Geely übernimmt womöglich Flugtaxi-Startup Volocopter

Konkurrent Lilium musste schon Insolvenz anmelden – und auch Volocopter ist knapp bei Kasse und kann frisches Geld gebrauchen. Das könnte nun aus China kommen. Denn angeblich erwägt der Autokonzern Geely die Übernahme des Flugtaxi-Startups aus Bruchsal.

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Bild: Volocopter

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, soll Geely bereit sein, für rund 95 Millionen US-Dollar rund 85 Prozent der Anteile an Volocopter zu kaufen. Außerdem soll an dem möglichen Deal auch das Family Office von Gerhard Sturm beteiligt sein, dem Gründer des Lüfterherstellers EBM-Papst.

Dass Geely die Übernahme von Volocopter prüft, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen. Doch Geely ist längst nicht der einzige Autohersteller, der sich im Bereiche E-Flugzeuge engagiert, die passenderweise mitunter auch als „fliegende Autos“ bezeichnet werden. So ist Stellantis einer der größten Investoren beim amerikanischen Flugtaxi-Entwickler Archer. Und der chinesische Autohersteller Xpeng betreibt ein eigenes Flugauto-Business.

Geely selbst unterhält bereits seit 2019 enge Verbindungen zu Volocopter. Damals stieg das Unternehmen als einer von mehreren Investoren ein. 2021 gründete Volocopter dann mit der Geely-Tochter Aerofugia im chinesischen Chengdu ein Joint Venture mit dem Ziel, bis spätestens 2026 städtische Luftmobilität nach China zu bringen.

Volocopter geht es wie auch anderen Flugtaxi-Entwicklern: Es ist enorm schwierig, ein elektrisches VTOL (vertikal startend und landend) nicht nur zu entwickeln und einen Prototyp zu bauen, sondern auch zur Marktreife zu bringen. Dafür ist eine komplexe Musterzulassung erforderlich sowie bei Bedarf auch eine Genehmigung für kommerzielle Flüge, sollte man die Fluggeräte selbst betreiben wollen. Dieser Prozess, bevor die Serienfertigung und die Auslieferung an Kunden beginnen kann, kann sich über Jahre hinziehen.

So wollte Volocopter ursprünglich in diesem Sommer während der Olympischen Spiele in Paris erstmals einen kommerziellen Betrieb anbieten, doch das Vorhaben scheiterte aus verschiedenen Gründen. Immerhin konnte Volocopter schließlich während der Olympiade noch einen bemannten Demonstrationsflug in einem Pariser Vorort durchführen. Anstelle des aktuellen Modells Volocity kam dabei aber nur das gut zehn Jahre alte Vorgängermodell 2X zum Einsatz. Ein weiterer Testflug des 2X wurde auf dem Gelände von Schloss Versailles durchgeführt (siehe Bild oben).

Der scheidende Volocopter-Chef Dirk Hoke, früherer Airbus-Manager und künftiger CEO des Technologiekonzerns Voith, warnte im Oktober in der „Welt“ in Hinblick auf Flugtaxis vor einer neuen Fehleinschätzung Deutschlands. Einst hätten die deutschen Autohersteller die Bedeutung von E-Autos unterschätzt, während China investierte. Jetzt baue China massiv die Elektromobilität in der Luft aus. „Während wir in Deutschland noch diskutieren und Studien vorlegen, dass das alles Quatsch ist, wird in China Vollgas gegeben“, sagte Hoke der Zeitung. „Wir haben genügend Geld in Deutschland und Europa – was uns fehlt, ist der Mut, auch in neue Technologien zu investieren.“

Im Frühjahr warnte Dirk Hoke offen vor einer Insolvenz von Volocopter und hoffte auf eine Staatsbürgschaft, die wie zuletzt auch beim Münchner Konkurrenten Lilium ausblieb. Dann kam aber doch noch eine zunächst rettende weitere Geldspritze durch die bisherigen Investoren.

Im selben „Welt“-Artikel aus dem Oktober wird auch über das große Interesse von Geely an Volocopter berichtet: Dass dieses Jahr der Chef der Zukunftssparte Geely Technology Group, Zhihao Xu, neu in das Gesellschaftergremium eingetreten ist, sei laut Branchenkennern ein wichtiges Signal für die Bedeutung von Volocopter für Geely. Und es gibt noch eine andere Interesse Verbindung: Neben Geely ist auch Mercedes-Benz in Volocopter investiert – und Geely-Gründer Li Shufu ist wiederum mit 9,7 Prozent der größte Aktionär von Mercedes-Benz. Und der frühere Daimler-Chef Dieter Zetsche ist neuerdings Vorsitzender des Beirats von Volocopter. Autos und Flugtaxis passen also offenbar gut zusammen.

Aktuell kommentiert Volocopter die Übernahmegerüchte durch Geely nicht. Doch CEO Dirk Hoke hatte in Hinblick auf das Joint Venture mit Geely im „Welt“-Interview gesagt: „Die China-Achse ist für uns interessant durch die Beschleunigung des Marktes. Er wird aus meiner Sicht alle anderen Märkte überholen, bezüglich Attraktivität und Investmentverhalten.“

businessinsider.de, welt.de (Hintergrund)

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