Audi mit neuer Submarke und erster E-Studie aus SAIC-Kooperation
Der neue AUDI-Schriftzug ist nicht nur ein Logo-Tausch, sondern symbolisiert bei den Ingolstädtern eine neue Schwestermarke für China. Sie steht für die Elektroautos aus der Kooperation zwischen Audi und SAIC – und schon im Vorfeld war durchgesickert, dass diese Stromer ohne das bekannte Markenlogo mit den vier Ringen verkauft werden könnten. Das bestätigen die Partner nun offiziell: “ AUDI – ohne Vier-Ringe-Logo, dafür in Großbuchstaben geschrieben –signalisiert gleichzeitig die Verbindung und die Differenzierung zur Schwestermarke. Positioniert in und zugeschnitten auf China, repräsentieren Marke und Auto das Beste aus beiden Welten – die unverwechselbare Audi DNA verbindet sich mit Innovationen aus China“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung der Volkswagen-Tochter. Nach schweren Absatzverlusten stellt dieser Ansatz einen Neustart für Audi in China dar. Die Stoßrichtung: Um vor Ort wieder schnell konkurrenzfähig zu werden, setzt Audi nun in nicht unerheblichem Maß auf Technologien des staatlichen Autoherstellers SAIC.
Erster Vertreter der neuen AUDI-Marke ist die Studie eines vollelektrischen Sportbacks namens AUDI E concept. Sie ist von Fachleuten aus Deutschland und China entwickelt worden und bietet laut Audi einen Ausblick auf drei künftige Serienmodelle, die ab Mitte 2025 vorgestellt werden. Basis dieser Stromer ist die sogenannte Advanced Digitized Platform, zu der bisher keine näheren Informationen vorlagen. Die technischen Daten des AUDI E concept geben nun aber einen Eindruck von der Antriebs-Performance dieser Plattform. So fährt die Studie als Allradler mit zwei Motoren vor, die bis zu 570 kW Gesamtleistung bieten. Auf 100 km/h soll das Auto in 3,6 Sekunden spurten. Und: Dank eines nicht näher beschriebenen 100-kWh-Akkus kommt das Konzept laut Audi auf eine Reichweite von mehr als 700 Kilometern nach chinesischem Testzyklus. Ob es sich bei der Batterie um denselben 100-kWh-Energiespeicher handelt, der auch im A6 e-tron zum Einsatz kommt, ist nicht bekannt. Auch der A6 e-tron fährt wie berichtet u.a. als Sportback vor, basiert jedoch auf der PPE und setzt auf eine andere Motorisierung.
Doch zurück zur neuen Plattform: Audi präzisiert, dass die Advanced Digitized Platform über eine 800-Volt-Architektur verfügt, was unter anderem zu einer schnelleren Ladeperformance führen soll: „Lediglich zehn Minuten am Schnellader genügen für 370 Kilometer Reichweite“, heißt es. Die Maße des AUDI E concept beziffern die Partner auf 4.870 x 1.990 x 1.460 mm bei einem Radstand von 2.950 mm. Das Außendesign des Concept Cars wirkt gegenüber klassischen Audis minimalistischer und runder, wobei die Silhouette in Sportback-Manier durch eine weit nach hinten gezogene flache Dachlinie gekennzeichnet ist. Beim Front- und Heckdesign löst sich Audi stark von der bekannten Optik. In beiden Bereichen fasst ein schwarzer Rahmen alle Funktionsbereiche ein: Leuchten, Sensoren und Luftführung sind in einem zentralen Feld zusammengefügt. Audi spricht von auf China spezifizierte, „ästhetische Codes“.
Innen wartet die Studie laut Audi mit „markentypischem Komfort“ und der „nahtlosen Integration von Technologie“ auf. Für Letzteres steht vor allem das geschwungene, sich zwischen beiden A-Säulen erstreckendende Touchdisplay. Und dem Name der Plattform entsprechend liegt ein besonderer Fokus des Autos auf digitalen Interaktionen. So ist zentral unterhalb des Hauptdisplays ein KI-Avatar platziert, der Touch- sowie Sprachsteuerung bietet. Weiter spricht Audi von einem umfassenden Entertainment- und App-Ökosystem, das individuell mittels Gesichtserkennung zugänglich ist. In China ein Muss ist zudem die Möglichkeit, das persönliche Mobilgerät in das Auto zu integrieren.
Mit Blick auf die Fahrassistenten verfügt der AUDI E concept „über China-spezifische, hoch innovative Fahrerassistenzsysteme“, so die Ingolstädter. „Diese ermöglichen ein so entspanntes wie sicheres Fahrerlebnis – auf Schnellstraßen, im dichten Verkehr der Megacity und selbst beim automatisierten Parken.“ Präziser wird Audi an dieser Stelle noch nicht.
Audi-CEO Gernot Döllner betont: „Die gemeinsame Plattform ist unsere Basis für eine neue Generation hochmoderner, intelligenter und vernetzter Fahrzeuge exklusiv für China. Die kommenden Modelle richten sich an ein wachsendes und zugleich anspruchsvolles neues Kundensegment.“ Die ersten drei BEV-Modelle werden dem Audi-Chef zufolge in den Segmenten Mittelklasse und Oberklasse (B und C) angesiedelt sein, wobei die intensive Zusammenarbeit „die Entwicklungsphase bis zur Markteinführung um 30 Prozent reduziert“. Das erste Serienmodell soll bereits im Jahr 2025 auf den Markt kommen.
Döllner führt weiter aus, dass sein Unternehmen mit der Premiere der Marke für elektrische und intelligente Modelle in China neue Wege gehe, um zusätzliche, technikaffine Kundengruppen zu erschließen. „Die Automobilindustrie durchläuft derzeit den größten Wandel ihrer Geschichte. Mit unseren Kooperationen in China nehmen wir hierbei eine entscheidende Rolle in dieser Transformation ein.“ Laut Döllner unterscheiden sich die chinesische Premium-Kunden von anderen Zielgruppen und deren Erwartungen: Sie seien jünger und technikaffiner.
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