ACEA: Deutschland bei E-Lkw und E-Bussen vorn – aber mit ersten Einbußen
Die European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) hat die europäischen Zulassungszahlen der ersten drei Quartalen des Jahres ausgewertet und dabei auch auf die schweren Lkw, mittelschweren Lkw und Busse mit elektrifizierten Antrieben gezoomt. Deutschland ist in allen drei Bereichen auf Spitzenpositionen, doch erstmals zeigen sich im abgelaufenen Quartal rückläufige Tendenzen. Die Delle kommt wenig überraschend: Das Anfang des Jahres vollzogene Aus der KsNI-Förderung für E-Lkw und der Förderung für Busse mit alternativen Antrieben wirkt sich zeitversetzt aus. Bisher kamen und kommen nachträglich noch etliche geförderte Fahrzeuge auf die Straße. Aber dieser Puffer schmilzt.
So viel zur Einleitung, schauen wir auf die Zahlen: Die ACEA hat die ersten drei Quartalen des Jahres ausgewertet und für die Europäische Union 2.394 neue E-Lkw über 16 Tonnen Gesamtmasse ermittelt. Ein Anstieg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zählt man die EFTA-Staaten (Norwegen, Schweiz, Island) und Großbritannien hinzu, steigt die Anzahl der Neuzulassungen auf 3.087 Einheiten (+38% YoY). Im dritten Quartal kamen dabei europaweit 949 schwere E-Lkw hinzu – das ist leicht unter dem Schnitt der beiden Vorquartale.
Der europäische Gesamtmarkt für schwere Lkw gab seit Jahresanfang um gut neun Prozent nach (241.101 Einheiten > 16t), damit kamen die E-Lkw in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres auf 1,3 Prozent Marktanteil, die Diesel auf nach wie vor dominante 96,3 Prozent.
Etwas Vorsicht ist bei der Elektro-Definition des ACEA-Verbands geboten. So unterscheidet die ACEA bei ihren Nutzfahrzeug-Statistiken generell nicht zwischen Batterie-elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden, sondern weist alle extern ladbaren Fahrzeuge zusammen aus. Es geht aus den Zahlen also nicht eindeutig hervor, wie viele rein elektrische Fahrzeuge auf die Straßen gekommen sind. Brennstoffzellen-Fahrzeuge erfasst die ACEA unter „Sonstiges“ zusammen mit Gas- und weiteren Antrieben. Hier lassen sich gar keine Rückschlüsse auf den Marktanteil ziehen.
Das Länder-Ranking zeigt Deutschland bei den schweren E-Lkw-Zulassungen weiter an der Spitze mit 780 Einheiten von Januar bis September (+107% YoY). Allerdings kamen im dritten Quartal „nur“ 201 extern ladbare Trucks hinzu, was unter den beiden Vorquartalen liegt. Hinter Deutschland reihen sich nach drei von vier Quartalen Frankreich (402, +45% YoY), die Niederlande (381, +37%) und Norwegen (264, +73%) ein. Die höchste Zuwachsrate verbuchte Österreich (133, +224%), zu weniger Zulassungen kam es dagegen in Großbritannien (213, -6%) und Spanien (100, -25%).
Schaut man auf die mittelschweren E-Lkw zeigt sich eine rückläufige Entwicklung: In der EU wurden in den ersten neun Monaten 26 Prozent weniger extern ladbare Trucks zwischen 3,5 and 16 Tonnen zugelassen als im Vorjahr (3.116 statt 4.205 Einheiten). Unter Berücksichtigung der EFTA-Staaten und Großbritannien ergibt sich für ganz Europa ein Minus von 17,5 Prozent. Damit verlor der Markt für mittelschwere elektrifizierte Lkw deutlich gegenüber dem Gesamtmarkt, der leicht zulegte (alle Antriebe, +6,2% auf 57.107 Einheiten). Der Marktanteil der extern ladbaren mittelschweren E-Lkw liegt damit im bisherigen Jahr bei 8,3 Prozent.
Das Länder-Ranking vergegenwärtigt, dass für diesen Marktanteil im Wesentlichen zwei Länder verantwortlich sind: Deutschland mit 1.597 (+40% YoY) und Großbritannien mit 1.237 (+13%) E-Lkw-Zulassungen in dieser Gewichtsklasse. Mit diesem Ergebnis ist Deutschland nach drei von vier Quartalen für die Hälfte aller Zulassungen innerhalb der EU verantwortlich, allerdings kamen im Q3 nur 328 Exemplare hinzu. Der eingangs angesprochene rückläufige Trend, der sich schon bei den schweren E-Lkw zeigte.
Doch zurück zum Ranking: Frankreich (455, -75%) und die Niederlande (107, -86%) liegen bei den Zulassungen mittelschwerer E-Lkw nach den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sehr klar unter ihren Vorjahreswerten. Das können auch die Zuwächse in Italien (147, +513%), Kroatien (293, +35%) und Dänemark (139, +58%) nicht auffangen.
Wenden wir uns weiter der ACEA-Busstatistik zu. Der Verband zählt zu den Bussen auch kleinere Personentransporter ab 3,5 Tonnen und unterscheidet auch hier nicht zwischen BEV-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden. Dies für den Hinterkopf bei den folgenden Zahlen: In der EU sind seit Jahresanfang 4.362 neue E-Busse auf den Straßen, ein Zuwachs um 29 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Erweitert man die Statistik um den größten E-Bus-Markt Großbritannien und die EFTA-Staaten ergeben sich 6.202 neue E-Busse (+25% YoY). Über alle Antriebe hinweg legte der europäische Bus-Gesamtmarkt im selben Zeitraum auf 34.835 Einheiten (+19% YoY) zu, was zu einem E-Marktanteil von 17,8 Prozent führt. Das Gros der neu zugelassenen Busse sind aber weiterhin Diesel (68% Marktanteil).
Beim Länder-Ranking zeigt sich ein wesentlich homogeneres Bild als bei den E-Lkw. 13 der 27 EU-Staaten können nach drei von vier Quartalen E-Buszulassungen im dreistelligen Bereich vorweisen – vorneweg Deutschland (578, +11% YoY), Frankreich (514, -11% YoY) und Italien (498, +73%). Wie schon bei den Lkw verlangsamt sich aber auch bei den E-Bussen in Deutschland das Tempo: Im dritten Quartal kamen 171 E-Fahrzeuge hinzu, etwas weniger als im Schnitt der beiden Vorquartale.
Anders bei vielen Nachbarn: Das Gros der Staaten legt bei den E-Bus-Anschaffungen merklich zu. Unangetastet bleibt Spitzenreiter Großbritannien mit 1.425 neuen E-Bussen zwischen Januar und September, ein Plus von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Zu beachten ist, dass die Statistik nicht ohne Weiteres auf den Stadtbusmarkt übertragbar ist, da wie gesagt bereits Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen als Datengrundlage dienen. Die klassischen ÖPNV-Busse haben eine Gesamtmasse ab acht Tonnen. Zwischen Januar und Juni 2024 wurden laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamts hierzulande 353 klassische Elektro-Stadtbusse zugelassen. Für das dritte Quartal liegen noch keine Zahlen vor.
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