Q3-Zahlen: VW besteht auf harte Sparmaßnahmen

Der Gewinn von Volkswagen ist im dritten Quartal um 64 Prozent eingebrochen, die Kernmarke ist kaum noch profitabel. Vor diesem Hintergrund haben VW und die IG Metall die nächste Verhandlungsrunde um den Haustarifvertrag gestartet. VW-Finanzvorstand Arno Antlitz beharrt aber auf milliardenschweren Einsparungen.

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Bild: Volkswagen

Die Ausgangslage ist bekannt: Bei VW geht es längst nicht mehr darum, lediglich höhere Margenziele oder eine bessere Marktkapitalisierung zu erreichen. Das Unternehmen selbst hat angegeben, dass die aktuelle Lage „ernst“ sei – und eine entscheidende Phase in der Unternehmensgeschichte. Seit dieser Woche steht fest, dass der Konzern erstmals ein Werk in Europa schließen wird – Ende Februar gehen im Audi-Werk Brüssel die Lichter aus. Und während Anfang September noch zwei deutsche Werke angezählt wurden, ist inzwischen von „mindestens drei“ Werken die Rede – es geht also nicht nur um kleine Standorte wie Dresden oder Osnabrück, sondern auch um die großen Werke.

Und inmitten diesem Streit um den Sparkurs hat VW nicht nur die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorgelegt, sondern auch eine neue Tarif-Verhandlungsrunde mit der IG Metall begonnen. Die Zahlen sind denkbar schlecht: Der Gewinn nach Steuern sank um 64 Prozent auf noch 1,58 Milliarden Euro, der Umsatz ist mit einem Minus von 0,5 Prozent (78,5 Milliarden Euro) nahezu konstant. Im laufenden Jahr ist der Umsatz sogar leicht auf 237,3 Milliarden Euro gestiegen, das operative Ergebnis ist hingegen um 21 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro gesunken. Die Profitabilität sinkt also, bei der Kernmarke VW Pkw lag die operative Marke im Q3 nur noch bei zwei Prozent – angepeilt sind 6,5 Prozent im Jahr 2026.

Werksschließungen verursachen Milliarden-Kosten

Den Gewinnrückgang im Quartal begründet VW mit „erheblichen Restrukturierungsaufwendungen“, die sich auf 2,2 Milliarden Euro summieren. Das sind vor allem Abfindungen, VW will den Personalbestand verkleinern und auch bei Audi (siehe Werk Brüssel) stehen solche Zahlungen an. Rund um die bevorstehende Werksschließung wurden alleine bei Audi Aufwendungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro verbucht.

Der „perfekte Sturm“, vor dem das VW-Management vor einigen Monaten noch gewarnt hatte, wird jetzt in der Bilanz sichtbar. Im wichtigen Markt China sinken die Marktanteile der deutschen Hersteller, vor allem Ex-Marktführer VW ist davon hart getroffen. Gleichzeitig hat der Markt in Europa nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht und wird das laut VW-Finanzvorstand Arno Antlitz auch nicht mehr: Er rechnet auf längere Sicht nicht mit mehr als 14 Millionen Fahrzeugverkäufen auf dem Kontinent, also zwei Millionen Einheiten weniger als vor der Pandemie. Der Kuchen wird kleiner – und aus China drängen neue Wettbewerber in den Markt.

Die Folge: Die Kernmarke musste im Q3 einen negativen Barmittelzufluss in Höhe von einer Milliarde Euro verzeichnen. Weder in China noch in Europa kann es sich VW also erlauben, im Wettbewerbsumfeld die Preise zu erhöhen, um weitere Einkünfte zu erzielen. Bleibt also nur, die ohnehin hohen Fixkosten zu senken. Antlitz verwies dabei auf die Konzernmarke Skoda, die „im gleichen Umfeld“ acht Prozent Rendite in den ersten drei Quartalen erwirtschaftet habe. Skoda agiere mit einer wettbewerbsfähigen Kostenbasis.

Zwar sollen im laufenden Jahr die Kosten im Wolfsburger Stammwerk unter denen von 2023 liegen, eine Zahl nannte Antlitz aber nicht. Derzeit scheint ohnehin offen, ob im Vorstand die Lage neu bewertet wird. Denn Antlitz gab auch an, dass das ursprüngliche Einspar-Ziel von zehn Milliarden Euro nach oben korrigiert werden musste – aber auch hier gibt es keine genaue Zahl. Entweder kennt der CFO dieses neue Einsparziel selbst noch nicht, weil es derzeit noch festgelegt wird. Oder der Konzern will angesichts der inzwischen politischen Diskussion über die drohenden Werksschließungen und Jobverluste und in der Tarifverhandlung keine neuen Sparziele nennen.

„Mir ist bewusst, dass die Einschnitte, die in der Volkswagen AG im Raum stehen, hart sind“, sagt Antlitz. „Aber es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Volkswagen in eine gute und sichere Zukunft zu führen.“ Es war auch von „wesentlichen und schmerzhaften Entscheidungen“ die Rede. „Wir müssen die Marke für die Zukunft und kommende Generationen wettbewerbsfähig aufstellen“, so der Finanzchef.

Immerhin an einer Stelle kann Antlitz leichte Entwarnung geben: Da sich die Aufträge für E-Autos beinahe verdoppelt haben (auf 170.000 Fahrzeuge) und auch die Nachfrage bei den Plug-in-Hybriden (etwa Passat und Tiguan) steigt, zeigte sich Antlitz zuversichtlich, dass Volkswagen die CO2-Ziele für 2025 erreichen kann – und somit Kosten für einen CO2-Pool oder gar Strafzahlungen an die EU umgehen kann.

IG Metall droht mit „weiterer Eskalation“

Sparen ja, aber keine Werksschließungen – so kann man die Position der IG Metall in der zweiten Tarifrunde zusammenfassen. Ein „tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte“ auszuhandeln sei die „Eintrittskarte“ für weitere Verhandlungen, sagte etwa Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall. Andernfalls würde die Gewerkschaft die „weitere Eskalation planen müssen“ – also wenn VW auf den Werksschließungen und massiven Stellenstreichungen beharrt. Angesichts der Aussagen von Antlitz ist das aber kaum wahrscheinlich. Wahrscheinlich sind dafür Streiks im Dezember, wenn die sogenannte Friedenspflicht in der aktuellen Verhandlungsrunde endet.

Zur Verhandlung steht der Haustarifvertrag bei Volkswagen, unter dem rund 120.000 Beschäftigte in den sechs großen, westdeutschen Werken angestellt sind. Die drei sächsischen Standorte Zwickau, Dresden und Chemnitz fallen nicht darunter.

volkswagen-group.com, automobilwoche.de (Antlitz-Aussagen), linkedin.com (CO2-Ziele), zeit.de (Tarifverhandlungen)

6 Kommentare

zu „Q3-Zahlen: VW besteht auf harte Sparmaßnahmen“
Gregor
30.10.2024 um 16:47
"VW besteht auf harte Spaltmaße" habe ich gelesen. eAutos sind egal...hauptsache Spaltmaße!!!
Birne
30.10.2024 um 19:03
Das Werk in Dresden war schon immer ein sinnfreier Prestige Bau um Steuergelder abzugreifen. Das Ding zu schließen wird aller höchste Zeit… Die produzierten Stückzahlen waren mehr als lächerlich, der Ort und die Versorgungslage teilweise mit umgebauten Straßenbahnen unnötig komplex.
Richard
31.10.2024 um 08:08
Hoffentlich wird die ca.tägliche 3600€ Rente an Winterkorn auch betroffen sein…Über 10 Millionen für 2023 an den jetzigen Chef!Haben ja auch wirklich alles richtig gemacht.
C. Brinker
31.10.2024 um 08:12
Man schaue sich nur den Haustarif an und dann gibt es keine Fragen mehr. Bei den Gehältern vom „einfachen“ Arbeiter begonnen (den es bei VW nahezu nicht mehr gibt) kann jeder Mittelständler sich nur die Augen reiben. Die internationale Konkurrenz ist so groß, dass ein Weitermachen wie bisher zum Crash führen wird. Da kann die IGM noch so trommeln.
Röder
31.10.2024 um 09:10
Fragt sich ein VW'ler auf welcher Seite der Belegschaft es klemmt? Wenn das mal objektiv passieren würde, so käme klar die Antwort , auf beiden. Bei dem Management die in der Vergangenheit kostenintensiven Fehler, siehe Abgasskandal usw. Eine weitere Frage ist im Raum:wie steht es mit den Zahlungen an das Management.Werden hier auch streichungen vorgenommen? Bei der arbeitenden Belegschaft sieht es ähnlich aus. Hier werden zusatzzahlungen auf "EWIG" gefordert. Auch hier sollte Einsicht geboten sein. Der Markt hat sich zu gunsten Chinas gedreht. Daher sollten alle an einem Strang ziehen und ein wenig kürzer treten. Die SPD Landesführung sollte außen nur als Beobachter auftreten. Die große Zahl von den Menschen liebt VW und all die anderen Marken. Made in Germany. Ein Arbeitskampf wäre das endgültige AUS für den Rest Made in Germany.
gerd
31.10.2024 um 09:16
Hauptsache die Erfolgsprämie vom Winterkorn bleibt! ....

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