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Christian Sulser von Iveco über den elektrischen Lkw S-eWay

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„So einen schweren Fernverkehr-Lkw zu elektrifizieren, das ist die Champions League“, sagt Christian Sulser, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Iveco in Deutschland. Was er meint: Sein Unternehmen hat im Sommer mit dem S-eWay eine Sattelzugmaschine auf den Markt gebracht, die eine Reichweite von 500 Kilometern schafft. Mit Sulser haben wir auf der IAA Transportation aber nicht nur über den S-eWay gesprochen, sondern auch über eine neue Kooperation mit Hyundai bei E-Transportern.

Elektrische Lkw haben bei Iveco eine bewegte Geschichte: Zunächst kooperierte das Unternehmen mit dem US-Startup Nikola und überreichte im September 2022 die ersten drei Sattelzugmaschinen an den Hamburger Hafen. Doch später ging die Partnerschaft in die Brüche und so entschied sich Iveco, mit lizensierter Nikola-Technologie selbstständig einen schweren Elektro-Lkw für den Fernverkehr zu bauen. Herausgekommen ist der S-eWay, der seit Juli 2024 an Kunden ausgeliefert wird.

Laut Iveco-Manager Christian Sulser ist das Modell ein voller Erfolg: „Die Reaktionen waren sehr gut. Wir hatten zuerst die Sattelzugmaschine vor zwei Jahren präsentiert, noch mit Nikola zusammen. Wir haben viel gelernt in der Zwischenzeit und gehen jetzt einen anderen Weg. Wir gehen in den regionalen und den nationalen Verkehr mit einem sehr aufbaufreundlichen Fahrzeug, was viele Anwendungen zulässt.“

Aus der Kooperation mit Nikola habe man „ganz viel gelernt und das hat einfach viel Speed gebracht“, so Sulser. Das sieht man nun am neuen S-eWay: „Eine Sattelzugmaschine mit über 700 Kilowattstunden Batterie-Kapazität in kürzester Zeit zu entwickeln und dazu eine elektrische Achse, das war ein Ansatz, den die anderen Wettbewerber auch nicht direkt hatten.“

Obwohl der S-eWay über eine Batteriekapazität von 738 kW verfügt, spricht Iveco nur von einer Reichweite von 500 Kilometern. Das liegt daran, dass nicht der ganze Akku zum Herunterfahren freigegeben ist: „Wir wollen auch die Lebensdauer des Akkus erhalten. Und deswegen haben wir natürlich auch ein bisschen Sicherheit, so um die 15 Prozent Sicherheit, sodass man eigentlich diese Kapazität auch über sieben, acht Jahre dann dauerhaft abrufen kann, dass man da nicht nach dem dritten, vierten Jahr ein Fiasko erhält“, sagt Christian Sulser. Es handele sich also um einen Puffer, um die Laufzeit des Akkus zu gewährleisten.

Doch auch wenn viele Kunden bereits von dem elektrischen Schwerlast-Lkw überzeugt sind – seit dem Ende der Förderung von E-Lkw durch den Bund haben es die Hersteller nicht ganz leicht, die Fahrzeuge zu verkaufen: „Das plötzliche Förderaus hat im Prinzip die Nachfrage von heute auf morgen komplett abgekappt“, sagt Sulser und erläutert: „Interesse ist da, Nachfrage ist nicht wirklich da. Es gibt immer Speditionen, die Vorreiter sein wollen, aber die wahrscheinlich auch teilweise nur wenige Fahrzeuge zum Ausprobieren haben.“ Dabei sei die oft noch fehlende Ladeinfrastruktur eine große Herausforderung. Immerhin: „Wer die Infrastruktur lokal hat, der probiert es auch aus. Da ist Nachfrage da. Aber natürlich ist noch eine große Verunsicherung im Markt.“

Auf der IAA Transportation stand bei Iveco jedoch nicht nur der elektrische Schwerlast-Lkw S-eWay im Mittelpunkt. Am Stand war vielmehr auch der eMoovy zu sehen, ein Transporter mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in Zusammenarbeit mit Hyundai. „Wir haben das Segment in Kooperation mit Hyundai ein bisschen ausgereizt. Wir haben auf Basis eines Hyundai-Fahrzeugs ein Iveco-Fahrgestell dran gebaut und können hier ein Fahrgestell anbieten, was gerade in der City-Logistik, vom Paketdienstleister über Supermarktlieferungen bis hin zum Bau und Garten-Landschaftsbau, viele Möglichkeiten anbietet“, sagt Iveco-Vorstand Christian Sulser.

Interessant: Bei E-Transportern merkt Iveco das Förderaus nicht so sehr wie bei E-Lkw. „Da war die Förderung nicht so groß. Der Hebel ist da kleiner gewesen, sodass die Nachfrage auch da ist. Und ich glaube, da gibt es auch keine Alternative zu elektrischen Fahrzeugen.“ Einer der Vorteile des eMoovy sei die 800-Volt-Architektur, dadurch sei Schnellladen von 20 auf 80 Prozent in zehn Minuten möglich. „Damit habe ich Ladezyklen wie einen Betankungszyklus beim Diesel. Also habe ich da eben keine Nachteile mehr. Und das ist ein Riesenvorteil gegenüber der älteren Architektur, die bisher verkauft worden ist.“

Abschließend sagt Sulser, dass Iveco seine Flotte sobald nicht komplett elektrifizieren wird. „Wir sehen ja auch nicht nur die Elektromobilität als Ansatz zur Dekarbonisierung.“ Iveco setze vielmehr auf einen Multi-Antriebsmix. Dazu zählen auch weiter Gasfahrzeuge. Und beim Thema Wasserstoff verfolge Iveco die Ansätze Brennstoffzellenfahrzeug und Wasserstoffverbrenner. „Das heißt, nach und nach werden wir gucken, wohin der Trend geht“, sagt Christian Sulser.

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