Nissan streicht 9.000 Jobs und kappt Produktionskapazitäten

Nissan verordnet sich einen radikalen Sparkurs. Die weltweiten Produktionskapazitäten wollen die Japaner um 20 Prozent reduzieren und parallel 9.000 Stellen abbauen. In seiner neuen Mitteilung deutet Nissan zudem an, mittelfristig verstärkt auf Hybride setzen zu wollen.

Bild: Nissan

Nissan hat bei der Präsentation seiner Geschäftsergebnisse für das erste Halbjahr 2024 nochmals seine Gewinnprognose für das laufende Jahr heruntergeschraubt. Der japanische Konzern erwartet nur noch 150 Milliarden Yen (906 Millionen Euro) statt zuvor 500 Milliarden Yen an operativem Gewinn. Grund ist unter anderem das schwache China-Geschäft. CEO Makoto Uchida kündigt vor diesem Hintergrund harte Sparmaßnahmen an. Die Kosten sollen derart runter, dass Nissan „bereits ab einem Verkaufsvolumen von weltweit nur noch 3,5 Millionen Fahrzeugen profitabel ist“. Auch die Beteiligung an Mitsubishi wird in diesem Zuge um rund ein Drittel verkleinert.

Nissan hatte erst im März einen neuen Strategieplan mit dem Namen „The Arc“ vorgelegt – und will nun „einige darin enthaltenen Pläne beschleunigen, um die Marktchancen zu nutzen“. So deutet Nissan unter anderem an, mittelfristig verstärkt auf Hybride setzen zu wollen: Nissan sieht konkret vor, „die Einführung von New Energy Vehicles in China sowie von Plug-in-Hybriden und e-Power-Fahrzeugen in den USA voranzutreiben und gleichzeitig den Umsatz pro Modell zu steigern, um die Modelleffizienz zu verbessern“, heißt es. Bei den e-Power-Modellen von Nissan handelt es sich um Vollhybride. Zu seiner Europa-Strategie äußert sich der Autobauer nicht explizit.

Sehr deutlich macht Nissan in dem Geschäftsreport, dass sich der Konzern in einer „schwierigen Lage“ befindet und dringend schlanker und widerstandsfähiger werden müsse, um sich schnell an die Veränderungen des Marktes anzupassen. Dazu will sich Nissan verstärkt auf strategische Kooperationen mit Renault, Honda und Mitsubishi stützen, gleichzeitig reduziert das Unternehmen aber seine Beteiligung an letzterem Partner um 30 Prozent.

Als weitere harte Einschnitte kündigt Nissan an, die Produktionskapazitäten weltweit um 20 Prozent zu reduzieren und weltweit 9.000 Jobs abzubauen. Hinzukommen „verschiedene Maßnahmen, um die Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten zu senken, die Kosten der verkauften Waren zu reduzieren, das Anlagenportfolio zu rationalisieren und die Investitionen in Forschung und Entwicklung zu priorisieren“. Dadurch will Nissan die Fixkosten um 300 Milliarden Yen und die variablen Kosten um 100 Milliarden Yen (je im Vergleich zum Geschäftsjahr 2024) senken. CEO Makoto Uchida werde seinerseits ab November 2024 freiwillig auf 50 Prozent seiner monatlichen Vergütung verzichten – ebenso die weiteren Mitglieder der Geschäftsleitung, schreibt der Konzern.

Parallel zur Verkleinerung des Geschäfts wollen die Japaner ihre Autos wettbewerbsfähiger machen. Hier spielt der verstärkte Hybrid-Fokus mit rein, aber auch die Kooperationen mit vorhandenen und neuen Partnern, um die Vorlaufzeit für die Fahrzeugentwicklung auf 30 Monate zu verkürzen. Personell soll mit Wirkung zum 1. Dezember ein neuer Chief Performance Officer „eine schnelle Entscheidungsfindung für die Turnaround-Maßnahmen erleichtern“.

Laut Nissan-CEO Uchida bedeuten die Einschnitte nicht, dass das Unternehmen schrumpft: „Nissan wird sein Geschäft umstrukturieren, um schlanker und widerstandsfähiger zu werden, und gleichzeitig das Management neu organisieren, um schnell und flexibel auf Veränderungen im Geschäftsumfeld reagieren zu können.“ Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte zu verbessern und Nissan wieder auf einen Wachstumspfad zu bringen. „Als geschlossenes Team arbeiten wir engagiert zusammen, um die erfolgreiche Umsetzung unserer Pläne zu gewährleisten.“

Bereits im Frühjahr hatte Nissan angekündigt, umsteuern zu wollen – seinerzeit allerdings noch weniger radikal. Im Strategieplan „The Arc“ hielt der Hersteller fest, bis 2030 Kostenparität zwischen E-Autos und Verbrennern erreichen und den Absatz von Stromern in den kommenden drei Jahren um eine Million Fahrzeuge steigern zu wollen. Nissan schrieb, bis 2030 weltweit 34 neue Modelle mit E-Antrieb auf den Markt bringen zu wollen – sieben mehr als zuvor geplant. Zudem sollten elektrifizierte Autos bis zum Geschäftsjahr 2026 weltweit 40 Prozent des Modellmixes ausmachen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen es sogar 60 Prozent sein – fünf Prozent mehr als zuvor vorgesehen. Ob es dabei bleibt oder diese Planzahlen schon wieder überholt sind, präzisiert Nissan in seinem nun vorgelegten Geschäftsbericht nicht.

global.nissannews.com, global.nissannews.com (Mitsubishi)

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1 Kommentar

zu „Nissan streicht 9.000 Jobs und kappt Produktionskapazitäten“
Egon Kohler
11.11.2024 um 18:20
"CEO Makoto Uchida werde seinerseits ab November 2024 freiwillig auf 50 Prozent seiner monatlichen Vergütung verzichten – ebenso die weiteren Mitglieder der Geschäftsleitung" - daran könnten sich die Topmanager von VW (und anderen klammen Unternehmen) ein Beispiel nehmen...

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