Renault 5 im Fahrbericht: Sparbüchse mit Spaßfaktor
Der „Kleine Freund“ ist wieder da. Denn gut 50 Jahre und mehr als fünf Millionen Exemplare nach dem Debüt der ersten Auflage bringt Renault den R5 jetzt als Elektroauto zurück. Und genau wie damals wollen die Franzosen nicht nur ein – zumindest halbwegs – bezahlbares Auto für jedermann bauen, sondern mit einem Augenzwinkern auch den Spaß zurückbringen in die preisbewusste Welt der PS-Petitessen. Und sie meinen es ernst mit dem Preiskampf. Denn zumindest mittelfristig soll der R5 tatsächlich bei knapp unter 25.000 Euro starten, selbst wenn es zur Markteinführung zum Jahreswechsel erst einmal bei 27.900 Euro los geht und das Top-Modell schon ohne eines der vielen Extras 34.400 Euro kostet.
Die Charme-Offensive beginnt beim Design des 3,92 Meter kurzen Viertürers – der zwar unverhohlen zurück blickt auf das Original und sich fast wörtliche Zitate leistet (wie die Rückleuchten), der aber trotzdem nicht in die Retrofalle tappt. Sondern die knackigen Proportionen, der stämmige Auftritt, die coole Lichtsignatur und vor allem natürlich die leuchtende „5“ als Ladestandsanzeige auf der Motorhaube verfangen auch bei einer Generation, die ihre automobile Adoleszent erst erlangt hat, als das Original schon vom Rostfraß aus dem Straßenbild gefuttert war.
Genauso liebevoll wie das Exterieur ist das Interieur. Klar, darf man bei 2,54 Metern Radstand keine Wunder erwarten. Während man vorne leidlich bequem sitzt, geht es hinten deshalb entsprechend eng zu, obwohl Renault den R5 sogar nur als Viersitzer ausgelegt hat. Und der Kofferraum lädt mit 326 Litern nun auch nicht eben zur Weltreise ein.
Aber wo die Konkurrenz die Kosten mit tristen Plastikwüsten drückt, leistet sich Renault auch im Cockpit ein bisschen Luxus und viel Liebe zum Detail. Zu den obligatorischen Digitalanzeigen und dem großen Touchscreen gibt es deshalb eine ebenso farbenfrohe wie vornehme Materialauswahl und viel Grund zum Augenzwinkern – von der in die Sitzbezüge eingesteppten „5“ über Extras wie einen Baguettehalter bis hin zum Dekorteil auf dem Wählhebel. Denn dieser tut sich etwas schwer damit, aus dem Stoppelfeld der viel zu vielen Bedienspieße auf der Lenksäule herauszustechen. Daher kann man ihn mit einem Glasbaustein in den Farben der französischen Flagge verzieren oder beim kommenden Sondermodell „Roland Garros“ über einen kleinen Tennisschläger lächeln.
Und auch die Programmierer haben sich Mühe gegeben: So bietet der R5 nicht nur eine Navigation mit intelligenter Ladeplanung und eine digitale Personalisierung, sondern erstmals haben die Franzosen auch einen Avatar, der im Auto und auf dem Handy läuft und so zum elektronischen Begleiter für den ganzen Tag werden soll.
Vor allem aber fährt der R5 einfach gut und hält damit die Stimmungskurve dauerhaft hoch. Kurz, knackig, sportlich und agil – so wuselt der kleine Gallier in der Top-Version mit 110 kW durch das Getümmel der großen Städte, als hätte Asterix gerade einen großen Schluck Zaubertrank genommen. Und wo bei der Konkurrenz der Spaß spätestens am Stadtrand aufhört, geht er bei „Le Cinq“ auf der Landstraße unvermindert weiter. Das Auto wirkt erwachsener als die meisten Kleinwagen, souveräner und solider. Eine Landpartie ist deshalb keine leidige Pflichtübung, sondern eine kurzweilige Kür – und zumindest in dieser Liga gehört man mit 150 Sachen Spitze sogar zu den schnellsten. Außerdem war beim Original schon mit 135 km/h Schluss.
Dabei beweist der R5 einen vergleichsweise langen Atem und schafft mit seiner 52 kWh großen Batterie immerhin 410 Norm-Kilometer. Dass der R5 überhaupt so weit kommt, liegt auch an der serienmäßigen Wärmepumpe und an dem – nun ja – geringen Gewicht. Verglichen mit den 785 Kilo des Originals sind die 1 .524 Kilo der Neuauflage zwar ziemlich adipös. Aber gemessen an der Konkurrenz geht der R5 tatsächlich als Leichtgewicht durch.
Renault 5 E-Tech Electric | 95 Urban Range | 120 Urban Range | 150 Comfort Range |
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Antrieb | FWD | FWD | FWD |
Leistung | 70 kW | 90 kW | 110 kW |
Drehmoment | * | * | 245 Nm |
Beschleunigung | * | * | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | * | * | 150 km/h |
WLTP–Reichweite | ca. 300 km* | ca. 300 km* | 410 km |
Batteriekapazität | 40 kWh | 40 kWh | 52 kWh |
Ladeleistung DC | 80 kW | 80 kW | 100 kW |
Ladezeit DC 15-80% | 30 min | 30 min | 30 min |
Preis | 24.900 Euro** | 27.900 Euro | 32.900 Euro |
* finale Daten noch nicht bekannt, Homologation noch nicht abgeschlossen
** angekündigter Preis
Alternativ zur Maximal-Konfiguration bietet Renault noch einen Akku mit 40 kWh für 312 Kilometer sowie einen Motor mit 90 kW an. Geladen wird dabei an der Wallbox immer mit 11 kW, am Schnellader sind mit dem kleinen Akku 80 und mit dem großen 100 kW drin. Zwar ist der R5 einer der wenigen Kleinwagen, bei dem der Strom in beiden Richtungen fließt, so dass er als Powerbank fürs E-Bike taugt und als Pufferspeicher fürs Solardach. Doch die Ladeperformance ist allenfalls durchschnittlich und bei so kleinen Akkus sind 30 Minuten für die ersten 80 Prozent kein rühmlicher Wert. Erst recht nicht, wenn die Stoppuhr erst ab 15 Prozent läuft. Da tut es dann gleich auch nicht mehr ganz so weh, dass sich Renault beim 90 PS-Einstiegsmodell für unter 25.000 Euro im nächsten Jahr das Schnellladen ganz spart.
Aber Renault rüstet beim R5 nicht nur ab, sondern die Franzosen satteln auch noch einen drauf. Denn ganz im Geist des Originals nimmt sich auch der sportliche Ableger Alpine wieder des R5 an und baut auf dieser Basis sein erstes Elektroauto. Wie früher der selige R5 Turbo soll ein neuer A290 den Spaß dann gar vollends auf die Spitze treiben.
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