„Scale-E-Drive“: Kasseler Forscher entwickeln Getriebe für E-Nfz

Ein Forscherteam der Universität Kassel entwickelt gemeinsam mit der Daimler Truck AG ein System, mit dem E-Antriebe für Elektroautos auch in Nutzfahrzeugen verbaut werden können. Dabei spielt ein Zwei-Gang-Getriebe eine wichtige Rolle.

uni kassel daimler truck e axle 2024
Bild: Universität Kassel

Während bei den Pkw und auch den schweren Lkw das Angebot an elektrischen Modellen zunehmend wächst, sieht die Uni Kassel Die Einführung von E-Fahrzeugen im Bereich der Kleinbusse oder Lieferfahrzeuge als „bislang schwierig“ an – weil es an technisch geeigneten Fahrzeugen fehle. Zwar gibt es bereits zahlreiche elektrische Transporter auf dem Markt, diese sind aber deutlich teurer oder mit relativ kleinen Batterien nur für bestimmte Fahrprofile geeignet. Da die Stückzahlen bei Nutzfahrzeugen vergleichsweise gering sind, lohnt sich der Entwicklungsaufwand für eigene Lösungen oft nicht.

Und Pkw-Antriebe in Nutzfahrzeugen zu verbauen sei „keine Lösung“, so die Kasseler. „Für die gleichzeitige Erfüllung der Momenten- und Drehzahlanforderungen wären hohe Leistungsreserven erforderlich. Das würde Kosten, Volumen und Gewicht treiben und wäre zudem energetisch nachteilig“.

Das Projekt „Skalierungseffekte durch modulare Antriebsarchitekturen für Nutzfahrzeuge“, kurz „Scale-E-Drive“, soll genau dieses Problem lösen. Dafür wurden sowohl ein neu konzipiertes Zweigang-Getriebe und eine neu entwickelte Betriebsstrategie entworfen. So sollen leichte und günstige E-Antriebe aus dem Pkw inklusive Umrichter auch in Nutzfahrzeugen eingesetzt werden können – und das eben energieeffizient. So sollen die Skalierungseffekte erschlossen und damit Entwicklungskosten sowie -risiken gesenkt werden.

„Das ermöglicht Skalierungseffekte sowie deutlich gesenkten Entwicklungskosten und -risiken. Das grundlegende Forschungsziel im Projekt ist es, die hoch variablen und anspruchsvollen fahrdynamischen Anforderungen abzudecken“, teilt die Universität mit. „Dazu entstand zum einen eine hoch dynamische Schaltstrategie, um die Gangwechsel bei dem Mehrganggetriebe effizient und ohne Komforteinbußen umzusetzen. Zum zweiten entstand eine prädiktive Fahrstrategie, die aus dem aktuellem Nutzungsverhalten vorrausschauend die Energie effizientesten Fahrstrategien einstellt.“

Das Projekt, das vom BMDV mit rund 1,8 Millionen Euro gefördert wurde, ist eine Zusammenarbeit der Universität mit dem Werk Kassel der Daimler Truck AG. Demonstriert wurde die E-Achse mit dem neuen Getriebe in einem Mercedes-Benz Sprinter. Dieser wird aber von Mercedes-Benz Vans gebaut, einem Unternehmen der Mercedes-Benz Group. Seit der Aufspaltung der Daimler AG in die Mercedes-Benz Group AG und die Daimler Truck AG ist Daimler Truck eigentlich nicht mehr für das Sprinter-Segment verantwortlich. Da das Werk Kassel-Lohfelden innerhalb der Daimler Truck AG jedoch das globale Kompetenzzentrum für Nutzfahrzeug-Achsen ist, sind Projekte dieser Art für das Unternehmen durchaus naheliegend.

uni-kassel.de

3 Kommentare

zu „„Scale-E-Drive“: Kasseler Forscher entwickeln Getriebe für E-Nfz“
Thomas Wagner
05.11.2024 um 08:17
Wer braucht wirklich ein Getriebe zum Elektroantrieb ? Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht ist hier die Antwort ;-)
Stefan
05.11.2024 um 14:36
Man braucht wohl einen kräftigen E-Motor (>200 PS?), um mit einer festen Eingang-Übersetzung ein hohes Drehmoment für gut beladene Elektro-Transporter zu erzeugen. Ob die dann auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht zu viel Strom ziehen werden?! Ein gutes Getriebe kann aus einem günstigen Motor ein breites Lastspektrum liefern.
Michael
05.11.2024 um 10:25
Sie benötigen immer ein Getriebe auch bei E-Fahrzeugen, auch wenn es meistens nur ein 1-Gang-Getriebe ist. Die E-Maschine dreht mit 10-15.000rpm und das Drehmoment liegt bei 100-200Nm, während die Raddrehzahl in der Größenordnung eines Zehntel dieser Drehzahl liegt. Durch ein Zweiganggetriebe können sie den Betriebsbereich besser an die Anforderungen anpassen. So kompliziert ist ein 2-Gang-Getriebe nun auch nicht und verglichen mit einem 7-Gang Automatikgetriebe noch sehr einfach aufgebaut. Letztlich ist die Frage, was mehr Gänge für systemische Vorteile bringen und die Zusammenhänge sind recht kompliziert, weshalb "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht ist hier die Antwort" das Thema etwas zu verkürzt darstellt.

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