Kurswechsel: Xpeng stellt erstes Modell mit Range-Extender vor

Xpeng hat einen Strategiewechsel bei seiner Antriebsphilosophie vollzogen: Der chinesische Hersteller setzt künftig nicht mehr ausschließlich auf reine Elektroautos. Xpeng hat einen Hybridantrieb mit Range Extender vorgestellt.

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Bild: Xpeng

Dieser soll bis zu 430 Kilometer rein elektrische Reichweite und bis zu 1.400 Kilometer Gesamtreichweite bieten. Diese Werte nannte Firmengründer und -chef He Xiaopeng beim „Xpeng AI Day“, bei dem es eigentlich um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ging. Bei dem Event gab es auch noch kein konkretes Modell zu sehen. Aber alleine die Ankündigung, dass ein EREV-System entwickelt wird, ist für Xpeng von großer Bedeutung: Bisher hat das Unternehmen keine Verbrennungsmotoren entwickelt, sondern nur rein elektrische Fahrzeuge verkauft.

Das „Xpeng Kunpeng Super Electric System“ genannte Antriebssystem soll einige Besonderheiten aufweisen, so zumindest die Ankündigung. So soll etwa der Geräuschpegel im Innenraum nur um ein Dezibel steigen, wenn der Verbrenner als Generator läuft – bisher ist der Verbrenner in vielen EREV deutlich zu hören.

Und auch das Leistungsproblem aktueller Systeme will Xpeng beheben. Dazu ein kurzer Exkurs: Bei einem Fahrzeug mit Range Extender werden die Räder ausschließlich elektrisch angetrieben, der Verbrenner fungiert nur als Generator, der die Batterie lädt. Entsprechend ist dessen Leistung eher auf eine konstante Last zum (schonenden) Laden der Batterie ausgelegt, nicht aber um den höheren Leistungsbedarf beim Anfahren oder Bergauf-Fahren zu decken. Genau dann kann es aber bei aktuellen EREV-Systemen zu Problemen kommen: Ist der Ladestand der Batterie niedrig, reicht der Batteriestrom nicht aus, den Leistungsbedarf des Antriebs bei solchen Fahr-Szenarien zu decken – der Verbrenner läuft dann also unter Volllast, um Strom zu erzeugen. Diese Leistung reicht aber in der Regel nicht aus, um den Leistungsbedarf des Antriebs direkt zu decken. Daher haben heutige Range-Extender-Autos bei leerem Akku oft eine deutlich geringere Leistung als mit vollem Akku. Ein konkretes Zahlenbeispiel: Der Neta S Kombi verfügt in der EREV-Variante über einen elektrischen Heckmotor mit einer Spitzenleistung von 200 kW, dieser wird je nach Modell mit einem 31,7 oder 43,9 kWh großen Akku kombiniert. Der 1,5 Liter große Benzinmotor leistet aber nur 70 kW. Ist die Batterie leer und der Strom muss direkt aus dem Generator für den Antrieb genutzt werden, stehen auch nur 70 kW zur Verfügung.

Xpeng will das mit einer entsprechend leistungsfähigen Batterie in seinem Kunpeng-System umgehen: Bei der Präsentation wurden als Eckdaten neben den 430 Kilometern Reichweite eine 5C-Ladefähigkeit genannt, um den Akku (an einer Ladestation) in zwölf Minuten von zehn auf 80 Prozent laden zu können. Der Batterie-Lieferant wurde nicht genannt. Die genannten Leistungsdaten könnten aber einen Hinweis auf CATL sein: Der Batteriehersteller hatte im Oktober eine solche EREV-Batterie mit über 400 Kilometern Reichweite vorgestellt. Für die sogenannte Freevoy-Batterie hatte CATL aber nur eine Laderate von 4C angegeben.

In China sind nicht nur Batterie-elektrische Fahrzeuge erfolgreich, sondern auch weiter Plug-in-Hybride und eben Range Extender. Viele Chinesen, gerade im ländlichen Raum mit schlechterer Ladeinfrastruktur, wünschen sich hohe Reichweiten, wollen bzw. können aber nicht so häufig laden wie es bei einem PHEV nötig wäre – die EREV schließen diese Lücke. Einige Hersteller wie Li Auto haben sich sogar komplett darauf spezialisiert und sind erfolgreich. Gerüchteweise erwägt auch Nio bei seiner Marke Firefly eine Abkehr vom reinen BEV-Kurs.

Genau diese Argumente nutzte auch He Xiaopeng bei seinem Auftritt. Die aktuellen BEV-Antriebe würden mit ihren Ladezeiten „keine besonders gute Erfahrung“ bieten. Zudem gehe es in vielen Ländern kein zuverlässiges nationales Stromnetz – auch in den „kälteren Teilen Chinas“ bestehe daher der Bedarf nach solchen Fahrzeugen.

Übrigens: Bei der Steuerung des Kunpeng-Systems soll auch künstliche Intelligenz genutzt werden, um etwa die Betriebsstrategie „basierend auf den Straßenbedingungen“ zu optimieren. Damit passt die Vorstellung beim „Xpeng AI Day“ wieder.

carnewschina.com, cnevpost.com

3 Kommentare

zu „Kurswechsel: Xpeng stellt erstes Modell mit Range-Extender vor“
Lars
06.11.2024 um 16:24
Ich war auch erst skeptisch mit den Range Extendern, aber an sich finde ich das eine richtig gute Idee. Dann muss die Batterie nur recht klein sein und wenn man dann 6-7 Mal im Jahr doch 700 km am Stück fahren muss, ist das auch kein Problem mehr. So könnten E-Autos ggf. auch günstiger werden, wenn auch wieder wartungsintensiver mit dem dreckigen Verbrennungsmotor. Dennoch eine deutlich bessere Lösung als PHEVs, die ja leider von der Politik durch die deutschen Autobauer beeinflusst, einen hohen Stellenwert, aber sehr geringen Nutzen haben.
Christian
06.11.2024 um 18:40
Genau das was wir nicht brauchen. Aber Hauptsache wir fahren 700km durch auch wenn der Antarktische Eisschild schmilzt, jede dritte Baumart vom Aussterben bedroht ist. Nichts ist schlimmer als Verbrenner.
Martin Schlund
06.11.2024 um 17:14
Alter Hut. Der Mazda MX 30 R-EV ist mit einem 900 ccm kleinen Wankelmotor schon im Verkauf. Auch hier in Deutschland. Der Wankel dient als Range Extender. Vortrieb ist rein elektrisch. Manuell kann je nach momentanem Bedarf der RE dauerhaft oder nur als Reserve zugeschaltet werden.

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