Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur wollen die Verantwortlichen mehr Anreize für den Ausbau der Elektromobilität in der Stadt schaffen und dafür sorgen, dass die Berliner Elektromobilität leichter als bisher in ihren Alltag einbauen können. „Eine enorm wichtige Rolle spielt auch unser Stromnetz, dessen Kapazität wir in den nächsten 10 Jahren verdoppeln werden, damit es den immer weiter wachsenden Strombedarf decken kann“. Mit den Maßnahmen unserer Gesamtstrategie kommen wir unserem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 wieder ein gutes Stück näher“, so Giffey im Frühjahr.

Im April waren den Angaben der Senatsverwaltung zufolge circa 70.000 E-Fahrzeuge (rein elektrisch oder Plug-in-Hybride) zugelassen, 90 Prozent davon Pkw, die restlichen zehn Prozent E-Busse, -Transporter, -Motorräder und -Leichtfahrzeuge. Diese Fahrzeuge laden der Senats-Statistik zufolge an etwa 25.000 privaten, halböffentlichen und öffentlichen Ladepunkten gut 300 MWh täglich. Für das Jahr 2030 nimmt die Verwaltung an, dass insgesamt 400.000 E-Pkw in Berlin unterwegs sein werden, die wiederum einen täglichen Ladebedarf von 2.000 MWh haben werden.

Wie auch schon heute soll der überwiegende Teil des Ladens (54 %) auch 2030 privat erfolgen. Vor diesem Hintergrund will die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit relevanten Akteuren wie der Wohnungswirtschaft und Arbeitgebern in den Austausch treten. Aber auch die Möglichkeiten für spontanes Laden im öffentlichen Bereich soll weiter ausgebaut werden.

berlin.de, emo-berlin.de

5 Kommentare

zu „Berlin beschleunigt Ladenetz-Ausbau“
Frank W.
30.10.2024 um 15:28
Das Problem ist zunehmend nicht die Infrastruktur, sondern der Preis. Bei den Berliner Stadtwerken zahle ich ad hoc 0,55 €/kWh plus 0,02 €/Minute ab 4 Stunden. Für wen soll das denn bitte attraktiv sein, um dauerhaft Umzusteigen? Ältere E-Autos, die nur mit 7,4kW laden können, laden in der Nacht mal eben ab Stunde 4 mit 71ct€/kWh AC...
TeeKay
30.10.2024 um 16:32
Lad halt nicht zum adhoc Tarif, wenn du nachts laden willst.
Frank W.
30.10.2024 um 18:48
Solange man tatsächlich noch meint, der Verbraucher müsse sich nur die "richtige" Ladekarte zulegen, wird die E-Mobilität im urbanen scheitern. Weder tagsüber noch nachts sind 55ct€/kWh attraktiv und Blockiergebühren scheint inzwischen fast jeder Anbieter zu verlangen. ps Berliner Stadtwerke bieten keine App/Ladekarte an, sondern nur adhoc...
Stefan
31.10.2024 um 14:39
Das ist nicht korrekt...ich Lade bei den Berliner Stadtwerken nur über meinen EMP Provider...ja dieser sind nicht die Stadtwerke Berlin, sondern einer der etlichen die es da draußen gibt, aber hier habe ich beim AC-Laden mit einem gebuchten Paket mit kleiner Grundgebühr deutlich günstigere KW/h Priese als die von Ihnen genannten 0,55€/kwH. Des Weiteren macht es (zumindest tagsüber) absolut Sinn, eine Blockiergebühr ab 4h zu verlangen, sonst würde die Ladeplätze ständig belegt werden, während die Fahrzeuge längst fertig geladen habe...vielmehr sollte man alle Fahrer deutlich stärker sanktionieren, die Ladeplätze ohne zu laden blockieren und das sind nicht nur Verbrenner, sondern auch e-Fahrzeug Fahrer die dort parken, aber nicht Laden.
Moritz K
31.10.2024 um 23:19
Blockiergebühren sollten in der Nacht, mindestens zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens ausgesetzt werden. Wer will denn nachts zwei Mal sein Auto umparken?Am besten wäre ohnehin, der Strommarkt würde reguliert werden, der Tarif-Wirrwarr aus Ladekarten, Ladeapps, Tokens ... schadet der E-Mobilität mehr als er den Kunden Nutzen bringt.

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