Kurswechsel: Xpeng stellt erstes Modell mit Range-Extender vor

Xpeng hat einen Strategiewechsel bei seiner Antriebsphilosophie vollzogen: Der chinesische Hersteller setzt künftig nicht mehr ausschließlich auf reine Elektroautos. Xpeng hat einen Hybridantrieb mit Range Extender vorgestellt.

xpeng erev kunpeng super electric system he xiapoeng 2024
Bild: Xpeng

Dieser soll bis zu 430 Kilometer rein elektrische Reichweite und bis zu 1.400 Kilometer Gesamtreichweite bieten. Diese Werte nannte Firmengründer und -chef He Xiaopeng beim „Xpeng AI Day“, bei dem es eigentlich um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ging. Bei dem Event gab es auch noch kein konkretes Modell zu sehen. Aber alleine die Ankündigung, dass ein EREV-System entwickelt wird, ist für Xpeng von großer Bedeutung: Bisher hat das Unternehmen keine Verbrennungsmotoren entwickelt, sondern nur rein elektrische Fahrzeuge verkauft.

Das „Xpeng Kunpeng Super Electric System“ genannte Antriebssystem soll einige Besonderheiten aufweisen, so zumindest die Ankündigung. So soll etwa der Geräuschpegel im Innenraum nur um ein Dezibel steigen, wenn der Verbrenner als Generator läuft – bisher ist der Verbrenner in vielen EREV deutlich zu hören.

Und auch das Leistungsproblem aktueller Systeme will Xpeng beheben. Dazu ein kurzer Exkurs: Bei einem Fahrzeug mit Range Extender werden die Räder ausschließlich elektrisch angetrieben, der Verbrenner fungiert nur als Generator, der die Batterie lädt. Entsprechend ist dessen Leistung eher auf eine konstante Last zum (schonenden) Laden der Batterie ausgelegt, nicht aber um den höheren Leistungsbedarf beim Anfahren oder Bergauf-Fahren zu decken. Genau dann kann es aber bei aktuellen EREV-Systemen zu Problemen kommen: Ist der Ladestand der Batterie niedrig, reicht der Batteriestrom nicht aus, den Leistungsbedarf des Antriebs bei solchen Fahr-Szenarien zu decken – der Verbrenner läuft dann also unter Volllast, um Strom zu erzeugen. Diese Leistung reicht aber in der Regel nicht aus, um den Leistungsbedarf des Antriebs direkt zu decken. Daher haben heutige Range-Extender-Autos bei leerem Akku oft eine deutlich geringere Leistung als mit vollem Akku. Ein konkretes Zahlenbeispiel: Der Neta S Kombi verfügt in der EREV-Variante über einen elektrischen Heckmotor mit einer Spitzenleistung von 200 kW, dieser wird je nach Modell mit einem 31,7 oder 43,9 kWh großen Akku kombiniert. Der 1,5 Liter große Benzinmotor leistet aber nur 70 kW. Ist die Batterie leer und der Strom muss direkt aus dem Generator für den Antrieb genutzt werden, stehen auch nur 70 kW zur Verfügung.

Xpeng will das mit einer entsprechend leistungsfähigen Batterie in seinem Kunpeng-System umgehen: Bei der Präsentation wurden als Eckdaten neben den 430 Kilometern Reichweite eine 5C-Ladefähigkeit genannt, um den Akku (an einer Ladestation) in zwölf Minuten von zehn auf 80 Prozent laden zu können. Der Batterie-Lieferant wurde nicht genannt. Die genannten Leistungsdaten könnten aber einen Hinweis auf CATL sein: Der Batteriehersteller hatte im Oktober eine solche EREV-Batterie mit über 400 Kilometern Reichweite vorgestellt. Für die sogenannte Freevoy-Batterie hatte CATL aber nur eine Laderate von 4C angegeben.

In China sind nicht nur Batterie-elektrische Fahrzeuge erfolgreich, sondern auch weiter Plug-in-Hybride und eben Range Extender. Viele Chinesen, gerade im ländlichen Raum mit schlechterer Ladeinfrastruktur, wünschen sich hohe Reichweiten, wollen bzw. können aber nicht so häufig laden wie es bei einem PHEV nötig wäre – die EREV schließen diese Lücke. Einige Hersteller wie Li Auto haben sich sogar komplett darauf spezialisiert und sind erfolgreich. Gerüchteweise erwägt auch Nio bei seiner Marke Firefly eine Abkehr vom reinen BEV-Kurs.

Genau diese Argumente nutzte auch He Xiaopeng bei seinem Auftritt. Die aktuellen BEV-Antriebe würden mit ihren Ladezeiten „keine besonders gute Erfahrung“ bieten. Zudem gehe es in vielen Ländern kein zuverlässiges nationales Stromnetz – auch in den „kälteren Teilen Chinas“ bestehe daher der Bedarf nach solchen Fahrzeugen.

Übrigens: Bei der Steuerung des Kunpeng-Systems soll auch künstliche Intelligenz genutzt werden, um etwa die Betriebsstrategie „basierend auf den Straßenbedingungen“ zu optimieren. Damit passt die Vorstellung beim „Xpeng AI Day“ wieder.

carnewschina.com, cnevpost.com

21 Kommentare

zu „Kurswechsel: Xpeng stellt erstes Modell mit Range-Extender vor“
Lars
06.11.2024 um 16:24
Ich war auch erst skeptisch mit den Range Extendern, aber an sich finde ich das eine richtig gute Idee. Dann muss die Batterie nur recht klein sein und wenn man dann 6-7 Mal im Jahr doch 700 km am Stück fahren muss, ist das auch kein Problem mehr. So könnten E-Autos ggf. auch günstiger werden, wenn auch wieder wartungsintensiver mit dem dreckigen Verbrennungsmotor. Dennoch eine deutlich bessere Lösung als PHEVs, die ja leider von der Politik durch die deutschen Autobauer beeinflusst, einen hohen Stellenwert, aber sehr geringen Nutzen haben.
Christian
06.11.2024 um 18:40
Genau das was wir nicht brauchen. Aber Hauptsache wir fahren 700km durch auch wenn der Antarktische Eisschild schmilzt, jede dritte Baumart vom Aussterben bedroht ist. Nichts ist schlimmer als Verbrenner.
Ralph Panitz
06.11.2024 um 19:43
Vielen Dank. Es scheint der Großteil der ach so gebildeten Mittelschicht in den westlichen Ländern nicht in der Lage zu sein, auch nur ein wenig Ihr persönliches Verhalten auf die Veränderungen der Welt zu reflektieren. Die wirklich Reichen habe ich eh schon komplett abgeschrieben. Da scheint anyway etwas nicht zu stimmen.
Martin Schlund
06.11.2024 um 17:14
Alter Hut. Der Mazda MX 30 R-EV ist mit einem 900 ccm kleinen Wankelmotor schon im Verkauf. Auch hier in Deutschland. Der Wankel dient als Range Extender. Vortrieb ist rein elektrisch. Manuell kann je nach momentanem Bedarf der RE dauerhaft oder nur als Reserve zugeschaltet werden.
ID.alist
06.11.2024 um 19:58
Alter Hut, der BMW i3-REX ist sogar mittlerweile Geschichte.
Hancha
07.11.2024 um 08:23
Noch älterer Hut. Opel hatte mit dem Ampera dieses Prinzip 2011 schon in der Serie. BMW war erst 2 Jahre später fertig.
Pierro
06.11.2024 um 21:12
Obwohl dieser zusatz verbrenner motor mit einem optimalen wirkungsgrad läuft und dadurch min. doppelt soviel kilometer mit dem e-motor generiert (umwandlungsverluste eingerechnet) als wenn man mit diesem kraftstoff einen normalen verbrenner antreiben würde, ist es ein verbrenner zu viel !! Wir müssen von dieser sicherheits denk weise wegkommen und genügend ladestationen bereitstellen.nur so kommt die dekarbonisierung endlich zügig voran !
Lodi
07.11.2024 um 08:00
Stimmt, ein alter Hut, sogar den BMW i3 gab es am Anfang mit einem Range Extender! Heute macht es keinen Sinn mehr, es wird dauerhaft unnötiger Ballast rum gefahren für die 2-3 Mal wo diese Option vielleicht gebraucht und die Ladeinfrastruktur stetig wächst!
Gerd Rolfs
07.11.2024 um 08:57
Ich schmunzle wieder über die Eiferer, die mit „Nackenhaare hoch“ bei jeder Erwähnung von PHEV oder REX ;) Aber der politische Wind dreht sich ja derzeit bekanntlich vieler Orts.
Gregor
07.11.2024 um 11:25
Ja ja, der politische Wind. Der verlangt nach Öl verbrennen. Das können wir die Einwohner von Valencia mal fragen, wie bei denen der Wind oder das Wasser grade dreht. Letztendlich kann XPeng einbauen was sie wollen, in die Autos. Ich persönlich bevorzuge dann doch nur eine Wartung für ein Antriebssystem. Und nicht ein Frankenstein an Öl und Strom, bei dem die Werkstatt ordentliche Wartungspreise aufrufen kann, inkl. Ölwechsel.
Markus
07.11.2024 um 09:51
Stimmt, der Wind dreht sich. Dann steht man mal wieder mitten in den Abgasen und Ausdünstungen. Windrichtungsoffenheit ist natürlich besser.
Seb Fornpost
07.11.2024 um 09:31
Ja, ja. Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir einen Schritt weiter.
R. Boberg
07.11.2024 um 09:34
Geht es um unseren Komfort oder die Klimakatastrophe?Dann fahren Sie mal schön weiter auf einer Erde, die weder Pflanzen noch Tieren und Menschen eine Chance zum Weiterleben ermöglicht. Viel Spaß auf der Nordschleife, mit immer neuen Rekorden in die Apokalypse.Wenn die "Bildungsbürger" ihren Horizont nicht erweitern, ist hier bald Schluss. Viel Spaß mit Trump, Elon Musk, Putin, Erdogan, Orban ........... und weiteren Faschisten. Geschichte wiederholt sich immer dann, wenn wir es nicht verhindern.
Björn Lanxel
07.11.2024 um 17:55
R. Boberg rettet die Welt. Danke. Danke.
lanzu
07.11.2024 um 09:46
Chinesische Hersteller müssen wachsen, da der heimische Markt extrem umkämpft ist. Damit das schnell geht, setzen nun auch auf EREV. Das wird vermutlich eine schnellere Expansion in alle Märkte bedingen. Wobei man auch bei EREV sagen muss wie bei PHEVs. Man braucht damit eine reguläre Lademöglichkeit im Alltag, ansonsten ist die Batterie sinnlos und man braucht diese Lademöglichkeit häufiger, wenn auch leicht weniger zuverlässig als ein reines BEV. Die sind damit aber nicht alleine: VW will solch ein System als Scout in den USA verkaufen.Ich bin gespannt, welche Auswirkungen dies auf den Automarkt innerhalb und außerhalb Chinas haben wird.
Walter Perlaché
07.11.2024 um 13:20
Ich übernachte relativ oft in Hotels, auf kürzeren oder längeren Urlaubsreisen. Zunehmend häufig geht dort auch das Laden. Aber es geht einem natürlich auch auf den Keks: Nach Lademöglichkeit fragen vorab oder beim Check-in. Auto umparken vorm Laden und nach dem Laden. Bezahlung mit Karte oder Kreditkarteneingabe. Etc. Hab ich eine Zeit lang in der Tat alles brav gemacht als BEV-Fahrer bzw. „musste“ es ja quasi machen. Nun bin ich auf PHEV umgestiegen, lade brav zu Hause, aber in Hotels meist nicht mehr. Juchhu!
Stefan Zorf
07.11.2024 um 09:52
Das Lebbe geht weide. Keep calm and carry on.
Albert Kirrla
07.11.2024 um 10:03
Der Übergang oder die Abgrenzung zwischen PHEV einerseits und REX andererseits sind ja von Nutzerseite her quasi fließend bzw. irrelevant. Ich fahre aktuell einen PHEV mit 12 kWh Nettobatteriekapazität und bin sehr zufrieden. Unser nächster PHEV dann vielleicht mit 24 kWh netto - es gibt ja bereits jetzt solche Angebote.
H.
07.11.2024 um 14:30
... Überschwemmung in Valencia. Aber wann war die grosse Flut in Hamburg, oder London (1883 Hmmh 1928 Hmmh. Passt nichts ins Weltbild .Dass manche Sachen auch mal so passieren , das wird ignoriert. Man sollte zumindest solche Dinge mal neutraler bewerten und ohne im Sinne seines Lagers einseitig alles zu bewerten. PS:Ich bin ein Freund der Bahn.
Jürg Tschepen
08.11.2024 um 08:22
Kaufte vor 9 Jahren in Suedafrika ein i3 Rex, und werde den nie mehr hergeben...obwohl elektrisch nur 150 km, mit dem Rex nochmal 150 km faehrt, schalted der kleine Motor sehr selten ein (automatisch) da mir die elektrische Reichweite normalerweise genuegt. Fahre seit 6 Jahren nun in der Schweiz und war anfaenglich frustriert wegen den Bezahlmoeglichkeiten an oeffentlichen Ladestationen... so ein Drama...doch mit dem Rex im Hinterkopf wars alleweil kein Problem mit der kurzen elekrischen Reichweite eines Pionier Fahrzeuges von BMW!
Emil N.
10.11.2024 um 10:20
Also ich finde das Teil mit der Reichweite als Zugfahrzeug für einen Wohnwagen ideal!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert