Auch letzter Interessent an Audi-Werk Brüssel springt ab
Im Audi-Werk in Brüssel wird die Produktion am 28. Februar eingestellt – und wohl auch unter einer anderen Marke nicht wieder aufgenommen. „Der potenzielle Investor aus dem Nutzfahrzeugbereich hat die Interessenbekundung zurückgezogen“, teilte die Volkswagen-Tochter am Dienstag mit. „Es gibt keinen potenziellen Investor für den Standort, damit ist die aktive Investorensuche abgeschlossen.“ Die 3.000 Beschäftigten im Audi-Werk in Brüssel haben auf eine Last-Minute-Lösung gehofft – und werden somit enttäuscht. Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist bisher nicht bekannt, es soll aber keine vorzeitigen Entlassungen vor dem Aus der Fabrik am 28. Februar geben.
Die Schließung der Audi-Produktionsstätte in Brüssel ist keine Überraschung, sondern hat sich lange abgezeichnet: Audi hatte das Werk in der belgischen Hauptstadt, in dem derzeit der Q8 e-tron samt Sportback-Ableger gebaut wird, im Laufe des Jahres immer wieder öffentlich angezählt. Der Nachfolger des Q8 e-tron soll in Mexiko gebaut werden, Audi wird kein neues Modell an das belgische Werk vergeben. Da inzwischen im VW-Konzern auch deutsche Standorte auf der Kippe stehen, waren die Chancen für Brüssel – auch mit einer anderen Konzernmarke – weiter gesunken. Mitte September hatte Audis Chief Operating Officer Gerd Walker in einem Interview verkündet, dass man sich auf die Suche nach potenziellen Investoren konzentriere.
Bereits vor einem Monat teilte Audi dann mit, bis dato keinen geeigneten Investor für Brüssel gefunden zu haben, wodurch sich das Szenario einer Werksschließung manifestierte. Dabei gab es wohl 26 Interessenten und potenzielle Investoren, die jedoch „kein tragfähiges und nachhaltiges Konzept für die Zukunft der Fabrik“ vorlegen konnten. Auch eine interne Suche innerhalb des Volkswagen-Konzerns nach einer künftigen Autoproduktion oder alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das Werk blieb ergebnislos.
Somit ist Brüssel das erste VW-Werk in Europa, das geschlossen wird. Wie der verantwortliche Unterhändler der Gewerkschaft ACV-CSC im Werk, Ronny Liedts, vor einem Monat angab, ist es wahrscheinlich, dass die rund 3.000 Fabrikarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Liedts erhob auch Vorwürfe gegen Audi: „Das einzige, was sie wollen, ist, das Werk so schnell wie möglich zu schließen. Keine der Alternativen kommt für sie in Frage.“
Audi hatte immer wieder bemängelt, dass die Lage des Werks eine Expansion und die interne Logistik behindere – beides sei nötig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben. Das Werk liegt direkt an einer Bahntrasse, weshalb tatsächlich keine Erweiterungsflächen zugänglich sind. Außerdem gibt es vor Ort keinen Karosseriebau, weshalb in Brüssel keine Stand-Alone-Fertigung möglich ist – wichtige Karosserie-Komponenten müssen aus anderen Werken zugeliefert werden.
Allerdings hat Audi unabhängig von den Herausforderungen am Standort selbst auch ein Problem mit der Nachfrage nach dem in Brüssel gebauten Modell. Ausgelegt ist das belgische Werk auf eine Kapazität von 120.000 Fahrzeugen pro Jahr. 2022 hat Audi mit 47.900 in Brüssel gebauten Autos den Peak erreicht, 2023 waren es noch 37.400 Q8 e-tron. Wie aus den Q3-Auslieferungszahlen des VW-Konzerns hervorgeht, hat Audi im laufenden Jahr bisher nur 23.900 Exemplare des großen E-SUV ausgeliefert. Im August gab es einen Medienbericht, wonach Audi für 2025 nur noch mit 6.000 Fahrzeugen plane.
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