Lilium darf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchführen und sucht Investoren
Lange bemühte sich Lilium in Deutschland um Staatshilfen. Seit Mitte Oktober ist aber klar, dass weder vom Bund noch vom Freistaat Bayern Gelder fließen werden. Als Konkurrenz daraus beantragte Lilium vergangene Woche für zwei seiner Gesellschaften Insolvenz in der Hoffnung, diese in Eigenverwaltung durchführen zu können. Und genau das hat nun das Amtsgericht Weilheim genehmigt. Die Eigenverwaltung zielt auf den Erhalt und die Fortführung des Unternehmens. Die Geschäftsführung bleibt dabei in der Verantwortung und führt das Unternehmen mit Unterstützung von Sanierungsexperten durch das Verfahren.
Die Sanierung in Eigenverwaltung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die ersten beiden Lilium Jets, einem elektrischen Senkrechtstarter mit sieben Sitzen, in der Endmontage befinden. Der Rumpf und die Tragflächen des dritten Flugzeugs werden derzeit bei den Flugzeugbauern Aciturri und Aernnova montiert. Die derzeitige Auftragspipeline des Unternehmens besteht aus Festbestellungen, Reservierungen, Optionen und Absichtserklärungen für mehr als 780 Lilium Jets für Betreiber in den USA, Südamerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten.
Die Arbeit in den Tochtergesellschaften von Lilium geht entsprechend weiter, und die mehr als 1.000 Mitarbeiter, die sich für den nächsten wichtigen Meilenstein des Programms, den ersten bemannten Flug, einsetzen, wurden über die Einzelheiten der Lohnfortzahlung informiert. Das Unternehmen hat auch die betroffenen Zulieferer informiert und ihnen die Erwartungen und Verfahrensschritte dargelegt.
Das Gericht hat mit sofortiger Wirkung zwei sanierungserfahrene Juristen, Prof. Dr. Gerrit Hölzle und Dr. Thorsten Bieg, als Chief Insolvency Officers (CIOs) in die Vorstände der deutschen Tochtergesellschaften berufen. Beide haben bereits eine Vielzahl von Unternehmen in Krisensituationen erfolgreich beraten. Zuletzt waren sie u.a. für Senvion und The Social Chain AG tätig. Sie werden nun die Sanierung der deutschen Tochtergesellschaften von Lilium betreuen.
Das Amtsgericht Weilheim hat außerdem Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt, geschäftsführender Gesellschafter der Pluta Rechtsanwalts GmbH, zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der Sanierungsexperte ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und war bereits als Treuhänder unter anderem für das Solarauto-Startup Sono Motors und den Drohnenhersteller EMT tätig. Seine Aufgabe ist es, die Interessen der Gläubiger in dem Verfahren zu wahren.
Lilium-CEO Klaus Roewe begrüßte die Ernennungen: „Mit der Unterstützung unseres bestellten Treuhänders und der Restrukturierungsexperten konzentrieren wir bei Lilium uns weiterhin voll und ganz darauf, nach der Umstrukturierung wieder aufzutauchen, und zwar mit neuen Investitionen, um den Weg des vollelektrischen Lilium Jet bis zur Zertifizierung und Inbetriebnahme zu unterstützen.“
Zudem hat Lilium die Wirtschaftsberatung KPMG hinzugezogen. Sie soll nach Käufern oder Investoren für Lilium suchen. Denn auch wenn Lilium mit dem Bau der ersten Flugzeuge nun gefühlt kurz vor der Ziellinie steht, so haben Investoren bereits 1,5 Milliarden Euro in das 2015 gegründete Startup gepumpt. Sie hatten zuletzt gezögert, nochmals nachzulegen, weshalb Lilium auf Staatshilfe gehofft hatte.
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