Ford führt in seinem Kölner E-Auto-Werk Kurzarbeit ein
Wie unter anderem der „Spiegel“ berichtet, führt Ford in Köln ab kommender Woche bis zu den Weihnachtsferien Kurzarbeit ein. Sprich: Es soll in dieser Zeit im Wechsel jeweils eine Woche produziert und eine Woche ausgesetzt werden. Allein bei dieser kurzfristigen Maßnahme wird es aber nicht bleiben: Statt wie bislang 630 Fahrzeuge pro Tag plane der Konzern, ab 2025 nur noch 480 Fahrzeuge pro Tag in Köln herstellen zu lassen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Und laut dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll es auch Anfang des nächsten Jahres noch Tage ohne Produktion geben.
Ford hatte erst im September mit der Serienproduktion des neuen rein elektrischen Capri in Köln begonnen. Zusammen mit dem dort seit Juni vom Band laufenden Explorer kommen also zwei Elektromodelle für den europäischen Markt aus Köln. Beide nutzen die MEB-Plattform von Volkswagen und werden zurzeit im Zweischichtbetrieb gefertigt. Auf ihren Erfolg waren und sind die Kölner angewiesen. Doch der Start verlief offenbar enttäuschend: „Die deutlich niedriger als erwartete Nachfrage nach Elektrofahrzeugen speziell in Deutschland erfordert eine temporäre Anpassung der Produktionsvolumina im Kölner Electric Vehicle Center“, erklärt Ford in einer eigenen Mitteilung.
Detaillierte Angaben darüber, welche Kölner Produktionsbereiche und wie viele Arbeiter betroffen sind, macht Ford bisher nicht. Dass es Einschnitte geben könnte, kommt unterdessen nicht aus heiterem Himmel. Schon bei dem Produktionsstart des Capri im September sprach Betriebsratschef Benjamin Gruschka von „schwierigen Zeiten der Branche“ – allerdings seinerzeit noch mit einem hoffnungsvollen Tenor, dass sich das bald ändern könnte.
Ford hat in Köln bekanntlich voll auf Elektromobilität gesetzt. Das Werk in Köln-Niehl wurde unter Rückgriff auf zwei Milliarden US-Dollar in eine Produktionsstätte für Elektroautos umgewandelt. Die Einweihung erfolgte Mitte 2023. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zufolge hat Ford inzwischen mehr als 3.000 Mitarbeiter umgeschult. Das 125 Hektar große Werksgelände gehört für Ford zu den historisch bedeutenden Produktionsstätten. Die Fabrik wurde 1930 gegründet und ging nach dem Umbau als „das erste klimaneutrale Montagewerk von Ford weltweit“ in die Annalen ein. Technisch wartet Köln-Niehl mit einer neuen Produktionslinie, einer Batteriemontage sowie „modernsten Werkzeugen und Automatisierungsanlagen“ auf.
Die Fertigung ist dabei technisch auf 250.000 Einheiten pro Jahr ausgelegt. Pro Tag sollten eigentlich im Zwei-Schicht-Betrieb mehr als 600 Fahrzeuge gefertigt werden. Da in dem Werk am Rhein nur noch Elektroautos gebaut werden, ist ihr Absatzerfolg mit der Zukunft des Standorts verknüpft. Früheren Berichten zufolge wären für die Sicherung der Beschäftigung 200.000 Einheiten pro Jahr nötig. Offiziell ist dies aber nicht. Klar ist dagegen, dass Ford in den vergangenen Jahren am Standort Köln bereits Tausende Stellen abgebaut hat. 2018 beschäftigte die Fabrik noch knapp 20.000 Mitarbeiter, diesen Sommer waren es noch etwa 13.000. Offiziell sind bei Ford betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2032 ausgeschlossen.
Auch über Köln hinaus befinden sich Ford Deutschland im Umbruch. Geschäftsführer Martin Sander, einst von Audi als Hoffnungsträger geholt, hatte Ford im Juni in Richtung Wolfsburg verlassen. In der Folge beschloss die Ford-Zentrale in Dearborn, die Deutschland-Geschäftsführung von zehn auf vier Personen zu verkleinern. Das sorgte für weitere Abgänge im Top-Management, etwa von Arbeitsdirektor Rainer Ludwig. Die neue Geschäftsführung besteht aus Christian Weingärtner (Vertrieb), Rene Wolf (Fertigung), die beide bereits der Geschäftsführung angehörten, sowie den Neuzugängen Dave Johnston (Finanzen) und Marcus Wasserberg (Arbeitsdirektor). Laut einem früheren Bericht der „Kölnischen Rundschau“ gilt der in NRW geborene Wasserberg als Restrukturierungsspezialist. Das heißt aber auch: Einen offiziellen Vorsitzenden der Geschäftsführung, also umgangssprachlich einen Deutschland-Chef, gibt es bei Ford nicht mehr.
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