L&F plant NMC-Kathoden mit 95 Prozent Nickelanteil
Geliefert werden soll es „an koreanische Batteriezellenhersteller und US-Elektroautohersteller“. Zu den wichtigsten Kunden von L&F zählen Tesla sowie die drei größten Batteriehersteller Südkoreas – LG Energy Solution, SK On und Samsung SDI. Welche Kunden diese Unternehmen wiederum mit Batteriezellen, die das neue Kathodenmaterial nutzen, beliefern werden, ist nicht bekannt. Bestätigt ist aber, dass über eine Partnerschaft mit LGES Kathodenmaterialien mit über 90 Prozent Nickelgehalt bereits an General Motors (bzw. das Batterie-Joint-Venture Ultium Cells) geliefert wurden.
Viele aktuelle Elektroautos haben sogenannte NMC811-Batterien, bei denen in der Kathode die drei Materialien Nickel, Mangan und Kobalt im Verhältnis 8:1:1 dem Lithium beigemischt werden. 90 oder gar 95 Prozent sind also eine spürbare Steigerung – in dem Artikel von KED Global geben nicht näher genannte Branchenvertreter an, dass die Erhöhung des Nickelgehalts um einen Prozentpunkt die Reichweite eines E-Autos um etwa zehn Kilometer erhöhe. Mit dem Sprung von rund 80 Prozent in einer NMC811-Batterie zu 95 Prozent könnte man dieser Logik zufolge 150 Kilometer an Reichweite gewinnen.
Aber: Nickel ist eines der teureren Batteriematerialien. Wird mehr Nickel in einer Zelle verbaut, steigen die Kosten. Allerdings sind Batteriezellen mit hohem Nickelgehalt (und damit mit einer hohen Energiedichte) besonders in teureren Premium-Elektroautos gefragt, wo eine hohe Reichweite gefordert ist – und auch ein höherer Preis verlangt werden kann.
Auf diesen Markt zielt L&F mit seiner Strategie voll ab. Während sich die chinesischen Kathodenmaterial-Hersteller zunehmend auf Lithium-Eisenphosphat-Kathoden konzentrieren, um den preisbewussteren Volumenmarkt zu erschließen, versuchen die Koreaner, mit nickelreichen NMC-Materialien zu punkten. Neben L&F ist in Südkorea etwa auch EcoPro BM relevant – der Konkurrent steht Berichten zufolge kurz vor der Massenfertigung von Kathodenmaterialien mit einem Nickelgehalt von 94 Prozent. LG Chem, die Muttergesellschaft von LGES und selbst über eine Sparte in der Produktion von Kathodenmaterialien aktiv, fokussiert sich hingegen auf Batterien mit einem Nickelgehalt von 40 bis 60 Prozent – diese haben zwar eine geringere Energiedichte, sind aber günstiger.
Analysten halten den Fokus von L&F sowie EcoPro BM auf High-Nickel-Batterien zwar für eine Chance, aber auch zugleich ein großes Risiko. Verlangsamt sich die Verbreitung von E-Autos weiter und es verzögert sich auch der Durchbruch des autonomen Fahrens, sehen sie L&F und EcoPro BM „vor erheblichen Herausforderungen bei ihrer Geschäftsausrichtung“. Bei autonom fahrenden E-Autos könnten besonders Nickel-haltige Kathodenmaterialien interessant sein, da solche Fahrzeuge mit all ihren Sensoren und Rechnern als potenzielle „Stromfresser“ gelten. Aus Kosten- und Haltbarkeits-Gründen sehen einige Experten beim Einsatz in Robotaxis auch die LFP-Batterie vorne.
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