Lucid hat im letzten Quartal fast eine Milliarde Dollar Verlust gemacht

Der kalifornische Elektroautobauer Lucid verbucht zwar ein gutes Quartal, was Umsatz und Fahrzeugauslieferungen angeht – doch der Verlust ist mit 992,5 Millionen US-Dollar astronomisch hoch.

lucid motors lucid aire pure 2024 03 min
Bild: Lucid Motors

Der hohe Verlust dürfte unter anderem an den Anlaufkosten für das zweite Modell des Unternehmens liegen, dem Lucid Gravity, für den Lucid nun die Bestellbücher in den USA geöffnet hat. Und der hohe Verlust kommt für Lucid keineswegs überraschend: Um ihn aufzufangen, hatte das Unternehmen bereits im Oktober neue Aktien für eine Kapitalerhöhung ausgegeben. Und im August hatte der größte Lucid-Aktionär, der saudi-arabische Public Investment Fund (PIF), eine Zusage über zusätzliche 1,5 Milliarden US-Dollar gegeben, um den Produktionsanlauf des Gravity voranzutreiben.

Und so ist das Unternehmen trotz der hohen Verluste noch liquide: Es beendete das 3. Quartal 2024 mit einer Gesamtliquidität von 5,16 Milliarden US-Dollar. Mut macht dem Unternehmen zudem die erneut gestiegene Anzahl der ausgelieferten Fahrzeuge: Es hat im letzten Quartal 2.781 Fahrzeuge seines bislang einzigen Modells Lucid Air ausgeliefert. Das waren 387 Fahrzeuge mehr als im 2. Quartal. Dabei sieht sich Lucid auf Kurs, in diesem Jahr 9.000 Fahrzeuge zu produzieren, wobei hier die ersten Einheiten des neuen Modells Gravity eingerechnet sein dürften. Zugleich knackte der Umsatz wie schon im letzten Quartal die Marke von 200 Millionen US-Dollar.

„Unsere Dynamik setzt sich mit unserem dritten Quartal in Folge mit Rekordauslieferungen fort“, sagt Peter Rawlinson, CEO und CTO bei Lucid. „Darüber hinaus freuen wir uns, heute das Auftragsbuch für den mit Spannung erwarteten Lucid Gravity SUV zu eröffnen, ein bahnbrechendes Produkt, dessen Produktionsstart noch in diesem Jahr erfolgen soll. Darüber hinaus sichert unsere jüngste Kapitalerhöhung von rund 1,75 Milliarden US-Dollar die Zukunft des Unternehmens, indem sie seine finanzielle Reichweite bis weit ins Jahr 2026 verlängert.“

„Wir sehen weiterhin Verbesserungen bei der Bruttomarge, da unsere Bemühungen zur Kostensenkung an Dynamik gewinnen“, sagte Gagan Dhingra, Interim CFO und Principal Accounting Officer bei Lucid. „Wir freuen uns, dass wir bei unserer jüngsten Kapitalerhöhung erneut die Unterstützung des Public Investment Fund und anderer institutioneller Investoren erhalten haben.“

Unterdessen kommt Lucid auch in seinem Deutschlandgeschäft gut voran: Mit 129 Neuzulassungen im Oktober konnte das Unternehmen in etwa so viel Autos in nur einem Monat auf die deutschen Straßen bringen wie in den gesamten neun Monaten zuvor – da waren es zusammengerechnet 127 Einheiten. Zudem hat Lucid im Oktober neue Verkaufsräume in Hamburg eröffnet – es ist der vierte Lucid-Standort in Deutschland.

prnewswire.com, lucidmotors.com (Präsentation)

6 Kommentare

zu „Lucid hat im letzten Quartal fast eine Milliarde Dollar Verlust gemacht“
Axel T.
13.11.2024 um 01:35
Die Zunahme der Verkäufe in Deutschland kommt wohl vor allem durch die Einflottung bei Sixt zustande - ich bezweifle, dass das ein dauerhafter Anstieg werden wird.Ich bin auch etwas schockiert über die 9000 anvisierten Verkäufe für 2024 - das Auto wird immerhin seit 2021 produziert. Zum Vergleich: Das Tesla Model S lag im dritten Produktionsjahr bei 31.655 Einheiten, im Jahr darauf bei 50.931.Aber noch scheint der saudische Staatsfonds seine Geduld nicht verloren zu haben - tritt das ein, wird's eng für Lucid.
Dirk Henningsen
13.11.2024 um 16:46
Mittlerweile herrschen andere Marktbedingungen als beim Start von Tesla und den 3 Folgejahren. Es ist nicht mehr so einfach mit einem Luxus-E-Auto von oben den Markt aufzurollen weil es eine Menge Alternativen und keine spürbar größere Nachfrage gibt. 2016-2019 haben z.B. in Deutschland Kunden das Model S gekauft, die noch nie so ein teures Auto gekauft haben (Grundschullehrer, Bauern, Angestellte usw.) und es auch nicht wieder nach dem Model S gemacht haben weil es dann deutlich günstigere Alternativen gab. Das Tesla seine Flaggschiffe Model S und X nicht spürbar weiterentwickelt zeigt wie angespannt der Markt ist. Die einzige Chance für Lucid ist, dass der Gravity ein Erfolg wird und sie über ihn breitere Käuferschichten ansprechen können. Wenn sie mit ihm auch nur im Luxussegment bleiben, sehe ich schwarz. Und bei der Ladezeit müssen sie auch noch etwas tun, das ist für ein 900-Volt-System und einem Markteintritt 24/25 einfach nicht mehr zeitgemäß, heute erwartet man Ladezeiten von 15 Minuten oder weniger für den Ladehub von 10-80%.
Aztasu
14.11.2024 um 02:59
Stimme der kleinen Marktanalyse voll zu. Tesla war früh am Markt und lebt bis heute von Fanboys und von Vorurteilen gegenüber anderen Firmen. Diesen Vorteil haben andere nicht, obwohl einige Produkte technisch einfach besser sind.Was auch stimmt ist das Lucid sich bei der Ladegeschwindigkeit nicht mit Ruhm bekleckert, man muss aber auch sagen das bisher nur Porsche/Audi und Hyundai/KIA auf westlichen Märkten Ladezeiten von unter 20min aufweisen können. 2025 kommt auf jeden Fall Mercedes mit der CLA auf der MMA-Plattform dazu, der wird wohl für westliche Hersteller neue Maßstäbe setzen. Beim BMW iX3 auf der "Neuen Klasse" Plattform muss man noch abwarten, 20min sind aber drin. Einige chinesische 800V E-Autos mit sehr hohen Ladegeschwindigkeiten kommen 2025 ebenfalls nach Europa, Smart #5 z.B. 2025 wäre es also an der Zeit für Lucid nachzubessern. Und das trifft sich gut, denn 2025 wird der Lucid Gravity richtig durchstarten. Vielleicht hat sich da ja was getan.
Axel T.
14.11.2024 um 00:53
Sicher, es sind andere Zeiten als beim Start des Model S, allerdings ist die Stückzahl für ein neues Fahrzeug trotzdem überraschend gering, zumal es wirtschaftlich in den USA gerade gut läuft. Ich habe meine Zweifel ob der Gravity da so viel mehr reißen kann. Und ja, die Ladegeschwindigkeit ist bisher für so ein neues System alles andere als berauschend, das berichten auch deutsche Käufer.
Frank
13.11.2024 um 14:19
Sehe ich anders. Lucid und Musk geht gar nicht. Musk Buddy von Trump. Kalifornien definitiv kein Buddy von Trump. Damit hat Lucid den Auftrag für die Polizeifahrzeuge so gut wie in der Tasche. Wirtschaft kann so einfach sein.
Axel T.
14.11.2024 um 00:51
"Lucid und Musk geht gar nicht"...soso.Abgesehen davon: Es gibt - auch in Kalifornien - schon diverse Tesla Model Y als Polizeifahrzeuge. Der Lucid Air ist so teuer, dass man davon ausgehen kann, dass da kein großer Bestand bei vielen Polizeibehörden im Land eingekauft werden wird...das hat eher was von Prestige-Fahrzeug für Werbezwecke.

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